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Politik

US-Eliteuni streicht Woodrow Wilsons Namen

28. Juni 2020

2016 ließen die führenden Köpfe der renommierten Princeton University noch alle Proteste an sich abprallen. 2020 geht das nicht mehr. Und deshalb bekommt das Institut für Politikwissenschaft einen neuen Namen.

Nobelpreisträger, der 28. US-Präsident Woodrow Wilson
Bild: Getty Images

Die Elite-Universität Princeton hat ihr bislang nach dem früheren US-Präsidenten Woodrow Wilson benanntes Politik-Institut umbenannt. "Wilsons Rassismus war bedeutend und folgenschwer, selbst an den Standards seiner Epoche gemessen", schrieb Uni-Präsident Christopher Eisgruber in einem Brief an die Hochschulgemeinschaft.

Princeton habe Wilson, der von 1913 bis 1921 Präsident gewesen war, nicht wegen seines Rassismus geehrt, habe sich davon aber nicht abhalten lassen. "Das jedoch ist letztlich das Problem. Princeton ist Teil eines Amerikas, das Rassismus zu oft gering geschätzt, ignoriert oder entschuldigt hat", schrieb Eisgruber. Dies habe dauerhaft "Systeme erlaubt, die Schwarze diskriminieren".

Die Entscheidung zur Umbenennung sei auf seine Empfehlung hin vom Aufsichtsrat der Universität getroffen worden. Das Institut werde künftig "Princeton School of Public and International Affairs" heißen. Noch 2016 hatte das Gremium eine Umbenennung trotz heftiger Proteste von Studenten abgelehnt.

"Unangemessener Namensgeber"

US-Präsident Wilson hatte zwar den Völkerbund, den Vorgänger der Vereinten Nationen, maßgeblich initiiert, er erhielt auch den Friedensnobelpreis, doch er unterstützte die Rassentrennung in den Südstaaten, feuerte nahezu alle afroamerikanischen Führungskräfte in den Ministerien und sorgte dafür, dass schwarze und weiße Mitarbeiter strikt getrennt wurden.

Nach Jahrzehnten der Rassenintegration habe Wilson für die erneute Rassentrennung im öffentlichen Dienst gesorgt und damit "Amerika in seinem Streben nach Gerechtigkeit" wieder zurückgeworfen, erklärte nun Princeton-Präsident Eisgruber. Damit sei Wilson ein "unangemessener" Namensgeber für ein Institut, dessen Lehrende, Studierende und Ehemalige sich entschlossen dem Kampf gegen den Rassismus widmen sollten.

Die "Woodrow Wilson School of Public and International Affairs" heißt nicht mehr soBild: picture-alliance/AP Photo/M. Evans

Der Tod George Floyds bei einem brutalen Polizeieinsatz habe eine neue kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus hervorgerufen, erklärte Eisgruber. Seit Floyds Tod vor gut einem Monat und den darauffolgenden Massenprotesten gegen Polizeigewalt und Rassismus haben in den USA bereits viele Institutionen und Firmen Umbenennungen angestoßen. Im südlichen Bundesstaat Mississippi debattierten Abgeordnete eine Änderung der seit 1894 gültigen Flagge des Staates, weil diese an die einstigen Sklavenhalter des Südens, die Konföderierten, erinnert. Gouverneur Tate Reeves erklärte, er werde das Gesetz unterschreiben, wenn die Abgeordneten für eine Änderung stimmten.

rb/ack (afp, ap, dpa, rtr)

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