Der Absturz der Kurse an der Wall Street ist laut US-Finanzminister Steven Mnuchin "nur eine normale Korrektur". Gleichzeitig nahm er die US-Notenbank gegen die Kritik von Präsident Trump in Schutz.
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Nach den scharfen Attacken von US-Präsident Donald Trump auf die heimische Notenbank (Fed) versucht Finanzminister Steven Mnuchin die Wogen zu glätten. Trump respektiere die Unabhängigkeit der Fed, sagte Mnuchin am Freitag dem Sender CNBC. "Der Präsident mag niedrige Zinsen. Der Präsident ist in Sorge, dass die Fed die Zinsen zu stark anhebt und damit die Wirtschaft bremst. Und das sind ganz natürliche Sorgen", ergänzte der Minister. Mnuchin betonte zugleich, Trumps Äußerungen hätten die Fed nicht beschädigt. Er attestierte Notenbank-Chef Jerome Powell gute Arbeit.
Die US-Konjunktur bleibe stark, sagte Mnuchin am Freitag im US-Sender CNBC. Märkte hätten die Tendenz, "zu weit in beide Richtungen" auszuschlagen. Es sei gut, dass die Kurse sich am Freitag wohl erholen werden.
Wegen der starken Konjunktur ist die Fed dabei, die Zinsen schrittweise anzuheben. Weitere Schritte hat sie für dieses und kommendes Jahr signalisiert. Trump fürchtet dadurch einen Dämpfer für die heimische Wirtschaft und hat die Notenbanker bereits mehrfach kritisiert. Nach heftigen Kursverlusten an den Börsen verschärfte er in den vergangenen Tagen seine Wortwahl und nannte die Fed "verrückt". Dies sorgte für zusätzliche Irritationen an den Finanzmärkten.
Diverse Gründe für Kursverluste
Die Wall Street in New York hatte am Mittwoch einen der schlechtesten Tage dieses Jahres erlebt, der Dow-Jones-Index gab um mehr als drei Prozent nach. Daraufhin war es weltweit zu deutlichen Kursverlusten gekommen. So sackte der Nikkei-Index am Donnerstag um fast vier Prozent ein; der Dax hatte am Mittwoch mit einem Minus von 2,21 Prozent und am Donnerstag mit einem Rückgang von 1,48 Prozent geschlossen.
Als Grund für den Absturz der Kurse in den USA nannten Analysten Sorgen vor Zinsanhebungen, aber auch die anhaltenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China sowie die Unklarheit über den Brexit. Steigende Zinsen machen das Sparen und die Anlage in Staatsanleihen im Vergleich zu Aktien attraktiver.
US-Präsident Trump hatte mit Kritik an der US-Notenbank reagiert und damit die Sorgen von Anlegern weiter befeuert. Mnuchin hatte bereits am Donnerstag gegengesteuert und betont, die Fed sei nicht verantwortlich für den Kurssturz.
hb/zdh (rtr,afp)
Neue Wirtschaftskrise? Die Top 7 Risiken
Steht die Weltwirtschaft vor einem neuen Crash? Die Anzeichen für eine neue Krise nehmen zu. Aber von wo droht die größte Gefahr? Eine Übersicht.
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1. Hohe Schulden
Der Privatmann kennt das: In guten Zeiten zurücklegen für die Krise. Doch seit 2008 sind die Gesamtschulden der Welt um 60 Prozent gestiegen. 182 Billionen (182.000.000.000.000) Dollar fehlen in den öffentlichen und privaten Kassen weltweit. Wo soll da Geld als Puffer für den Abschwung herkommen?
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2. Schwellenländer
Sie stehen für immerhin 40 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung - und sind doch verletzlich. Viele Schwellenländer kurbeln ihren Konsum mit ausländischem Geld an, meist mit Dollar. Doch das System stockt, wenn die US-Zinsen steigen. Denn dann legen Investoren ihr Geld lieber in den USA an. Argentinien ist das erste Opfer. Die Türkei könnte folgen.
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3. US-Wirtschaft
Noch hält Donald Trump die weltgrößte Volkswirtschaft mit Steuergeschenken und Handelsschranken auf künstlichem Boom-Kurs. Viele Unternehmen schütten das Geld in der unsicheren Welthandelssituation aber lieber aus, statt zu investieren. Der IWF rechnet damit, dass 2018 die Wachstumsspitze erreicht ist, von nun an geht es abwärts.
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4. Handelskonflikt
Fleisch und Gemüse aus den USA; Stahl, Textilien, Technik aus China. Produkte für 360 Milliarden Dollar belegen die Streithähne bereits mit Zöllen. Laut IWF ist das jetzt schon schlecht für die USA (-0,9 Prozent Wirtschaftsleistung) und China (-0,6 Prozent). Eskaliert der Streit, leiden alle mit: 17,5 Prozent weniger Welthandel wären die Folge, schätzt die Welthandelsorganisation.
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5. Risikobanken
"Schattenbanken" wickeln Finanzen außerhalb des regulären (regulierten) Bankensektors ab. Laut EZB-Chef Mario Draghi bilden sie 40 Prozent des Finanzsystems allein in der EU. Selbst viele reguläre Banken haben zu geringe Finanzpuffer für eine Krise. Und die Partystimmung ist zehn Jahre nach der Krise zurück - mit Risiko-Krediten, für die sich Unternehmen zum Teil mehrfach überschulden.
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6. Harter Brexit
Die Zeit läuft, aber noch gibt es keinen gemeinsamen Plan für das Ende der EU-Mitgliedschaft der Briten am 29.03.2019. Ohne Freihandelsabkommen müssten allein deutsche Firmen über drei Milliarden Euro pro Jahr an Zöllen zahlen. Grenzkontrollen gefährden die "just-in-time"-Produktion. Autohersteller wie Nissan, Toyota und BMW wollen dann Werke auf der Insel schließen.
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7. Italien
Euro-Krise reloaded? Die Populisten in Rom wollen ihre Bürger früher in Rente schicken und Arbeitslosen ein bedingungsloses Grundeinkommen zahlen. Dabei ist Italien nach Griechenland der Schuldenmeister Europas, steht mit mehr als 2,2 Billionen Euro in der Kreide. Griechenland hat gerade den Euro-Rettungsschirm verlassen und versucht, seine Banken von faulen Krediten zu befreien.