US-Kürzungen: Harter Schlag für Frauen in Afghanistan
29. März 2025
Zahra Nader und ihr Team müssen täglich sorgfältig abwägen, in welche Themen sie noch investieren können, denn ihnen fehlen zunehmend finanzielle Mittel. Sie sind ein kleines Team afghanischer Journalistinnen, das sowohl innerhalb Afghanistans als auch im Exil für das Online-Magazin "Zan Times" arbeitet. Es wurde nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 von der afghanisch-kanadischen Journalistin Zahra Nader gegründet, um afghanischen Frauen eine stärkere Stimme zu geben und Journalistinnen eine Plattform zu bieten.
Nach der Gründung initiierte das Team ein journalistisches Ausbildungsprogramm für afghanische Frauen im Land. Im Rahmen des Projekts konnten 30 junge Journalistinnen ausgebildet werden, die heute für "Zan Times" oder andere Medien tätig sind.
Doch dieses Projekt kann 2025 aus finanziellen Gründen nicht fortgeführt werden. "Es geht nicht nur um Journalismus. Bildung und Aufklärung leiden unter diesen Umständen", klagt Zahra Nader im Gespräch mit der DW.
Wie viele andere Projekte wurde auch "Zan Times" bislang aus dem Ausland finanziert. Der größte Geldgeber für solche Projekte war die US-Regierung. Unter Präsident Donald Trump beschlossen die USA jedoch, die Auslandshilfen zu reduzieren, um "US-Steuergelder verstärkt im Inland einzusetzen". Auch die Finanzierung von Sendern wie Radio Azadi und Voice of America für Afghanistan soll drastisch gekürzt werden.
Diese Einschnitte erschweren der afghanischen Gesellschaft den Zugang zu Informationen, Nachrichten und grundlegender Bildung noch weiter. Auch Bildungsprogramme für afghanische Frauen sind davon betroffen.
So werden beispielsweise mehr als 80 afghanische Studentinnen, die mit USAID-Stipendien in Oman studieren, nur noch bis zum 30. Juni 2025 finanziert. Danach müssen sie möglicherweise nach Afghanistan zurückkehren. Aus Angst vor Repressalien meiden viele den Kontakt zu Medien.
Bildung und Aufklärung im Visier der Taliban
"Wir können unsere Bildungsprojekte für Frauen in Afghanistan nicht fortsetzen", sagt die Gründerin des Online-Magazins Zan Times im Gespräch mit der DW. "Afghanistan braucht die Stimme der Frauen", betont Zahra Nader. "Wir brauchen Frauen vor Ort, die das Geschehen einordnen, darüber berichten, die Gesellschaft informieren, aufklären und Menschenrechtsverletzungen dokumentieren. Als Journalistinnen waren wir für die Taliban schon immer ein Dorn im Auge."
Schon vor der Rückkehr der Taliban an die Macht im August 2021 wurden Reporterinnen, die über Menschenrechte, Frauenrechte oder politische Missstände berichteten, gezielt verfolgt. Viele wurden bedroht, verschleppt oder gezwungen, ihre Arbeit niederzulegen oder getötet.
Nach Angaben des "Afghanistan Journalists Center" wurden zwischen 2001 und 2021 insgesamt 109 Journalistinnen und Journalisten getötet, darunter 18 Frauen. Während ihre männlichen Kollegen meist bei der Kriegsberichterstattung oder in gefährlichen Gebieten ums Leben kamen, wurden die Journalistinnen gezielt ermordet – etwa durch Selbstmordattentate, Sprengsätze oder Schüsse, oft auf dem Heimweg von der Redaktion.
Ein System der Ausgrenzung und Gewalt
Seit ihrer Rückkehr an die Macht haben die Taliban Afghanistan in das einzige Land der Welt verwandelt, in dem Mädchen und Frauen keinen Zugang zu weiterführenden Schulen oder universitärer Bildung haben.
Diese Situation hat sich im Jahr 2024 weiter drastisch verschärft, wie ein aktueller Bericht von Human Rights Watch zeigt. Die Taliban haben ihre systematische Unterdrückung der Menschenrechte, insbesondere gegenüber Frauen und Mädchen, weiter intensiviert. Strenge Vorschriften schränken ihre Bewegungsfreiheit, Berufstätigkeit und Meinungsäußerung massiv ein.
Nun wurden Internationale Hilfsgelder, insbesondere aus den USA drastisch reduziert, was auch die ohnehin fragile Gesundheitsversorgung weiter destabilisiert hat. Mehr als die Hälfte der rund 40 Millionen Einwohner Afghanistans sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Rund 12,4 Millionen Menschen leiden in diesem Land unter Ernährungsunsicherheit. Davon sind vor allem Frauen und Mädchen betroffen, die kaum Zugang zu medizinischer Versorgung haben.
Die Politik der Taliban beraubt Frauen nicht nur ihrer Rechte – sie zerstört auch ihre Zukunft. "Während afghanische Frauen der schwersten Unterdrückung unserer Geschichte ausgesetzt sind, schaut die Welt weiterhin schweigend zu", sagt Roya Salimi, afghanische Frauenaktivistin, in einer Videobotschaft, die sie an die DW geschickt hat. Sie ist Mitglied der Bewegung "Purple Saturdays" in Afghanistan – eine der letzten Gruppen, die noch kleine Protestaktionen organisiert, vor allem über soziale Medien. "Die massiven Einschränkungen für Medien, ethnische und religiöse Minderheiten sowie zivilgesellschaftliche Gruppen haben die Situation im Land weiter verschärft. Wir fordern die Wiederherstellung unserer Menschenrechte und islamischen Rechte."