US-Open: Nadal gewinnt Marathonmatch
5. September 2018Mitten in der Nacht, um 2.03 Uhr Ortszeit riss Rafael Nadal die Arme hoch. Dominic Thiem hatte einen Schmetterball verschlagen, Nadal damit seinen ersten Matchball genutzt. 0:6, 6:4, 7:5, 6:7 (4:7), 7:6 (7:5) - nach einem Fünf-Satz-Krimi über 4:49 Minuten steht der Titelverteidiger aus Spanien im Halbfinale der US Open. Es war das längste Spiel in der Geschichte des Grand-Slam-Turniers in New York.
Nur sieben Punkte im ersten Satz
"Es war ein großartiger Kampf bei harten Bedingungen", sagte Nadal, der zugab, gelitten zu haben. Der Spanier war gegen Thiem einen Satz lang chancenlos. Ganze sieben Punkte gelangen dem 32-Jährigen, erst nach einer halben Stunde schaffte er den ersten Spielgewinn.
"Ich hatte einen schlechten Start, dann habe ich mir gesagt: 'Wach auf!' Ich habe einfach nur versucht, im Match zu bleiben", verriet Nadal, der in seiner Grand-Slam-Karriere erst zweimal je einen Satz mit 0:6 und beide Male auch das Match verloren hatte: 2004 in der zweiten Runde der US Open gegen Andy Roddick und 2006 im Finale von Wimbledon gegen Roger Federer.
Diesmal entschied er die Partie für sich. Gleich nach dem Matchball eilte Nadal auf Thiems Seite und tröstete den 25 Jahre alten Österreicher: "Es tut mir so leid für Domi, er ist ein enger Freund auf der Tour und ein toller Kämpfer. Er wird seine Chancen noch bekommen." Die beiden hatten sich im Juni bereits im Finale der French Open gegenübergestanden. Damals hatte sich Nadal glatt in drei Sätzen durchgesetzt.
Enges Match auch von del Potro
Am Freitag trifft der dreimalige US-Open-Gewinner (2010, 2013. 2017) im Halbfinale auf Juan Martin del Potro. Auch der Argentinier zog erst nach hartem Kampf gegen den US-Amerikaner John Isner in die Vorschlussrunde ein. Wie Nadal verlor der Turniersieger von 2009, der zuvor ohne Satzverlust durch das Turnier gekommen war, gegen Isner den ersten Satz. Nach 3:31 Stunden setzte er sich dann doch mit 6:7 (5:7), 6:3, 7:6 (7:4), 6:2 durch.
Auch im vergangenen Jahr war der 29-Jährige in Flushing Meadows in die Runde der letzten Vier eingezogen, war dort jedoch gegen den späteren Titelträger Nadal ausgeschieden. Derweil wartet die USA nach Isners Aus weiter auf den ersten Halbfinalisten im Männereinzel des Heim-Grand-Slams seit Andy Roddick vor zwölf Jahren. Roddick hatte auch 2003 in New York als letzter US_Amerikaner ein Grand-Slam-Turnier gewonnen. Dem 2,08 Meter großen Isner reichten gegen Del Potro 26 Asse nicht für sein zweites Grand-Slam-Halbfinale nach Wimbledon im Juli, dreimal gab er seinen Aufschlag ab.
Serena Williams auf dem Weg zu alter Stärke
Bei den Frauen steht Lokalmatadorin Serena Williams im Halbfinale. "Letztes Jahr habe ich zu dieser Zeit ein Baby bekommen. Ich habe nichts zu verlieren", sagte Williams nach ihrer beeindruckenden Vorstellung gegen die frühere Finalistin Karolina Pliskova. Mit 6:4 und 6:3 feierte Williams den ersten Erfolg über eine Top-10-Spielerin seit ihrem Comeback im März in Indian Wells.
Die langjährige Nummer eins der Tennis-Welt aus den USA servierte im Match gegen die zehn Jahre jüngere Pliskova 13 Asse, allerdings unterliefen ihr auch fünf Doppelfehler. In den entscheidenden Momenten diktierte sie die Partie, wehrte zehn von zwölf Breakbällen ab und verwandelte nach 1:28 Stunden ihren ersten Matchball. Damit dürfte Serena Williams in New York endgültig die Top-Favoritin auf den Titel sein, mit dem sie den Rekord der Australierin Margaret Court von 24 Triumphen bei Grand-Slam-Turnieren egalisieren würde.
Stephens scheitert an Sevastova
Die Titelverteidigerin musste bereits die Segel streichen: Die letztjährige US-Open-Siegerin Sloane Stephens ist im Viertelfinale in New York gescheitert. Die Nummer drei der Tennis-Welt verlor klar mit 2:6, 3:6 gegen die Weltranglisten-18. Anastasija Sevastova aus Lettland. Die 28-Jährige revanchierte sich damit für die knappe Viertelfinal-Niederlage gegen Stephens an gleicher Stelle vor fast genau einem Jahr und schaffte es im dritten Anlauf unter die letzten Vier bei den US Open. Sie steht damit zum ersten Mal bei einem Grand-Slam-Turnier im Halbfinale.
Nur wenige Wochen nach einer glatten Niederlage gegen Stephens beim Turnier in Montreal dominierte Sevastova den vierten Vergleich bis zur 4:1-Führung im zweiten Satz. Dann bäumte sich Stephens noch einmal auf, konnte das Match aber nicht mehr drehen. Sevastova trifft im Halbfinale nun auf Williams.
asz/sn/rb (dpa)