Joe Biden genehmigt umstrittenes Öl-Projekt in Alaska
14. März 2023
Grünes Licht für die Förderung von rund 600 Millionen Barrel Öl - obwohl Biden im Wahlkampf versprochen hatte, keine weiteren Bohrungen zuzulassen. Dementsprechend groß ist das Entsetzen bei Umwelt- und Klimaschützern.
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Entgegen seiner Wahlkampfversprechen hat die Regierung von US-Präsident Joe Biden die Erschließung eines Ölfelds im Bundesstaat Alaska genehmigt. Die texanische Ölfirma ConocoPhillips darf nun drei der ursprünglich fünf für das "Willow"-Projekt beantragten Förderzonen ausbeuten. Die Genehmigung umfasst bis zu 199 Förderpumpen; im Laufe mehrerer Jahrzehnte sollen 600 Millionen Barrel Erdöl gewonnen werden.
ConocoPhillips-Geschäftsführer Ryan Lance sprach von "der richtigen Entscheidung für Alaska und unsere Nation". Das Unternehmen rechnet von bis zu 2500 Jobs während der Erschließung und 300 dauerhaften Arbeitsplätzen und geht von milliardenschweren Steuern aus, mit denen auch der amerikanische Staat mitverdienen würde.
Donald Trump hatte das Projekt bereits durchgewunken
Innenministerin Deb Haaland sprach von einem "schwierigen und komplexen Thema", das man von der Vorgängerregierung geerbt habe. Weil ConocoPhillips das Land auf Jahrzehnte gepachtet habe, habe man nur "begrenzten Entscheidungsspielraum" gehabt. Man habe sich daher darauf fokussiert, die negativen Auswirkungen des Projekts zu verringern. Haaland verteidigte die Klimapolitik ihrer Regierung: "Ich bin zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind - auch wenn er nicht immer eine gerade Linie ist."
Ölbohrstopp im Paradies
Das Arctic National Wildlife Refuge in Alaska ist das nördlichste Naturschutzgebiet der USA. Ex-Präsident Trump wollte hier Öl- und Erdgasbohrungen durchführen lassen. Sein Nachfolger Biden hat diese Pläne nun gestoppt.
Bild: Fish and Wildlife Service/Getty Images
Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss
Einsam und unberührt schlängelt sich der Sheenjek River durch das Naturschutzgebiet im äußersten Nordosten Alaskas. Auf knapp 80.000 Quadratkilometern bietet das Reservat einen Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten, etwa für Eis- und Grizzlybären, Karibus, Wölfe oder Adler. Das Gebiet wurde bereits 1960 erstmals unter Naturschutz gestellt und 1980 auf seine heutige Größe erweitert.
Bild: Alexis Bonogofsky/Usfws/Planet Pix via ZUMA Wire/picture alliance
Paddeln im Paradies
Das Naturschutzgebiet ist nur dünn besiedelt und extrem unzugänglich. Es gibt in der gesamten Region gerade einmal zwei Dörfer mit rund 400 indigenen Einwohnern. Jedes Jahr besuchen zwischen 1200 und 1500 Touristen das Gebiet. Straßen oder Wege gibt es so gut wie nicht - oft kommt man nur noch mit dem Kajak oder dem Schlauchboot voran.
Bild: Cathy Hart/dpa/picture alliance
Bräsige Bartrobbe
Im Norden umfasst das Arctic National Wildlife Refuge auch einen großen Küstenstreifen am Arktischen Meer; er ist Heimat zahlreicher Fisch- und Vogelarten. Auch diese Bartrobbe aalt sich gemütlich in der arktischen Sonne - Wärme tanken bei Temperaturen, die auch schon mal minus 40 Grad Celsius erreichen können.
Bild: Muller, S./WILDLIFE/picture alliance
Blick in eine ungewisse Zukunft
Bei derartigen Temperaturen fühlen sich diese Eisbärenmutter und ihr Junges pudelwohl. Doch auch das Reservat ist von den Folgen des Klimawandels bedroht: Die Permafrostböden unter der Arktis tauen immer schneller - und das ruft seit einiger Zeit auch die Befürworter von Öl- und Gasbohrungen auf den Plan.
Bild: picture-alliance/WILDLIFE/S. Muller
Gras statt Öl
Unzählige Karibus grasen in der Tiefebene vor den Bergen der Brooks Range. Die größte Herde der hier beheimateten so genannten Porcupine-Karibus umfasst rund 160.000 Tiere. Doch unter dem Grasboden werden bis zu 16 Milliarden Barrel Öl vermutet. Um die Ausbeutung dieser Ölvorräte wurde schon in den 1970er Jahren, vor allem aber seit der Jahrtausendwende, immer wieder gestritten.
Bild: Fish and Wildlife Service/Getty Images
Eisige Einsamkeit
Fast die Hälfte der Fläche des Gebietes ist als Wilderness Area ausgewiesen - also als Region, die dem Zugriff des Menschen dauerhaft entzogen bleiben soll. In der Abgeschiedenheit Alaskas wollte auch George W. Bush schon nach Bodenschätzen suchen lassen. Bereits 2008 versuchte er, Nutzungsrechte in diesem Gebiet zu vergeben und argumentierte dabei mit der Energiesicherheit der USA.
Bild: Fish and Wildlife Service/Getty Images
Vorbei mit der Ruhe?
Die Republikaner und die Ölindustrie versuchen immer wieder, das rohstoffreiche Gebiet für Bohrungen zu erschließen. 2017 unternahm Donald Trump den vorerst letzten Anlauf - gegen den erheblichen Widerstand zahlreicher Umweltorganisationen. Noch 2020 versteigerte seine Regierung Zehn-Jahres-Lizenzen für die Ölförderung auf elf Flächen des Reservats.
Bild: Fish and Wildlife Service/Getty Images
Prüfende Blicke
Diese Entscheidung kassierte sein Nachfolger Joe Biden jetzt wieder ein - wenn auch nur vorläufig. Erst sollen die Bohrvorhaben nochmal umfassend geprüft werden, bevor endgültig entschieden werden soll, ob die Lizenzen freigegeben, annulliert oder mit Einschränkungen versehen werden. Noch heißt es also abwarten: Vollends aufatmen können diese Moschusochsen im Wildlife Refuge jedenfalls noch nicht.
Bild: Fish and Wildlife Service/Getty Images
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Biden selbst hat sich bisher nicht öffentlich zu der Entscheidung geäußert. Kürzlich hatte er jedoch im Gespräch mit jungen Bürgerinnen und Bürgern gesagt, die Energiesituation sei durch Russlands Invasion in der Ukraine "wirklich kompliziert" geworden und man benötige fossile Brennstoffe. "Es ist eine Frage des Übergangs, aber man kann nicht alles sofort beenden", sagte Biden.
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Klima- und Umweltaktivisten sind entsetzt
Klima- und Umweltaktivisten haben bereits Klagen angekündigt, die wiederum das Projekt noch einmal ausbremsen könnten. Abigail Dillen, Präsidentin der Nichtregierungsorganisation "Earthjustice", sagte, Biden verstehe die existenzielle Bedrohung durch den Klimawandel, "und trotzdem befürwortet er ein Projekt, das seine eigenen Klimaziele aufs Spiel setzt". Die Entscheidung erlaube 92 Prozent der beantragten Ölbohrungen und übergebe eines der fragilsten intakten Ökosysteme der Welt in die Hände eines Ölgiganten.
"Willow" liegt am sogenannten "North Slope", einem kaum besiedelten Gebiet an der Nordküste Alaskas, dessen polares Klima einen Lebensraum unter anderem für seltene Vögel und riesige Karibu-Herden bietet. Das Weiße Haus teilte mit, durch die Absage an Offshore-Bohrungen habe man wichtige Lebensräume für Wale, Seehunde, Polarbären und andere Lebewesen "für alle Zeiten vor Ausbeutung geschützt".