Um den Mord an dem früheren amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy 1963 ranken sich bis heute zahlreiche Theorien. Für etwas Aufklärung soll die Freigabe von fast 1500 Seiten geheimer Ermittlungsakten sorgen.
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Die US-Regierung hat zahlreiche weitere unter Verschluss gehaltene Dokumente zur Ermordung des früheren Präsidenten John F. Kennedy freigegeben. Die knapp 1500 Dokumente des US-Auslandsgeheimdienstes CIA und der Bundespolizei FBI wurden auf der Webseite des Nationalarchivs der USA veröffentlicht. Darunter sind Telegramme, interne Memos und Aufzeichnungen sowie andere Papiere. Sie zeigen die Bemühungen der US-Ermittler, mögliche Komplizen oder Auftraggeber des Attentäters Lee Harvey Oswald zu finden.
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Sowjetunion, Kuba, italienische Mafia ...
Überprüft wurden mögliche Verbindungen zu Geheimdiensten der Sowjetunion, kommunistischen Gruppen in Afrika und der italienischen Mafia. Die Dokumente zeigen auch, wie die USA die kommunistische Regierung Fidel Castros in Kuba ausspionierten, zu der Oswald Kontakt hatte und deren Sturz ein Ziel Kennedys war.
Der US-Demokrat Kennedy war am 22. November 1963 im texanischen Dallas bei einer Fahrt im offenen Wagen von Schüssen tödlich getroffen worden. Um das Attentat auf den charismatischen Präsidenten, das weltweit Fassungslosigkeit ausgelöst hatte, ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien.
Eine offizielle Untersuchung war nach Kennedys Tod zu dem Ergebnis gekommen, dass er von dem Einzeltäter Oswald erschossen wurde, der wiederum zwei Tage später von dem Nachtclub-Besitzer Jack Ruby getötet wurde. Die Version wird jedoch auch immer wieder angezweifelt.
So gibt es Spekulationen, der Kommunismus-Sympathisant Oswald sei von Kuba oder der Sowjetunion auf Kennedy angesetzt worden - oder von Kuba-feindlichen Gruppen mit Hilfe des FBI. Andere glauben, politische Rivalen könnten hinter der Ermordung des Präsidenten stehen.
Befeuert wurde die Diskussion über die Hintergründe des Attentats auch durch den Film "JFK - Tatort Dallas" des US-Regisseurs Oliver Stone aus dem Jahr 1991. Ein amerikanisches Gesetz verfügte im Jahr darauf die Veröffentlichung von nahezu allen Dokumenten zu Kennedys Tod - insgesamt mehr als fünf Millionen Seiten - binnen 25 Jahren, also bis 2017. Ausnahmen sind aber aus Gründen der nationalen Sicherheit möglich.
Der frühere US-Präsident Donald Trump ließ in sieben Tranchen mehr als 53.000 Dokumente freigeben. Nach Angaben des Nationalarchivs entspricht das 88 Prozent aller Dokumente. Tausende andere Papiere blieben unter Verweis auf die nationale Sicherheit unter Verschluss. Auch Trumps Nachfolger Joe Biden verschob die Veröffentlichung geheimer Akten, um "Schaden für die militärische Verteidigung, Geheimdienstoperationen, Polizeiarbeit oder Außenpolitik" zu vermeiden.
se/rb (afp, ap)
Mordakten zu John F. Kennedy enthüllt
Nach 25 Jahren gibt die USA jetzt die geheimen Akten zum Attentat auf Präsident Kennedy frei. Bereiten sie den zahlreichen Verschwörungstheorien nun doch noch ein spätes Ende?
Bild: REUTERS
Mythos JFK
Mit 46 Jahren wurde er zur Legende: John F. Kennedy, einer der wohl beliebtesten Präsidenten der USA, wird bei einem Wahlkampfbesuch in Dallas, Texas, am 22. November 1963 erschossen - nach nur knapp drei Jahren im Amt. Als sich die USA kurze Zeit später im Vietnamkrieg engagiert und es 1972 zur Watergate-Affäre kommt, sind sich viele Amerikaner einig: Mit "Jack" wäre das nicht passiert.
Bild: REUTERS
Vor den Augen der Welt
Mehrere Schüsse trafen den 35. Präsidenten der USA, der in der offenen Limousine direkt neben seiner Frau Jacky saß. Er starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Wer die Schüsse abfeuerte und warum, darüber streiten manche bis heute. Viele US-Bürger geben sich mit der offiziellen Version nicht zufrieden.
Bild: Reuters/Walt Cisco/Dallas Morning News
Offizielles Statement: Einzeltäter
Die lautet: Lee Harvey Oswald erschoss den Präsidenten - ohne dazu beauftragt worden zu sein. Das ergaben zumindest die Untersuchungen der eingesetzten Warren-Kommission. Ein weiterer Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses kam jedoch später zu dem Schluss, es könnten auch mehrere Täter gewesen sein.
Bild: picture-alliance/AP Photo
Rächer des Präsidenten
Oswald wurde bereits wenige Stunden nach dem Attentat festgenommen. Bei einem Pressetermin in der Tiefgarage des Polizeihauptquartiers erlitt er kurz darauf das gleiche Schicksal wie Kennedy: Ein Nachtclubbesitzer namens Jack Ruby erschoss ihn vor laufenden Kameras mit den Worten "Du hast meinen Präsidenten getötet, du Ratte."
Bild: picture-alliance/dpa
Mafia und Castro im Verdacht
Kennedys Ermordung rief zahlreiche Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Mal war es die Mafia, dann wieder die CIA oder sogar Fidel Castro, die angeblich die Drahtzieher hinter dem Attentat waren. Der "Mythos JFK" war geboren und bot Material für etliche Bücher, Dokumentationen und Spielfilme.
Bild: Reuters/JFK Library/The White House/Robert Knudsen
Macht als Motiv?
Auch Kennedys Nachfolger Lyndon B. Johnson geriet unter Verdacht, das Attentat geplant zu haben. Nach einer Gallup-Umfrage hielten im Jahr 2003 immerhin 18% der befragten Amerikaner diese Theorie für wahrscheinlich. Johnson war von 1963 bis 1969 Präsident der Vereinigten Staaten
Bild: Reuters/JFK Library/Cecil Stoughton/The White House
"JFK - Tatort Dallas"
Der wohl bekannteste Spielfilm "JFK" aus dem Jahr 1991 von dem hier abgebildeten Oliver Stone handelt von dem Versuch eines Staatsanwalts, den Mord an Kennedy aufzuklären. Er war die Grundlage vieler Verschwörungstheorien. Nachdem der Film angelaufen war, wurde ein Großteil der Akten zum Attentat veröffentlicht.
Bild: Imago/UPI Photo
Ein Vierteljahrhundert später
Ein kleiner Teil der Akten blieb jedoch unter Verschluss, der Gesetzgeber erließ am 26. Oktober 1992 eine 25-jährige Sperre. Diese endet jetzt, sodass die Akten nun enthüllt werden. US-Präsident Donald Trump, der das als einziger verhindern könnte, kündigte auf Twitter an, der Veröffentlichung zuzustimmen.
Bild: Reuters/JFK Library/The White House/Cecil Stoughto
Experten erwarten keine Aufklärung
Die wenigsten gehen allerdings davon aus, dass die Freigabe der Geheimakten wesentliche neue Erkenntnisse zum Motiv des Attentats bringen wird. Einzig über den Verdächtigen Lee Harvey Oswald, der schon länger von der CIA überwacht worden sein soll, könnte es Aufschlüsse geben und ob die CIA bezüglich der Ermittlungen in seinem Fall Fehler gemacht hat.