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US-Schauspieler Gene Hackman ist tot

Scott Roxborough
27. Februar 2025

Von "The French Connection" bis "The Royal Tenenbaums": Gene Hackmans Karriere ging über sechs Jahrzehnte. Der 95-jährige US-Schauspieler wurde zusammen mit seiner Frau tot aufgefunden.

SChwarz-Weiß-Porträt von Gene Hackman 1973
Gene Hackman im Jahr 1973Bild: Evening Standard/Getty Images/Getty Images

Schlagartig berühmt wurde Hackman 1971 mit seiner Oscar-prämierten Rolle des hartgesonnenen New Yorker Drogenfahnders Jimmy "Popeye" Doyle in "Brennpunkt Brooklyn" ("The French Connection"). US-Medien zufolge wurde der Schauspieler jetzt zusammen mit seiner 63-jährigen Ehefrau Betsy Arakawa tot in ihrem Haus in New Mexico aufgefunden. Die Polizei nannte bisher keine Todesursache. Es gebe jedoch, wie es hieß, keine unmittelbaren Hinweise auf ein Verbrechen.

Gene war bekannt für seine Darstellung streitsüchtiger, oft unberechenbarer Charaktere, die eine betont männliche, gefährliche Energie ausstrahlen. Damit gehörte er zu jener Generation junger Schauspieler, die Hollywood in den 1970er Jahren mit ihrer rauen, ungeschliffenen Spielart aufrüttelten. 

Geboren als Eugene Alder Hackman am 30. Januar 1930, kam Hackman erst spät zur Schauspielerei. Nachdem er aus dem US Marine Corps entlassen worden war - er hatte sich mit 16 Jahren gemeldet und eine Ausbildung zum Funker absolviert -, begann er mit 30, Schauspielunterricht am Pasadena Playhouse in Südkalifornien zu nehmen.

Gene Hackmann mit Warren Beatty im Film "Bonnie und Clyde", 1967Bild: Ronald Grant/Mary Evans/IMAGO

Dort lernte er einen anderen hochbegabten Schauspieler kennen, der eben nicht wie ein typischer Filmstar aussah: Dustin Hoffman. Beide wurden von ihren Studienkameraden für "am wenigsten erfolgversprechend" gehalten. Unbeirrt zogen sie nach New York, um dort auf auf der Bühne zu stehen, und wohnten eine Zeit lang mit einem Wirtschaftsprüfer namens Peter Falk zusammen. Hackman fuhr einen Umzugswagen, um seine Rechnungen bezahlen zu können. Später sprach er von einer "harten, aber lehrreichen Zeit".

Von der Bühne zur Leinwand 

Seine erste Bühnenrolle bekam Hackman 1958 in einer Off-Broadway-Produktion. Es folgten Fernsehauftritte und schließlich Filme. Den Durchbruch auf der Leinwand brachte die Rolle von Clyde Barrows älterem Bruder Buck in Arthur Penns "Bonnie und Clyde" (1967), die ihm seine erste Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller einbrachte. Eine weitere Nominierung erhielt er für Gilbert Cates "Kein Lied für meinen Vater" ( "I Never Sang for My Father", 1970). Darin spielt er einen Sohn, dessen alternder Vater von ihm abhängig wird. Dennoch war es William Friedkins "Brennpunkt Brooklyn" (Originaltitel "The French Connection"), der Hackman zum Star machte.

Gene Hackman im Film "Die Wurzel des Hasses" ("Mississippi Burning"), 1988Bild: Ronald Grant/Mary Evans/IMAGO

Der Polizeithriller über einen Fahnder, der versucht, einen flüchtigen Drogenschmuggler aufzuspüren, war für jene Zeit revolutionär. Friedkin, der der ursprünglich Dokumentarfilmer war, verließ die Studios und drehte in den Straßen von New York. Er schuf damit eine völlig neue Art des düsteren Realismus. Dabei entstand auch die ikonische Verfolgungsszene, in der "Popeye" Doyle unter einer Hochbahn durch die überfüllten Straßen der Stadt rast. Die Szene, in der Stuntfahrer Bill Hickman mit 145 Stundenkilometern durch Brooklyn raste, wurde ohne Drehgenehmigung gedreht! Hackmans Gesicht, dem man ein bewegtes Leben ansah, und seine ruppige Art passten perfekt zu Friedkins Filmsprache.

Jahre nach der Veröffentlichung des Films erinnerte sich Hackman: "Die Leute auf der Straße nennen mich immer noch Popeye. Ich wünschte, ich hätte noch einen Hit und einen neuen Spitznamen."

Vom Outsider zum Filmstar

In den 1970er Jahren drehte Hackman einen Film nach dem anderen, darunter den mit großem Budget ausgestatteten Katastrophenfilm "Die Höllenfahrt der Poseidon" ("The Poseidon Adventure", 1972), Francis Ford Coppolas paranoiden Thriller "Der Dialog" ("The Conversation", 1974) oder Richard Attenboroughs Weltkriegs-Epos "Die Brücke von Arnheim" ("A Bridge Too Far", 1977). Seine Rolle als rassistischer FBI-Agent in Alan Parkers Anti-Segregation-Drama "Die Wurzel des Hasses" ("Mississippi Burning", 1988) brachte ihm seine zweite Oscar-Nominierung als bester Schauspieler ein.

Hackmans Markenzeichen blieb die Darstellung knallharter, geradliniger Charaktere, doch spielte er auch komödiantische Rollen wie etwa die des blinden Einsiedlers in Mel Brooks' Klassiker "Frankenstein Junior" ("Young Frankenstein", 1974) oder als aalglatter Erzfeind Lex Luthor in "Superman“ (1978) – dem ersten Superheldenfilm. 

In späteren Jahren erweiterte er sein Repertoire um ernstere Rollen, etwa als ruppiger, aber einfühlsamer Highschool-Basketballtrainer Norman Dale in "Freiwurf" ("Hoosiers", 1986), als schmieriger Politiker im Politthriller "No Way Out" (1987) oder als zynischer, in die Mafia verstrickter Steueranwalt in "Die Firma" (1993).

Köstlich auch sein Auftritt in Wes Andersons "Die Royal Tanenbaums" ("The Royal Tenenbaums", 2001), worin er den Patriarchen einer zerrütteten Familie voller Genies spielt - den Royal Tananbaum.

Ein Star wider Willen

Doch Hackman nahm den Ruhm nicht als gegeben. In seiner Rolle als Hollywoodstar schien er sich nie wirklich wohl zu fühlen. Immer wieder trat er aus dem Rampenlicht - Ende der 70er Jahre nahm er sich eine Auszeit, lehnte die Chance ab, Hannibal Lecter in "Das Schweigen der Lämmer" (1991) zu spielen.

Der Patriarch: Royal Tenenbaum (Gene Hackman) in der Mitte seines ClansBild: Everett Collection/IMAGO

Clint Eastwood musste Hackman davon überzeugen, die Rolle des gewalttätigen, wenn auch verwirrten Sheriffs Little Bill Daggett in "Erbarmungslos" ("Unforgiven", 1992) anzunehmen. Hackman soll Eastwood gesagt haben, er wolle keine gewalttätigen Filme mehr machen. "Ich habe es satt. Ich habe schon in vielen mitgewirkt", erinnerte sich Regisseur Eastwood in einem Interview 2009 an Hackmans Worte. "Ich sagte: 'Ich weiß genau, was du meinst. Aber lies es noch einmal, denn ich glaube, wir können ein wirklich großartiges Statement gegen Gewalt und Töten abgeben, wenn wir es richtig machen." Für diese Rolle erhielt Hackman seinen zweiten Oscar - als bester Nebendarsteller.

Schauspieler Gene Hackman und Ehefrau Betsy Arakawa 1989 beim Besuch der Berliner MauerBild: Lutz Schmidt/AP/picture alliance


Sein letzter Film wurde der 2003 gedrehte und 2004 erschienen "Willkommen in Mooseport" ("Welcome to Mooseport"). Darin spielt Hackman einen ehemaligen US-Präsidenten, der in einer Kleinstadt in Maine als Bürgermeister kandidiert. Danach zog er sich von der Schaupielerei zurück und lebte vorwiegend in Danville in Illionois und - fernab von der Traumfabrik - auf einer Ranch im ländlichen Santa Fe in New Mexico. Er schrieb Bücher, darunter auch einige historische Romane.

Sein Privatleben versuchte Gene Hackman weitestgehend aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Es gelang ihm nicht immer. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau und Mutter seiner drei Kinder Faye Maltese heiratete Hackman 1991 Betsy Arakawa, eine 31 Jahre jüngere, aus Hawaii stammende klassische Pianistin. Nun wurden der Schauspieler und seine Frau leblos in zwei Räumen ihres Hauses in Santa Fe aufgefunden, ebenso wie einer ihrer Hunde. 

Aus dem Englischen adaptiert von Anastassia Boutsko.

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