US-Softwarekonzern Oracle greift nach Tiktok
14. September 2020Im Ringen um die Zukunft der populären Video-App Tiktok in den USA zeichnet sich ein Deal in letzter Minute unter Beteiligung des Software-Konzerns Oracle ab. Allerdings geht es dabei nun nicht mehr um einen Verkauf des US-Geschäfts durch den chinesischen Eigentümer Bytedance, sondern lediglich um eine Rolle für Oracle als Technologie-Partner. Unklar ist, ob diese Lösung US-Präsident Donald Trump zufriedenstellt. Er hatte Bytedance unter Verweis auf die Datensicherheit ursprünglich eine Frist bis Mitte September gesetzt, sich vom US-Geschäft zu trennen.
Neue Arbeitsplätze in Sicht
Oracle bestätigte die Beteiligung an einem Plan von Bytedance. US-Finanzminister Steven Mnuchin ergänzte, dieser sehe auch die Ansiedlung des Globalen Tiktok-Geschäfts in den USA mit rund 20.000 Arbeitsplätzen vor. Der Vorschlag werde nun von einem Gremium zur Bewertung ausländischer Investitionen in den USA und anschließend von Präsident Donald Trump geprüft, kündigte Mnuchin im TV-Sender CNBC an.
Eine mögliche Rolle für Oracle könnte sein, die Daten amerikanischer Tiktok-Nutzer zu speichern. Trump hält Tiktok für ein Sicherheitsrisiko mit der Begründung, dass chinesische Behörden an Daten von Amerikanern kommen könnten. Deshalb untersagte er amerikanischen Firmen Geschäfte mit Tiktok.
Peking verhindert Geschäft mit Microsoft
Ursprünglich sah es nach einer Übernahme des US-Geschäfts durch Microsoft aus. Doch die chinesische Regierung torpedierte diese Lösung mit einer neuen Regel, wonach sie dem Verkauf bestimmter Software-Algorithmen ins Ausland zustimmen muss. In der Nacht zum Montag teilte Microsoft mit, dass sein Angebot abgelehnt worden sei.
Die Zeit drängt. Mitte November soll ein weiterer Trump-Erlass in Kraft treten, laut dem sich Bytedance von allen Daten von Nutzern in den Vereinigten Staaten trennen muss. Auch darf Bytedance in den USA danach kein Eigentum mehr besitzen, das für den Betrieb von Tiktok genutzt wird.
Oracle ist auf Software für Unternehmen spezialisiert und hat keinerlei Erfahrung mit sozialen Medien. Die Firma ist aber ein Anbieter von Cloud-Diensten und ist zum Beispiel einer der Dienstleister des Videokonferenz-Dienstes Zoom. Zudem gilt der 76-jährige Oracle-Mitgründer Larry Ellison als einer der wichtigsten Trump-Unterstützer im Silicon Valley.
uh/fab (dpa, afp)