IT-Riese half NSA
16. August 2015Der Telekommunikationskonzern AT&T soll dem US-Geheimdienst NSA "bereitwillig" Zugang zu Milliarden E-Mails ermöglicht haben, die durch seine Netzwerke zirkulierten. Das berichten die "New York Times" und die Rechercheorganisation "ProPublica" unter Berufung auf Dokumente, die der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden zur Verfügung gestellt hat. Demnach stufte der Geheimdienst die Zusammenarbeit mit AT&T bei der Überwachung des Internets als "besonders produktiv" ein. Das Unternehmen sei "höchst kooperativ" und "extrem hilfsbereit" gewesen, zitierte das Blatt online aus den Dokumenten, die aus den Jahren 2003 bis 2013 stammten.
Laut den Dokumenten gewährte AT&T dem Geheimdienst von 2011 an Zugang zu den Daten von täglich 1,1 Milliarden Handygesprächen. Im Rahmen des 1985 gestarteten Programms "Fairview" habe AT&T dem Geheimdienst auch erlaubt, über die von ihm betriebenen Leitungen die Internetkommunikation des UN-Hauptquartiers in New York zu überwachen, berichteten die Medien.
Demzufolge gab AT&T der NSA zudem mit Hilfe verschiedener gesetzlich gedeckter Methoden Zugang zu Milliarden von E-Mails. Der Konzern habe "binnen weniger Tage" nach Beginn des Programmes zur Überwachung ohne richterliche Vollmacht im Oktober 2001 damit angefangen, Unterlagen an die NSA weiterzuleiten. Im September 2003 sei AT&T der erste "Partner" gewesen, der eine neue Technik zur Datensammlung freigeschaltet habe, durch die der NSA zufolge eine "Live-Präsenz im globalen Netz" möglich geworden sei. In einem der ersten Monate der Operation seien der NSA 400 Milliarden Internet-Metadatenunterlagen zugeleitet worden.
"Keine Informationen ohne Gerichtsbeschluss"
AT&T und andere Firmen werden in den Dokumenten nur mit Codenamen genannt, doch identifizierten frühere Geheimdienstmitarbeiter die Unternehmen. Es war unklar, ob die Programme heute noch weiter laufen. Die Dokumente Snowdens stammten von 2003 bis 2013.
Ein Unternehmenssprecher von AT&T betonte, dass die Firma Ermittlungsbehörden keine Informationen ohne entsprechenden Gerichtsbeschluss weitergebe, außer wenn Gefahr in Verzug sei. Den Berichten zufolge erfolgte die Überwachung der Kommunikation der Vereinten Nationen auf Anweisung des geheimen Sondergerichts Foreign Intelligence Surveillance Court.
Allein das Programm "Fairview" kostete die NSA den Berichten zufolge im Jahr 2011 188,9 Millionen Dollar. Das zweitgrößte Programm namens "Stormbrew" schlug demnach mit 66,8 Millionen Dollar zu Buche.
stu/ago (afp, dpa)