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Politik

Überraschungsbesuch in Kabul

7. September 2018

US-Verteidigungsminister James Mattis wollte sich in Kabul ein Bild machen, wie weit die Befriedung des Landes vorangekommen ist. Vor einem Jahr hatten die USA ihre Politik am Hindukusch geändert.

Afghanistan - US Verteidigungsminister Jim Mattis zu besuch in Kabul
James Mattis (2.v.l.) war auf dem Gelände der NATO-Mission Resolute Support in Kabul gelandet Bild: Getty Images/AFP/T. Watkins

Mattis sprach in der Hauptstadt Kabul mit Präsident Aschraf Ghani sowie dem Regierungs-Geschäftsführer Abdullah Abdullah. Dabei ging es um den Friedensprozess mit den radikal-islamischen Taliban, die Auswirkungen der neuen US-Südasienstrategie und Reformen bei den afghanischen Sicherheitskräften, wie ein Sprecher des Präsidentenpalastes in Kabul twitterte.

Auch die bevorstehenden Parlamentswahlen in Afghanistan im Oktober sowie Präsidentschaftswahlen im April 2019 seien besprochen worden.

Mattis Besuch, der vierte seit seinem Amtsantritt als Verteidigungsminister im Januar 2017, kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Nach wie vor ist die Sicherheitslage am Hindukusch extrem angespannt. Erst am Mittwoch waren bei einem Doppelanschlag auf einen Sportclub in einem Schiiten-Viertel mindestens 20 Menschen getötet worden.

US-Präsident Donald Trump hatte vor einem Jahr seine neue, aggressivere Strategie für Afghanistan vorgestellt. Nach jahrelanger Reduzierung der dort stationierten Soldaten wurden die Truppen von etwa 8400 auf derzeit rund 14.000 Mann aufgestockt. Viele sollen die afghanische Armee und Polizei ausbilden. Aber es gibt auch sehr viel mehr Luftangriffe sowie mehr Kampfeinsätze der US-Spezialkräfte.

Eine Befriedung des Landes brachte dies bislang aber nicht. Die Taliban-Aufständischen verstärkten in den vergangenen Monaten ihren Krieg gegen die Regierung in Kabul. Sie greifen täglich vor allem Militärbasen und Kontrollpunkte an. Und auch Dschihadisten der Miliz "Islamischer Staat" terrorisieren die Bevölkerung mit Anschlägen.

Mit einem Transporthubschrauber des US-Militärs war der Verteidigungsminister unterwegsBild: Getty Images/AFP/T. Watkins

Mattis hatte kürzlich die Hoffnung geäußert, ein Friedensprozess mit den Taliban-Milizen könne wiederbelebt werden. Vor Journalisten teilte er mit, dafür sei das Botschaftspersonal in Kabul aufgestockt worden. "Wir haben mehr Anzeichen, dass eine Aussöhnung nicht mehr nur ein Fata Morgana ist", hatte er gesagt. Es gebe nun offene Kommunikationskanäle.

Taliban-Vertreter hatten Ende Juli Gespräche mit einer US-Delegation im Golfemirat Katar bestätigt. Dort unterhalten die Aufständischen ein halboffizielles Büro. Die US-Seite dementierte die Gespräche nicht. Direkte Gespräche zwischen den Taliban und den USA wären eine signifikante Änderung der US-Politik. Bisher hieß es von den USA immer, die Taliban sollten mit der afghanischen Regierung verhandeln.

uh/ww (dpa, afp, ap)

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