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Politik

Newcomer Pete Buttigieg

11. Februar 2020

Vom Lokalpolitiker in der ländlichen Mitte der USA zum vielversprechenden Präsidentschaftskandidaten der Demokraten - Pete Buttigieg hat eine erstaunliche Karriere hingelegt. Wer ist "Mayor Pete"?

Pete Buttigieg - Präsidentschaftskanditat der Demokraten
Bild: Reuters/B. McDermid

Pete Buttigiegs Präsidentschaftskandidatur ist aus vielerlei Gründen außergewöhnlich. Als Buttigieg vergangenes Jahr zu Gast in der satirischen Daily Show war, fasste Moderator Trevor Noah es so zusammen: "Ein Rhodes-Stipendiat, Kriegsveteran, schwul und religiös, der mehrere Sprachen spricht und aus dem Mittleren Westen der USA kommt." Nicht gerade typisches Präsidentschaftsmaterial. Der 38-jährige Buttigieg stimmte lachend zu: "Wenn man sich vor fünf oder zehn Jahre den idealen Präsidentschaftskandidaten hätte zusammenstellen können, wäre das nicht ein schwuler Bürgermeister in den Dreißigern aus dem Mittleren Westen gewesen."

Aber im Jahr 2020 scheint genau diese Mischung gut bei den US-Demokraten anzukommen. Buttigieg ist einer der Favoriten im Rennen der Partei darum, wer Donald Trump bei der Wahl im November herausfordern soll. Aus dem Caucus in Iowa, der ersten Vorwahl im Land, ging Buttigieg als Sieger hervor, mit einem hauchdünnen Vorsprung vor Urgestein Bernie Sanders. Selbst sein für US-Amerikaner schwieriger Nachname ist kein Problem: Für alle Caucus-Gänger, die nicht wussten, wie sie "Buttigieg" auf ihren Wahlkarten schreiben sollten, hatten Freiwillige Sticker mit seinem Namen ausgedruckt, die man ins Kandidatenfeld kleben konnte.  

Vorwahlen in Iowa

03:17

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Jüngster Bürgermeister einer Großstadt

Buttigieg wurde 1982 in South Bend geboren, der Stadt, deren Bürgermeister er von 2012 bis 2020 werden sollte. Sein Vater kommt aus Malta, die Mutter aus Kalifornien. Seine erste Begegnung mit der "großen Politik" hatte Peter Paul Montgomery Buttigieg in seinem Abschlussjahr an der High School, als er einen Aufsatz-Wettbewerb gewann, für die Preisverleihung nach Boston reiste und dort Mitglieder der Kennedy-Familie kennen lernte. Das Thema seines Aufsatzes: Die politische Courage von Bernie Sanders.

Nach der Schule studierte Buttigieg erst an der Harvard University, wo er seinen Bachelor in Geschichte und Literatur machte, und dann am Pembroke College in Oxford, England, wo er mit einem Bachelor in Philosophie, Politik und Wirtschaft abschloss. Bevor er hauptberuflich in die Politik ging, arbeitete er drei Jahre lang als Unternehmensberater bei McKinsey.    

Mit 29 Jahren gewann er die Wahl zum Bürgermeister von South Bend, mit fast drei Viertel aller Stimmen. Damit war Buttigieg der jüngste jemals gewählte Bürgermeister einer US-amerikanischen Stadt mit mindestens 100.000 Einwohnern. 2015 wurde er für eine zweite Amtszeit gewählt.

"Eine freundliche Person"

"Ich habe beide Male für Pete als Bürgermeister gestimmt", sagte Pete-Unterstützer Greg, ein Ingenieur, der vor dem Caucus extra von South Bend nach Iowa gereist war. Gemeinsam mit mehr als 2000 Menschen feierte er am Tag vor dem Caucus den ehemaligen Bürgermeister bei einer Wahlkampfveranstaltung in einer Turnhalle in Des Moines. "Er ist extrem intelligent, kann sich gut ausdrücken und ist eine so freundliche Person."   

"Buttigieg, Buttigieg!" skandieren die Fans in Des Moines. Vor noch nicht allzu langer Zeit konnte kaum jemand diesen Namen aussprechen. Bild: DW/ C. Bleiker

Drinnen auf der Bühne erzählte Buttigieg, wie es zu Beginn seiner Präsidentschaftskandidatur zuging, als er noch nicht landesweit bekannt war und von Turnhallen mit mehreren tausend begeisterten Unterstützern nur träumen konnte. "Vor einem Jahr waren wir in einem Altersheim", sagte Buttigieg. "Da haben mein Wahlkampfmanager und ich nach der Veranstaltung die Stühle hochgestellt und den Boden gewischt. Wir haben uns schlecht gefühlt wegen all des Schnees, den wir mit unseren Schuhen reingeschleppt hatten." 

Politisch steht Buttigieg auf der Seite der moderaten Demokraten. Anders als Sanders oder Warren möchte er die private Krankenversicherung nicht komplett abschaffen. Er will private Alternativen neben einer staatlichen Versicherung erhalten. Ein weiteres Ziel: Jungen Menschen aus armen und Mittelklasse-Familien eine kostenfreie Universitätsausbildung zu ermöglichen, ohne Studiengebühren für alle Studenten abzuschaffen.

2014 nahm er eine siebenmonatige Auszeit von seinem Bürgermeisteramt, während der er als nachrichtendienstlicher Marine-Offizier in Afghanistan stationiert war. In den USA, wo Militärangehörigen besonderer Respekt gezollt wird, ist das ein Wahlkampfvorteil.

Buttigieg (38) und Sanders (78): Zwei Generationen von Präsidentschaftskandidaten. Bild: picture-alliance/AP Photo/C. Krupa

Probleme mit rassistischen Polizeibeamten

Aber in seiner Zeit als Bürgermeister hat sich Buttigieg nicht nur Freunde gemacht. Kritiker sagen, Buttigieg habe nicht genug getan, um rassistische Beamte aus der Polizei von South Bend zu entfernen. Im Juni 2019 hatte ein weißer Beamter in South Bend einen 54-jährigen Afroamerikaner erschossen. Bei einem Treffen mit Bürgern seiner Stadt nach dem Vorfall sagte Buttigieg, er habe versucht, die Probleme innerhalb der Polizeibehörde zu beheben. "Ich verspreche euch, wir haben alles versucht, was uns eingefallen ist." Aber während seiner gesamten Amtszeit war das Verhältnis zwischen Polizei und der afroamerikanischen Gemeinde in South Bend angespannt.

Als Präsidentschaftskandidat ist es Buttigieg nach Umfragen bisher nicht gelungen, viele schwarze Wähler von sich zu überzeugen. In den Vorwahlen hat ihm das bisher nicht geschadet - Iowa ist mehrheitlich weiß. Und auch New Hampshire, wo am Dienstag abgestimmt wird, hat nur eine kleine afroamerikanische Bevölkerung. Nach seinem Sieg in Iowa werden Buttigieg auch hier gute Chancen eingeräumt.

Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker