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US-Wahl 2024: Wer hat Donald Trump gewählt?

6. November 2024

Der ehemalige und künftige US-Präsident Donald Trump konnte bei der Wahl wichtige Gruppen von sich überzeugen, darunter Frauen, Latinos und junge Menschen. Ein Blick auf die Zahlen.

Trump-Unterstützerin mit "Latinos for Trump Schild"
Donald Trump konnte bei Latinos und jungen Wählern stärker punkten als in den Vorjahren Bild: Marco Bello/AFP

Der 78-jährige Republikaner Donald Trump hat bei der US-Wahl die nötige Mehrheit der Wahlleute und so den Sieg gegen die demokratische Kandidatin Kamala Harris errungen. Vier Jahre nach seiner Abwahl gelang dem Rechtspopulisten somit das Comeback ins Weiße Haus.

Noch bevor die letzten Stimmen ausgezählt waren, erklärte sich Donald Trump bereits zum Sieger. "Wir haben Geschichte geschrieben", sagte er vor seinen Anhängern im US-Bundesstaat Florida. Doch wer hat eigentlich für Trump gestimmt? Und wo konnte Trump gegenüber der vorherigen Wahl aufholen? Ein Blick auf die Zahlen - und was sie vielleicht aussagen könnten.

Trump konnte mehr junge Wähler bewegen

Junge Wähler gehörten im Wahlkampf zu einer hart umkämpften Gruppe - in beiden Lagern. Genau dort konnte Trump nun auch punkten. Obwohl eine knappe Mehrheit der jungen Menschen landesweit für die Demokraten gestimmt hat, war der Vorsprung vor Trump so gering wie seit drei Präsidentschaftswahlen nicht mehr.

Stimmten 2020 lediglich 37 Prozent der Frauen bis 44 Jahre für Trump, waren es in diesem Jahr 43 Prozent. Bei den jungen Männern konnte sich Trump von 45 Prozent sogar auf 52 Prozent steigern.

Dass Trump vor allem bei den jungen männlichen Wählern gut ankommt, war abzusehen. Schon vor der Wahl hatten Experten auf den sogenannten Gender Vote Gap hingewiesen - einer wachsenden Lücke zwischen jungen Männern und Frauen in Bezug auf ihre politischen Einstellungen. Während junge Männer eher nach rechts driften, orientieren sich junge Frauen eher links. Diese Entwicklung ist in vielen Ländern zu beobachten. 

Frank Gonzalez, Politologe an der University of Arizona, vermutet, dass dabei die wachsende Identifikation mit vermeintlich männlichen Eigenschaften bei jungen Männern eine Rolle spielt. Stärke, Macht und ein Respekt vor Autorität gingen "Hand in Hand mit Hyper-Maskulinität", so Gonzalez in einem Bericht der University of Arizona. Attribute, die mit Trump in Verbindung gebracht werden.

"Interessant ist, dass sich die Lücke bei dieser Wahl wieder etwas verengt, weil viele jüngere Frauen Trump gewählt haben", sagt der Soziologe Markus Kienscherf von der Freien Universität Berlin der DW. Eine mögliche Ursache könnte in der "Verbreitung traditioneller Lebensentwürfe und Geschlechterrollen über die Sozialen Medien" liegen, von denen sich teilweise auch junge Frauen angezogen fühlten. 

Trump setzte in seinem Wahlkampf zudem auf die Bekämpfung der Inflation - ein Thema, das junge Leute, die beispielsweise mit hohen Mieten zu kämpfen haben, bewegt. Der Soziologe Marco Bitschnau von der Universität Konstanz vermutet deshalb, dass "vor allem wirtschaftliche Sorgen und eine allgemeine Niedergangswahrnehmung" zusammen mit dem "'Branding' von Trump als eines Machers, der das Land wieder nach vorne bringen kann" zum Tragen gekommen seien.

Hinzu kommt eine dezidierte "Trump-Nostalgie" bei den jungen Wählern: "Viele Jungwähler sind während der ersten Trump-Amtszeit aufgewachsen und bewerten diese in der Rückschau als eine Periode der Stabilität, der Prosperität und des Friedens", sagt Bitschnau. 

Zuwachs bei bei den Latinos

Vor allem bei den Wählern lateinamerikanischer Herkunft konnte Trump deutlich zulegen und 41 Prozent der Wähler für sich begeistern; bei der vergangenen Wahl waren es 35 Prozent. Viele Wähler dürften Trump wegen seiner konservativen Ansichten gewählt haben.

Bitschnau verweist gegenüber der DW darauf, dass "gerade die Latinos - und mit Abstrichen auch Untergruppen der Asiatischstämmigen - kulturell und soziodemografisch keineswegs demokratische Bilderbuchwähler sind." Häufig seien sie religiöser und in vielen gesellschaftspolitischen Fragen konservativer als weiße Demokraten, wie etwa in der Familienpolitik, aber auch, was sexuelle Minderheiten anbelangt.

Dieser Umstand sei den Republikanern schon länger bewusst, bislang hätten sie aber keinen Weg gefunden, ihn in ein Wahlstimmenplus umzumünzen. "Trump scheint dies nun gelungen zu sein", sagt Bitschnau.  

Auch ökonomische Gründe dürften eine große Rolle gespielt haben. "Diese Bevölkerungsgruppen leiden stark unter Inflation", sagt der Soziologie-Professor Kienscherf. "Wir haben hier auf der einen Seite eine Kampagne, die das Gespenst des Sozialismus an die Wand malt, aber gleichzeitig Wähler, die glauben, der Präsident könnte aus dem Weißen Haus heraus die Lebensmittel - und Benzinpreise reduzieren." Trumps Appell an Wirtschaftsthemen sei sehr wirkmächtig gewesen. "Dem konnte Kamala Harris wenig entgegensetzen, vielleicht hat sie sich auch nicht weit genug von Biden distanziert."

Republikaner - die neue Arbeiterpartei?

Donald Trumps Fähigkeit, Wähler ohne Hochschulbildung von den Demokraten abzuwerben, ist für seine neue republikanische Basis von zentraler Bedeutung. 55 Prozent der Wähler ohne Hochschulbildung entschieden sich für Trump. Bei den vergangenen Wahlen waren es noch 51 Prozent. "Die Parteien der radikalen Rechten, zu denen ich inzwischen die Republikaner zähle, werden zu den neuen Arbeiterparteien", sagt Politikwissenschaftler Thomas Greven von der Freien Universität Berlin der DW.

Möglicherweise wurden auch die Wahlkampf-Botschaften von Kamala Harris zum Schutz der Demokratie und der Institutionen als eher als "hölzern und abgehoben" wahrgenommen, vor allem bei Wählern, die ihre eigene wirtschaftliche Situation als schwierig erachten, so Bitschnau. "In dem Punkt gilt wohl die alte Brecht-Devise, dass das Fressen vor der Moral kommt." 

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