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PolitikPakistan

US-Wahlen: Anhänger von Pakistans Ex-Premier für Trump

Shamil Shams
21. Oktober 2024

Unterstützer des pakistanischen Ex-Premiers Imran Khan machen die Biden-Regierung für seinen Sturz verantwortlich. Würde Trumps Rückkehr ins Weiße Haus die Lage für den inhaftieren populistischen Politiker verändern?

US-Präsident Donald J. Trump empfängt den pakistanischen Ministerpräsidenten Imran Khan (2019, Archiv)
Händeschütteln und gegenseitige Komplimente: Imran Khan, damals Premier von Pakistan, und der damalige US-Präsident, Donald Trump, im Oval Office am 22. Juli 2019.Bild: picture-alliance

Als Imran Khan vor zwei Jahren die Macht verlor, zögerte er nicht, die USA für seinen Sturz verantwortlich zu machen. Khan war durch ein Misstrauensvotum im pakistanischen Parlament seines Amtes enthoben worden. Der ehemalige Kricketspieler und Politiker behauptete jedoch, dass die mächtigen Militärchefs seines Landes zusammen mit Washington den Sturz orchestriert hätten. Diese Behauptung blieb unbewiesen. Khans Unterstützer sind aber weiter fest davon überzeugt.

"Historisch gesehen haben die USA Einfluss auf die pakistanische Außen- und Sicherheitspolitik genommen", sagt Raza Rumi, ein in den USA ansässiger pakistanischer Analyst, der DW. Viele Pakistaner glaubten auch jetzt noch, "dass Washington in der Lage ist, die pakistanische Politik zu beeinflussen".

Khans Unterstützer lenken ihre Kritik dabei auf die Demokratische Partei in den USA und insbesondere auf Präsident Joe Biden. Sie glauben, dass Khans Probleme anfingen, nachdem der republikanische Politiker Donald Trump die Wahlen im Jahr 2020 verloren hatte. "Es stimmt, dass Biden Khan nie angerufen hat, als jener Premierminister war. Die Biden-Regierung ignorierte Khan, und viele (in Khans Regierung) appellierten an ihn, sich mit ihm in Verbindung zu setzen", betonte Rumi.

Gegenseitige Sympathie

Donald Trump hatte als Präsident dagegen gute Beziehungen zu Imran Khan unterhalten. Die beiden Staatsoberhäupter hatten sich in Washington auch persönlich getroffen und tauschten dabei Komplimente aus.

Trump und Khan teilen einen ähnlichen Führungsstil – beide sind populistische Politiker und gelten in ihren jeweiligen Ländern als nicht dem politischen Establishment zugehörig, sondern als "politische Außenseiter".

Unterstützer von Imran Khan demonstrieren in Islamabad am 8. September 2024Bild: Salahuddin/REUTERS

Anhänger der von Khan in den 1990er Jahren gegründeten Partei Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI) hoffen nun, dass sich die Lage ihres inhaftierten Führers verändern könnte, sollte Trumps ins Weiße Haus zurückkehren. "Die PTI-Anhänger setzen auf Donald Trumps Sieg am 5. November und glauben, dass er das pakistanische Militär unter Druck setzen wird, die Haltung gegenüber Imran Khan zu ändern. Es existiert die übertriebene Wahrnehmung, dass Trump für Khan ist, weil er Imran Khan im Weißen Haus willkommen hieß und Khan später in einer seiner Reden lobte", sagte Rumi.

Jimmy Virk, ein im Nahen Osten lebender Khan-Unterstützer und Journalist, sagte der DW, dass "die allgemeine Wahrnehmung in Pakistan ist, dass Donald Trump Imran Khan ziemlich nahesteht. Trump hat dies in seinen Umgang mit der pakistanisch-amerikanischen Gemeinschaft und auch anderswo zum Ausdruck gebracht." Laut Virk habe Trump "ein gutes Verhältnis zu Khan" entwickelt. "Trump mag starke Führer", fügte er hinzu.

Letzte Woche sprach das pakistanisch-amerikanische Komitee für öffentliche Angelegenheiten in den USA seine Unterstützung für Trump bei den Wahlen am 5. November aus. Es behauptet, dass der "legislative Putsch" (das Misstrauensvotum) gegen Khan von Biden und seiner Regierung ausgelöst wurde. Der Vorwurf ist von der Biden-Regierung wiederholt zurückgewiesen worden.

Kann Trump Khan wirklich helfen?

PTI-Unterstützer Virk meint, das "Washingtoner Establishment" habe seine eigenen Prioritäten, aber "der Präsident kann die Politik [in Pakista, Anm. d. Red.] beeinflussen, wie es Trump während seiner Amtszeit getan hat".

Doch einer der wesentlichen Gründe für Washingtons engen Kontakt mit Islamabad während der Präsidentschaft Trumps war der langwierige Konflikt in Afghanistan. Die USA wollten ihr Engagement in dem vom Krieg verwüsteten Land beenden, nachdem sie dort zwei Jahrzehnte militärisch präsent waren und Milliarden von Dollar ausgegeben hatten. Pakistan, das einen erheblichen Einfluss auf die afghanischen Taliban hatte, war dafür unerlässlich. Khan, der zu dieser Zeit am Ruder war, wurde gebraucht, um dieses Ziel zu erreichen.

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Nun steht aber die Frage im Raum, ob Trump, wenn er wieder an die Macht kommen sollte, noch immer Pakistan und Khan für die Umsetzung seiner Ziele brauchen würde. "Wenn es um die inneren Angelegenheiten Pakistans geht, wird die Rolle der USA überschätzt", sagt der US-Analyst Rumi. "Es gibt keine direkte Militärhilfe für Pakistan, anders als in den vergangenen Jahrzehnten, als das Land ein Frontstaat im von den USA geführten Krieg gegen den Terror war, oder in den Sondervereinbarungen, die Islamabad während des Kalten Krieges geschlossen hat."

Allerdings hätten die USA heute nach wie vor einen indirekten Einfluss über die Aufsichtsräte der Bretton-Woods-Institutionen, insbesondere den IWF und die Weltbank, die für die fragile Wirtschaft Pakistans wichtig sind. "Ob Trump diese Hebel einsetzen wird, wenn er zum Präsidenten gewählt wird, bleibt abzuwarten", so Rumi im Gespräch mit der DW.

Khans Unterstützer Virk ist jedoch optimistisch, dass Trump Khan anderen pakistanischen Politikern vorziehen wird, wenn er wieder Präsident wird. "Die dynamische pakistanisch-amerikanische Gemeinschaft in den USA hat enge Beziehungen zur Trump-Kampagne aufgebaut und versprochen, Trump anstelle der demokratischen Kandidatin Kamala Harris zu unterstützen. Trump verfolgt eine nicht-interventionistische Anti-Kriegs-Politik und ist gegen 'Regimewechsel-Operationen' im Ausland", sagte Virk.

Maria Sultan, eine in Islamabad ansässige Sicherheitsanalystin, weist darauf hin, dass die Beziehungen zwischen den USA und Pakistan unter einer republikanischen Regierung tendenziell stabiler sind. "Natürlich werden US-Wahlen von der US-Wählern entschieden. Da Republikaner aber stabilere pakistanisch-amerikanischen Beziehungen unterhalten haben als die Demokraten, hoffen die Pakistaner, dass Trump eine neue Ära der Stabilität zwischen den beiden Ländern einläuten wird", sagt sie der DW.

Nahost und die Beziehungen zwischen Islamabad und Washington

Unabhängig davon, wer im Weißen Haus die Macht hat, haben die USA in der Vergangenheit aufgrund ihrer geo- und sicherheitspolitischen Ziele in einer Region, zu der Länder wie Afghanistan, China, Indien und der Iran gehören, enge Beziehungen zu Pakistan aufgebaut und aufrechterhalten.

Die instabile Lage im Nahen Osten und der Konflikt zwischen dem Iran und Israel hat dazu geführt, dass die die Sicherheitsdynamik in der Nachbarschaft Pakistans für die USA wieder wichtiger geworden ist. Wenn der Krieg noch weiter eskaliert, wird auch die Rolle des pakistanischen Militärs für die USA bedeutsamer. Dieser Punkt ist letztlich entscheidend und nicht so sehr die Rolle von Imran Khan oder irgendeinem anderen zivilen Politiker.

"Anscheinend hat der [Militär-]Apparat in Pakistan einen außergewöhnlichen Austausch mit Saudi-Arabien geführt, insbesondere nachdem der Konflikt im Nahen Osten eskaliert ist", sagt der in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Sicherheitsanalyst und Journalist Ali K. Chishti.

"Washington sieht Islamabad als Verbündeten gegen Teheran im Falle eines größeren Konflikts. Während der strategischen Gespräche zwischen den USA und Pakistan gab es eine Art Vereinbarung darüber. Was die US-Wahlen betrifft, so wird die neue Regierung, wenn Trump an die Macht kommt, Pakistan die Hand reichen, ohne sich viel um Khan oder andere Politiker zu kümmern", fügte Chishti hinzu.

In Anspielung auf die mächtigen Militärchefs wies der Analyst darauf hin, dass "Trump weiß, mit wem er es in Pakistan zu tun hat", nämlich einem Land, in dem es weniger auf die zivile Regierung als das Militär ankommt.

Zusätzliche Berichterstattung von Haroon Janjua, DW-Reporter in Islamabad.

Aus dem Englischen adaptiert von Florian Weigand.