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Nichts über persönliche Verfehlungen Trumps

Daniel Heinrich
12. November 2020

Donald Trump will das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen nicht anerkennen. In westlichen Medien sorgt das für Unverständnis. Wie berichten Medien in Ländern mit eingeschränkter Pressefreiheit? Ein Überblick.

US-Wahlen 2020 | Donald Trump Rede
Donald Trump im Presseraum des Weißen Hauses. Er zweifelt das Ergebnis der Wahlen an.Bild: Evan Vucci/AP Photo/picture alliance

In Medienhäusern rund um den Globus sorgen die Aussagen Donald Trumps und seines Teams, das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahl nicht anerkennen zu wollen, für Kopfschütteln. Sein demokratischer Kontrahent Joe Biden wird aufgrund seiner ausgleichenden Art gerade in westlichen Medien als eine Art Hoffnungsträger wahrgenommen. Wie sieht es in Ländern aus, deren autokratische Herrscher selbst nicht viel auf Pressefreiheit geben? Ein Überblick:

China

Im Allgemeinen sorgt Trumps Affinität für Twitter für großes Kopfschütteln. Politische Ankündigungen via Kurzmitteilungsdienst in die Welt zu setzen wäre in China undenkbar. Das staatsnahe Nachrichtennetzwerk Sohu, eines der größten Internetportale der Volksrepublik, nimmt die US-Behörde General Services Administration (GSA) in den Blick. Die GSA ist nach einer Präsidentschaftswahl dafür zuständig, die Machtübergabe zu organisieren. Dadurch, dass Donald Trump die Behörde angewiesen habe, Joe Biden nicht zu unterstützen, heißt es bei Sohu, "bleiben Biden unter anderem über 6 Millionen US-Dollar und der Kontakt zu Bundeseinrichtungen verwehrt."

Rudy Giuliani, der Anwalt Donald Trumps, bestreitet bei einer Pressekonferenz nach den Wahlen den Sieg Joe Bidens.Bild: Eduardo Munoz/REUTERS

Auch beim chinesischen Staatsfernsehen CCTV bringt man kein Verständnis für Trumps Verhalten auf. Dessen angekündigte Klagen würden letzten Endes nur viel Geld kosten und die eigene Partei spalten. "Einige Republikaner haben schon signalisiert, keine weiteren Spenden tätigen zu wollen, da die Klagen ins Leere laufen würden." Den Schwerpunkt der politischen Arbeit sollten die Republikaner lieber darauf verwenden, ihre Mehrheit im Kongress zu sichern, so der Tenor bei CCTV.

Russland

Die jeweiligen Charaktereigenschaften von Joe Biden und Donald Trump oder deren Verhalten nach der Wahl spielen eine eher untergeordnete Rolle. Die Medienhäuser beschäftigen sich vor allem mit der Frage, was die US-Wahl für Russland bedeutet. Generell erwartet niemand große Veränderungen in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Bei Gazeta.RU, einem der erfolgreichsten kremlnahen Nachrichtenportale des Landes, geht man davon aus, dass die Diplomaten im US-Außenministerium wieder eine größere Rolle einnehmen werden.

Die Erleichterung darüber, dass mit Joe Biden eine verlässlichere Politik als mit der Trump-Regierung möglich sein wird, ist beim russischen Business-Magazin RBK zwischen den Zeilen zu erkennen: "Viele der Diplomaten, die unter Joe Biden arbeiten werden, haben schon unter Präsident Barack Obama gearbeitet. Sie können die Grenzen des Machbaren innerhalb der russisch-amerikanischen Partnerschaft gut einschätzen." Angesichts des Konflikts um Berg-Karabach, in dem Russland eine zentrale Rolle spielt, treten die Ereignisse in Washington allerdings immer mehr in den Hintergrund.

Nahost

Sowohl zum saudischen Machthaber Mohammed bin Salman wie auch zu dem autokratisch herrschenden ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi pflegte Donald Trump sehr enge Beziehungen, ungeachtet der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen in beiden Ländern. Die Berichterstattung über Donald Trump ist ganz im Sinne der Führung in Riad und Kairo eher positiv. Saudisch finanzierte Medien wie Al-Arabija hoffen darauf, dass die Beziehungen zwischen Washington und Riad genauso weiterlaufen wie unter der Trump-Administration. Ähnlich wie Trump möge doch auch bitte Joe Biden den Einfluss Irans in der Region weiter zurückdrängen.

Donald Trump und Mohammed bin Salman im Juni 2019Bild: Reuters/Courtesy of Saudi Royal Court/B. Algaloud

Der aus Katar finanzierten Sender Al Jazeera hofft hingegen eher auf Veränderungen in der US-Politik und nimmt dabei vor allem die Situation der Palästinenser in den Blick. Die Trump-Administration hatte sich im israelisch-palästinensischen Konflikt klar auf die Seite Israels geschlagen. Über Trumps persönliche Verfehlungen vor oder nach der Wahl wird nicht gesprochen. 

Türkei

Die innenpolitischen Verwerfungen in den USA spielen für die türkischen Medien kaum eine Rolle. Eine gewisse Skepsis im Umgang mit Donald Trump ist in der Berichterstattung an einigen Stellen erkennbar. "Hürriyet", eine der auflagenstärksten Tageszeitungen des Landes, veröffentlichte beispielsweise Mitte der Woche eine Beschwerde des US-Präsidenten unkommentiert auf die Startseite. Darin beklagt sich Trump, dass die Bekanntgabe vielversprechender Ergebnisse bei der Herstellung eines Corona-Impfstoffs wenige Tage nach der US-Wahl politisch motiviert gewesen sei. Pfizer hätte nicht den Mut gehabt, die guten Nachrichten vor der Wahl bekannt zu geben.

Ansonsten ähnelt die Berichterstattung in großen Teilen den offiziellen Verlautbarungen aus Ankara und konzentriert sich eher auf außenpolitische Fragen. Angelehnt an die Aussagen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, dass er Joe Biden in seiner Rolle als Vizepräsident schon häufiger "getroffen habe", erwartet ein Großteil der Kolumnisten auch keine radikalen Veränderungen in den Beziehungen. Beim Staatssender TRT geht man von einer "Wiederbelebung" der Außenpolitik unter Barack Obama aus.

Brasilien

Jair Bolsonaro unterstützte Donald Trump offen im WahlkampfBild: Alan Santos/dpa/picture-alliance

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat sich im Wahlkampf offen an die Seite Donald Trumps gestellt. Im Gegensatz zu vielen Staatschefs rund um den Globus hat er Joe Biden noch nicht gratuliert.

Anders als das Staatsoberhaupt verhalten sich die Medien in Brasilien im Großen und Ganzen sachlich und ausgewogen. "Folha de S.Paulo", eine der wichtigsten Zeitungen des Landes, hat auf ihrer Internetseite eine Sonderseite zu den US-Wahlen eingerichtet, die die Leser auf dem Laufenden hält. Ähnlich wie in westlichen Medien werden Behauptungen Donald Trumps, für die er keine Belege liefert, mit einer Art Faktencheck gekontert. Die Tatsache, dass Trump juristisch gegen das Wahlergebnis vorgeht, weil die Wahl "manipuliert" sei, wird als "Kreuzzug" unter falschen Prämissen bezeichnet.

Auch bei der Konkurrenz "O Globo", der wichtigsten Zeitung in Rio de Janeiro, geht die Berichterstattung in eine ähnliche Richtung. Die Versuche Donald Trumps, das Wahlergebnis anzufechten, bezeichnet des Blatt als "Putsch". Ähnlich wie in anderen Ländern nimmt die Berichterstattung über die US-Wahlen allerdings ab. Die Kommunalwahlen im eigenen Land am kommenden Wochenende bestimmen mehr und mehr die Schlagzeilen.

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