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Politik

US-Wahlen: "Papier ist schwer zu hacken"

10. Februar 2020

Nach Iowa ist die Sorge um schlecht funktionierende oder manipulierbare Wahltechnologie in den USA groß. Sowohl Informatiker als auch Politologen sagen: Die altmodischen Wahl-Methoden sind immer noch die besten.

USA Midterm-Wahlen 2018
Bild: picture-alliance/newscom/K. Dietsch

Die Caucus-Katastrophe in Iowa war für die Demokraten ein denkbar schlechter Start in die Wahlkampf-Saison. Anstatt die Ergebnisse wie in den vergangenen Vorwahljahren am Abend des Caucus-Tages zu verkünden, konnten die Demokraten in dem Bundesstaat im Mittleren Westen der USA erst am nächsten Tag die ersten Zahlen bekannt geben. In den folgenden Tagen erklärten sich sowohl Pete Buttigieg als auch Bernie Sanders zum Sieger und die Spitze der US-Demokraten in Washington verlangte eine Kontrolle der Ergebnisse.

Ein Problem war die App, mit der die Organisatoren der Caucus-Versammlungen im gesamten Bundesstaat die Ergebnisse ihres Wahlkreises an die Zentrale der Iowa-Demokraten übermitteln sollten. Nutzer konnten sich nicht einloggen, die App lud nicht oder stürzte immer wieder ab. "Es ist offensichtlich, dass Apps noch nicht bereit für den Ernstfall sind", so Marian K. Schneider, Präsidentin der NGO Verified Voting, die sich für transparente Wahlprozesse und akkurate Stimmenauszählung einsetzt.

Der Vorsitzende der Demokraten in Iowa, Troy Price, hat seit dem misslungenen Caucus wenig zu lachenBild: picture-alliance/AP/C. Neibergall

Iowa: Gerade nochmal gut gegangen

Aber es hätte noch schlimmer kommen können. "Iowa war eine Katastrophe und jeder wusste, dass es eine Katastrophe war", sagte der Dokumentarfilmer Russell Michaels im DW-Interview. "Aber was wäre gewesen, wenn die App zwar funktioniert hätte, aber nicht richtig? Wenn sie falsche Ergebnisse übertragen hätte, die glaubhaft gewirkt hätten? Das wäre niemandem aufgefallen." Wegen solcher Risiken seien Informatiker auch dagegen, jegliche Wahlprozesse online stattfinden zu lassen. "Alle, mit denen ich gesprochen habe, sagen, es ist unmöglich, sicher online zu wählen", so Michaels.

Der britische Dokumentarfilmemacher hat sich eingehend mit der Nutzung von Technologie bei US-Wahlen beschäftigt. 2006 erschien seine Dokumentation "Hacking Democracy", in der Michaels und sein Team aufzeigten, dass die bis dahin als unhackbar geltenden Maschinen, die in Wahllokalen die Stimmen auszählen, sehr wohl manipuliert werden können. Das Entsetzen damals war groß, aber Michaels sagt, es hat sich seitdem nicht genug geändert. "Wir haben den ursprünglichen Hack [ein kontrollierter Versuch, bei dem eine Wahlmaschine in Florida erfolgreich manipuliert wurde, s. Video] 2005 gefilmt", sagt der Co-Regisseur und Co-Produzent der Dokumentation. "Heute sind die Probleme immer noch schockierend."

Der Apparat, der gehackt wurde, sollte die Wahlzettel zählen. Die Kombination von physischen Wahlzetteln und einer Art Scanner, der sie zählt und das Ergebnis berechnet, ist in den USA weitverbreitet. "Papierne Wahlzettel, die von einem Scanner gezählt werden, sind die sicherste und akkurateste Wahlmethode", sagt Charles Stewart III., Politologieprofessor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und einer der Leiter des Voting Technology Projects, das vom MIT und dem California Institute of Technology (Caltech) gemeinsam betrieben wird. "Es müssen eine große Anzahl Wahlzettel gezählt werden. Computer sind für so ein monotones Zählen besser, Menschen unterläuft eher ein Fehler."

Die Überlegenheit des Computers gilt aber nur, wenn alles fehlerfrei funktioniert. Bei dem Versuch für Michaels' Dokumentation manipulierte ein Hacker den Wahlzettelscanner so, dass dieser am Ende ein Ergebnis ausspuckte, das mit den tatsächlich gescannten Wahlzetteln nichts zu tun hatte. Aber immerhin kann bei dieser Methode im Zweifel nachgezählt werden.

Angst vor Manipulation im Jahr der Präsidentschaftswahl

In einigen Bundesstaaten kommen überhaupt keine papiernen Wahlzettel mehr zum Einsatz, sondern nur noch Maschinen, die an Geldautomaten erinnern. Die Wähler geben ihre Stimme direkt über den Touchscreen ein und am Ende des Wahltages spuckt die Maschine ein Ergebnis aus. Das Problem mit dieser Art des voll-technologisierten Wählens: Es gibt keine Möglichkeit zu überprüfen, ob das Ergebnis auch stimmt, keine Möglichkeit, nochmal von Hand nachzuzählen.

Den Sticker gibt es in den USA für alle Menschen, die gewählt haben. Das garantiert aber nicht, dass ihre Stimmen korrekt gezählt werden.Bild: Reuters/Mark Makela

Um für Probleme zu sorgen, müsste so ein Wahlautomat nicht einmal gehackt werden. Schon ein Programmierfehler würde dafür sorgen, dass die Maschine am Ende des Wahltages ein Ergebnis präsentiert, das nicht die Stimmen der Wähler reflektiert.

In New Hampshire, dem Bundesstaat, in dem am Dienstag die nächste Vorwahl ansteht, wird noch mit Wahlzetteln gearbeitet. "Papier ist schwer zu hacken", sagt Theo Groh, der sich bei den Demokraten in New Hampshire engagiert.

Manipulierbare Wahl-Technologie ist und bleibt aber ein heißes Thema in den USA, gerade im Jahr der Präsidentschaftswahlen. Auch Michaels hat sich erneut mit dem Thema auseinandergesetzt. Am 26. März erscheint seine Dokumentation "Kill Chain: The Cyber War on America's Elections" auf HBO.

Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker
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