US-Wahlkampf-Endspurt: Comedy, Frauendemo und Gehässigkeiten
3. November 2024US-Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump absolvierten am Samstag weitere Auftritte und versuchten, sich jeweils als die bessere Wahl für die Vereinigten Staaten darzustellen. Die Rivalen liefen sich dabei fast über den Weg: Weil beide im Bundesstaat North Carolina Versammlungen abhielten, stand die Air Force Two-Maschine der Vizepräsidentin auf dem Flughafen von Charlotte nur wenige Meter entfernt von Trumps Privatjet.
Rund 75 Millionen US-Bürger haben bereits ihre Stimme abgegeben. Die Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Kandidatin der Demokraten und dem Republikaner voraus. Einen Hoffnungsschub erhielt Harris mit der Veröffentlichung einer Umfrage am Samstag: Demnach liegt sie im Bundesstaat Iowa, wo Trump bei den vorangegangenen beiden Präsidentschaftswahlen jeweils klar gewonnen hatte, drei Prozentpunkte vor Trump.
Harris-Auftritt bei "Saturday Night Live"
Neben North Carolina absolvierte Harris auch Wahlkampfauftritte in Georgia, Trump legte einen Auftritt in Virginia ein. Unangekündigt machte die Vizepräsidentin einen Abstecher nach New York, um bei der legendären Fernseh-Comedyshow "Saturday Night Live" aufzutreten und dabei möglichst noch unentschiedene Wähler für sich zu gewinnen.
Dabei stand die 60-jährige Harris quasi als Spiegelbild der Schauspielerin Maya Rudolph gegenüber, die die Demokratin verkörperte. "Lache ich wirklich so?", fragte Harris in dem etwa eineinhalb Minuten langen Sketch. Dann nahmen sie und Rudolph einige typische Wahlkampf-Sätze aufs Korn - und riefen etwa gleichzeitig "Glaubt an das Versprechen Amerikas".
Bei der Wahlkampfrede in Atlanta im Swing State Georgia hatte sich Harris vor allem an Frauen gewandt, unter denen sie besonders viele Unterstützerinnen hat: "Donald Trump ist noch nicht fertig. Er wird Abtreibungen landesweit verbieten. Er will den Zugang zu Geburtenkontrolle beschränken und die Bundesstaaten zwingen, die Schwangerschaften von Frauen zu überwachen", warnte sie.
15.000 bei National Women's March in Washington
Im diesjährigen Präsidentschaftswahlkampf spielt das Thema Abtreibung eine große Rolle. Der Oberste Gerichtshof hatte vor zwei Jahren das bundesweite Recht auf Schwangerschaftsabbruch gekippt, nachdem Trump während seiner Präsidentschaft drei konservative Richter ernannt und den Konservativen damit eine Mehrheit im Supreme Court verschafft hatte.
In Washington gingen am Samstag laut Schätzungen rund 15.000 Menschen beim National Women's March für Frauen- und Abtreibungsrechte auf die Straße. Auch in anderen US-Städten gab es Kundgebungen. Der erste Women's March hatte nach der Amtseinführung Trumps 2017 stattgefunden. Damals hatten mehr als drei Millionen Menschen an den Protesten teilgenommen.
Trump heizte seiner stramm rechten Wählerschaft derweil bei einem Auftritt in Salem im Südstaat Virginia ein. Seine Gegnerin Harris bezeichnete er als "dumm" und mit einem "niedrigen IQ" geschlagen. Im Falle ihres Wahlsieges drohe den USA eine wirtschaftliche Depression: "Wollt ihr eure Jobs und vielleicht auch euer Haus und eure Rente verlieren?"
"Wenn da dieses Monster unterwegs ist"
Zuvor hatte Trump bei einem Auftritt in Gastonia im Bundesstaat North Carolina erneut seine zentrale Wahlkampfbotschaft verbreitet, wonach illegale Einwanderung zahlreiche Kriminelle und Gewalttäter ins Land bringe und nur er Frauen vor diesen beschützen könne: "Wenn Sie allein zuhause sind und da dieses Monster unterwegs ist, das wegen sechs verschiedener Morde angeklagt und aus dem Gefängnis freigekommen ist, dann wollen Sie lieber Trump haben", sagte der 78-Jährige.
In der Innenstadt von Washington begannen in den vergangenen Tagen Büros und Geschäfte bereits damit, ihre Fenster mit Sperrholzplatten zu verrammeln. Die Stadtverwaltung sprach von einer "wechselhaften, unvorhersehbaren Sicherheitslage". Anfang 2021 hatte die US-Hauptstadt im Gefolge der Wahl Gewalt erlebt, die am 6. Januar in der Erstürmung des Kapitols durch fanatische Trump-Anhänger gipfelte.
Trump will sich bislang nicht darauf festlegen lassen, ob er eine Niederlage bei der Wahl akzeptieren würde. Vor vier Jahren hatte er nach seiner Wahlniederlage unhaltbare Betrugsvorwürfe erhoben, diesmal spricht er bereits vor dem Wahltag von möglichem Betrug. Am Samstag behauptete Trump, er könne selbst im bisher stets demokratisch wählenden Kalifornien siegen - "wenn es eine ehrliche Wahl wäre".
Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf eigene Erhebungen in Zusammenarbeit mit Instituten, dass bisher rund 70 Millionen Stimmen abgegeben worden seien. Die Zahl entspricht knapp 45 Prozent der rund 158 Millionen Stimmen, die im Jahr 2020 bei der Präsidentschaftswahl abgegeben wurden.
sti/wa (afp, dpa, rtr)