Ihr Schicksal bewegt die Welt: 400.000 Angehörige der muslimischen Rohingya sind aus Myanmar geflohen. Die USA rufen zur Hilfe auf. Nobelpreisträgerin Suu Kyi nimmt nach langem Schweigen Stellung.
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Die USA haben die Regierung von Myanmar aufgefordert, das Vorgehen des Militärs gegen die muslimische Rohingya-Minderheit zu beenden. Der Einsatz im Bundesstaat Rakhine müsse gestoppt werden, sagte die Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, in New York.
Hilfslieferungen müssten zugelassen werden, zudem müsse gewährleistet werden, dass die geflohene Zivilbevölkerung zurückkehren könne. Die Menschen liefen weiterhin Gefahr, angegriffen oder getötet zu werden, sagte Haley. "Humanitäre Hilfe erreicht nicht die Menschen, die sie brauchen, und unschuldige Zivilisten fliehen weiterhin über die Grenze nach Bangladesch."
Berichterstattung? Kaum möglich
Die Regierung Myanmars hat Hilfsorganisationen und Reportern den Zugang zur betroffenen Region Rakhine weitgehend untersagt. Angehörige der muslimischen Minderheit sowie Menschenrechtler werfen der Führung des überwiegend buddhistischen Landes vor, die Rohingya vertreiben zu wollen. Myanmar weist dies zurück und spricht von Einsätzen gegen Aufständische. Diese hatten Ende August zahlreiche Posten der Sicherheitskräfte angegriffen und mehr als zehn Menschen getötet.
Rohingya: Flucht im Monsun
Über 400.000 Rohingyas sind seit Ende August vor den Angriffen des Militärs von Myanmar nach Bangladesch geflohen. Nun suchen heftige Regenfälle die Grenzregion heim und verwandeln überfüllte Camps in Schlammwüsten.
Bild: Reuters/C. McNaughton
Prekäre Lage in Flüchtlingscamps
Zu wenig Essen, zu wenig Zelte - und nun auch noch Starkregen. Hunderttausende Rohingya leben in improvisierten Unterkünften in Bangladesch. Sie sind aus dem Nachbarland Myanmar geflohen, wo das Militär die Volksgruppe bedroht.
Bild: Reuters/C. McNaughton
Starkregen verschärft Elend
Seit Sonntag verschärft auch noch der Monsun die angespannte Lage. In der Stadt Cox's Bazar, kurz hinter der Grenze zu Myanmar im Westen von Bangladesch, fielen im Schnitt fast acht Zentimeter in 24 Stunden. Schon vorher gab es zu wenig Zelte, nun stehen viele auch noch unter Wasser. Der Regen hat die überfüllten Camps unter Wasser gesetzt und in Schlammwüsten verwandelt.
Viele Geflüchtete haben keinen Ort, um sich vor dem Regen zu schützen. Die meisten schlafen in improvisierten Camps entlang der Hauptstraße, die aus Myanmar nach Bangladesch führt. Weitere heftige Regenfälle sind zu erwarten.
Bild: Reuters/M.P. Hossain
Mangel an Hilfsgütern, vor allem Essen
An der Hauptstraße kommen die Transporter von Hilfsorganisationen an, die Lebensmittel und andere begehrte Hilfsgüter verteilen. Internationale Hilfe ist bitter nötig. Die Region sei "nicht in der Lage, mit der großen Anzahl von Neuankommenden zurecht zu kommen", so ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.
Bild: Reuters/M.P. Hossain
Umsiedeln in zentrales Lager
Die Regierung Bangladeschs plant, die Rohingya in ein zentrales Lager umzusiedeln, um eine bessere Verteilung von Hilfsgütern zu ermöglichen. Kritiker meinen, so solle verhindert werden, dass sich die Flüchtlinge im Land verteilen. Am Samstag verbat die Polizei Geflüchteten, ihnen zugewiesene Zonen zu verlassen - so konnten manche nicht bei Familie oder Freunden Schutz vor dem Regen suchen.
Bild: Reuters/D. Siddiqui
410.000 Flüchtlinge in dreieinhalb Wochen
Seit Ende August sind etwa 410.000 Menschen aus Myanmar nach Bangladesch geflohen. Bei früheren Konflikten kamen bereits 300.000 Rohingya ins Land. Aufgrund der Wetterverhältnisse habe sich der Ansturm leicht abgeschwächt, berichten Grenzwächter in Bangladesch.
Bild: Reuters/C. McNaughton
Fremd im eigenen Land
Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit aus dem buddhistisch geprägten Myanmar, die dort nicht als Staatsbürger anerkannt werden und massiver Diskriminierung ausgesetzt sind. Die Regierung wirft ihnen vor, ursprünglich illegal aus Bangladesch eingewandert zu sein, auch wenn sie seit Generationen in Myanmar leben. Die UN sehen Myanmars Vorgehen gegen die Rohingya als ethnische Säuberungen an.
Bild: Reuters/M.P. Hossain
Eskalation Ende August
Auslöser der neuen Flüchtlingswelle ist die erneute Eskalation des Konflikts zwischen militanten Aktivisten und dem Militär. Am 25. August töteten Rohingya-Rebellen ein Dutzend Sicherheitskräfte der Regierung. Das Militär reagierte mit brutaler Gegengewalt. Hunderte Menschen wurden getötet, ihre Häuser niedergebrannt. Ein Ende der Gewalt scheint nicht absehbar.
Bild: AP
Sechs von zehn Geflüchteten sind Kinder
Laut dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF sind sechs von zehn der jüngst Geflüchteten Kinder, viele davon schwach und unterernährt. Aufgrund des wechselhaften, regnerischen Wetters haben viele die Grippe und sind anfällig für schwere Krankheiten. Bangladesch plant, innerhalb der nächsten Woche 150.000 Kinder gegen Masern, Röteln und Polio zu impfen, so ein Sprecher des Krankenhauses von Cox's Bazar.
Bild: Reuters/D. Siddiqui
"Eine letzte Chance"
Die weltweite Kritik an Myanmars Vorgehen gegen die Rohingya richtet sich nicht nur gegen das Militär, sondern vor allem gegen Aung San Suu Kyi. Die Friedensnobelpreisträgerin und de facto Staatschefin hat bisher zu den Problemen geschwiegen. Am Dienstag will sie nun eine Rede dazu halten. "Sie hat eine letzte Chance [die Krise zu lösen]", sagte dazu UN-Generalsekretär Antonio Guterres.
Bild: picture-alliance/Zumapress/J. Laghari
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Seither sind mehr als 400.000 Rohingya nach Bangladesch geflohen. Der De-Facto-Regierungschefin Myanmars, Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, wird international Untätigkeit vorgeworfen. Sie äußerte sich an diesem Dienstag in einer Ansprache zu der Krise. Sie betonte, ihr Land habe keine Angst vor einer internationalen Prüfung der Vorfälle. Ihr Land verurteile alle Menschenrechtsverletzungen.
Die Rohingya gelten in Myanmar als staatenlos. Der UN-Sicherheitsrat zeigte sich in der vergangenen Woche besorgt über den Einsatz von "übermäßiger Gewalt" bei dem Militäreinsatz gegen die Rohingya. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, machte sich die Aussage von UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra'ad Al Hussein zu eigen, dass die Angriffe der Armee in Myanmar ein "Paradebeispiel für ethnische Säuberungen" seien.