Die US-Regierung von Präsident Joe Biden demontiert weiter die Politik von Vorgänger Donald Trump. Migranten müssen nicht mehr in Mexiko auf ihr Asylverfahren warten. Und Guantanamo könnte geschlossen werden.
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Das US-Heimatschutzministerium kippte die Vorschrift der Administration von Ex-Präsident Donald Trump, dass Asylbewerber aus Süd- und Mittelamerika in Mexiko auf die Entscheidung ihrer Anträge warten müssen. Das führt dazu, dass die Migranten zum Teil über ein Jahr lang in Zeltlagern südlich der Grenze zu den USA leben. Nach Angaben des Ministeriums warten in Mexiko aktuell rund 25.000 Menschen mit einem offenen Asylverfahren.
Nächste Woche geht es los
Die Asylsuchenden sollen schrittweise in die USA kommen können, der Prozess dafür soll kommende Woche beginnen. Angesichts ihrer Lage versuchten einige, unter anderem mit Hilfe von Menschenschmugglern, illegal über die Grenze zu gelangen. Die neue Regierung unter Präsident Joe Biden wolle ein sicheres, geordnetes und menschenfreundliches Einwanderungssystem etablieren, betonte Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas.
Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation American Immigration Council wurden unter der alten Politik mindestens 70.000 Menschen nach Mexiko gebracht.
Migration: Über den Rio Grande in ein besseres Leben?
Zehntausende Flüchtlinge und Migranten aus Zentralamerika versuchen, von Mexiko über den Grenzfluss Rio Grande in die USA zu gelangen. Der Fotograf Adrees Latif hat ein Jahr lang Menschen, Wege und Gefahren dokumentiert.
Bild: Reuters/A. Latif
Der lange Weg
Sie fliehen vor Gewalt und Armut in ihren Heimatländern und hoffen auf ein besseres Leben. Mehr als tausend Kilometer liegen bereits hinter ihnen. Dann trennt nur noch der Rio Grande die Flüchtlinge und Migranten von dem ersehnten Ziel, den USA.
Bild: Reuters/A. Latif
Der Fluss als tödliche Gefahr
Ladi aus Honduras und ihr vierjähriger Neffe haben es geschafft. Sie erklimmen die Uferböschung auf der US-Seite. So viel Glück haben nicht alle Migranten. Der Rio Grande ist zwar an vielen Stellen nicht sehr breit, aber dennoch tückisch. Im Juni sorgte das Foto eines ertrunkenen Vaters und seiner knapp zweijährigen Tochter weltweit für Erschütterung: Sie wurden von der Strömung mitgerissen.
Bild: Reuters/A. Latif
Natürliche Grenze
Auf knapp 2020 Kilometern verläuft die Grenze zwischen den USA und Mexiko entlang des Rio Grande. Das entspricht fast zwei Drittel der Gesamtlänge der Grenze zwischen den beiden Staaten. Diese Menschen setzten im Mai bei Los Ebanos über.
Bild: Reuters/A. Latif
Perfide Methoden der Schleuser
Es gibt Zeiten, in denen viele Familien den Weg in die USA suchen, wie die 16-jährige Gabriella aus Honduras (Mitte unten) mit ihrem Baby. Schleuser nutzen das aus, wie US-Grenzschützer berichten. Manchmal würden die Schleuser eines der Kinder als Geisel festhalten und damit drohen, es in den Fluss zu werfen, sollten die Sicherheitskräfte zu nahe kommen.
Bild: Reuters/A. Latif
Die USA als Absatzmarkt
Auch das ist Teil der Realität: Schmuggler nutzen Lücken aus, um Drogen in die USA zu bringen. 63,5 Kilogramm Marihuana befinden sich in diesen Paketen. Der geschätzte Wert: 112.000 US-Dollar. Vermutlich haben die Schmuggler die Drogen zurückgelassen, als sie hörten, wie sich Autos näherten.
Bild: Reuters/A. Latif
In Reih und Glied
Diese Migranten warteten im April 2019 darauf, sich dem Grenzschutz zu stellen. Sie wollen Asyl beantragen. Im Mai erreicht die Zahl der illegalen Grenzübertritte ihren Höhepunkt. Fast 133.000 Menschen wurden aufgegriffen.
Bild: Reuters/A. Latif
Erpressung für Mithilfe
US-Präsident Donald Trump brachte Mexiko dazu, mehr dafür zu tun, damit Migranten und Flüchtlinge aus Zentralamerika nicht in die USA gelangen. Trump hatte dem Nachbarland unter anderem mit Strafzöllen gedroht. Diese und weitere Maßnahmen scheinen zu wirken, die illegalen Grenzübertritte gehen zurück. Dieser Mann ist einer von rund 34.000 Personen, die im September aufgegriffen wurden.
Bild: Reuters/A. Latif
Das Problem "abschieben"
Verstecken sich hier Migranten? Augenzeugen berichteten, große Menschengruppen seien zu dem Haus in McAllen (Texas) transportiert und wieder weggebracht worden. Zum Deal mit Mexiko gehört eine Vereinbarung, dass Asylbewerber nicht in den USA, sondern in Mexiko auf ihre Anhörung warten müssen. Mit Stand Februar haben die USA auf diese Weise rund 57.000 Menschen zurück über die Grenze gebracht.
Bild: Reuters/A. Latif
Ein Teil der Mauer steht
Um die illegale Einwanderung einzuschränken, war eines der zentralen Wahlversprechen von Präsident Trump der Bau einer Mauer zu Mexiko. Das Projekt gerät immer wieder ins Stocken. Anfang 2020 machte aber ein Unternehmer Nägel mit Köpfen: In der Nähe des Ortes Mission ließ er auf knapp fünf Kilometern entlang des Rio Grande einen hohen Zaun bauen - privat finanziert.
Bild: Reuters/A. Latif
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Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador begrüßte die Entscheidung bei seiner täglichen Pressekonferenz. Allerdings warnte er die mittelamerikanischen Migranten davor, zu denken, dass "die Türen zur Nordgrenze offen sind". "Die Politik ist, die Migranten zu unterstützen, aber in der Tat gibt es noch nichts Konkretes und wenn man ehrlich ist, wird es Zeit brauchen", sagte er. "Sie schieben die Migranten genauso ab wie unter der letzten Regierung."
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Huthi-Rebellen nicht mehr auf Terrorliste
In einem weiteren Schritt hat die US-Regierung angesichts des Hungers im Jemen die Einstufung der Huthi-Rebellen als Terrororganisation zurückgenommen. Dies war bereits vor einigen Tagen angekündigt worden. Man habe auf Warnungen unter anderem der Vereinten Nationen und humanitärer Gruppen gehört, dass die Sanktionen den Zugang zu Nahrung und Treibstoff auf verheerende Weise verschlechtern könnten, betonte Außenminister Antony Blinken. Die USA seien sich aber nach wie vor über die "böswilligen Aktionen und aggressiven Handlungen" der Huthi-Rebellen im Klaren.
Jemen: Aufstand und Albtraum
Vor zehn Jahren, im Februar 2011, gingen die Jemeniten für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit auf die Straße. Doch stattdessen mündete der Aufstand in einen jahrelangen Krieg. Eindrücke aus einem zerrissenen Land.
Bild: Eman Al-Mekhlafi/DW
Zorn und Hoffnung
Vor zehn Jahren, vom Februar 2011 an, gingen die Jemeniten auf die Straße, um gegen das repressive Regime von Präsident Ali Abdullah Salih zu protestieren. Ein Jahr nach den Protesten trat er im Januar 2012 zurück. Doch der Mandatsverzicht brachte dem Land keinen Frieden - zu groß waren die inneren Spannungen und Rivalitäten, die noch im selben Jahr in neue Gewalt mündeten.
Bild: Suhaib Salem/REUTERS
Rebellion im Norden: die Huthis
Im Jahr 2012 erhoben sich die im Norden des Landes lebenden Huthis. Traten sie anfängliche für größere Autonomie ein, stellten sie im Lauf des Krieges immer weitere Machtansprüche. Den vom Iran unterstützen Huthis werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Im Bild demonstrieren Sympathisanten gegen die USA, die die Huthis zu Beginn dieses Jahres zur Terrororganisation erklärt hatten.
Bild: Hani Mohammed/AP Photo/picture alliance
Kindheit unter Waffen
Unter dem Krieg leiden auch die Jüngsten. Viele Kinder sind zu Waisen geworden, andere werden zum Dienst an der Waffe gezwungen, vor allem auf Seiten der Huthis. An die Stelle der Schule tritt der Kriegsdienst. Die jungen Menschen werden um ihre Chancen gebracht, es entsteht eine verlorene Generation.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Eine humanitäre Katastrophe
Hunger, Not, Vertreibung: Der Krieg im Jemen hat eine enorme humanitäre Katastrophe ausgelöst. Über dreieinhalb Millionen Menschen irren als Binnenflüchtlinge durch das Land, knapp zwei Millionen Kinder sind akut unterernährt, 24 Millionen Jemeniten sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Bild: Mohammed Al-Wafi/Xinhua/picture alliance
Inflation
Der Krieg setzt auch der jemenitischen Währung, dem Rial zu. Musste man für einen US-Dollar im Jahr 2014 noch 215 Rial zahlen, waren es fünf Jahre später 570 Rial. Für viele der durch den Krieg ohnehin verarmten Jemeniten wurden selbst Grundnahrungsmittel unerschwinglich. Mit diesen Geldbündeln zahlte die jemenitische Post im Januar 2017 ihre Angestellten aus.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Hunger.
Der Krieg hat viele Menschen zu Hilfsempfängern werden lassen. Die Grenzen des Landes, auch die zur See, sind oftmals unpassierbar, da sie von Rebellen und Milizen kontrolliert werden. Das macht es für Hilfsorganisationen immer schwieriger, die Menschen selbst mit dem Notwendigsten zu versorgen. Hier im Bild verteilen Helfer Lebensmittelgutscheine an Bedürftige.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Geschundene Stadt: Sanaa
Auch die jemenitische Hauptstadt ist im Verlauf des Krieges schwer beschädigt worden. 2015 war sie Ziel massiver Luftangriffe der auf Seiten der jemenitischen Regierung kämpfenden, von Saudi-Arabien geführten internationalen Koalition. Sie flog auch in Sanaa Attacken gegen die aufständischen Huthis. Diese ihrerseits setzen der Stadt und ihren Bewohnern mit schweren Attentaten zu.
Bild: Mohammed Mohammed/Xinhua/picture alliance
Trauer um die Toten
Der Krieg hat sehr viele Menschen das Leben gekostet. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen starben bislang über 230 000 Menschen, über die Hälfte von ihnen Zivilisten, die auf der Flucht, durch Armut oder Unterernährung ums Leben kamen. Mehrere tausend Unbeteiligte starben durch Waffengewalt, unter ihnen auch rund tausend Kinder.
Bild: Farouk Moqbel
Markt und Handel
In einigen Regionen ist Landwirtschaft trotz aller Gewalt vereinzelt noch möglich. Dieser Händler auf dem Markt von Taiz im Südwesten des Landes verkauft, was die Händler ihm liefern. Er selbst konsumiert das vielleicht charakteristischste landwirtschaftliche Produkt des Landes: Kat, ein zu kauendes Kraut, das eine leicht berauschende Wirkung entwickelt.
Bild: Eman Al-Mekhlafi/DW
Farbenpracht
Über Jahrhunderte war der Jemen eine zentrale Station des Gewürzhandels zwischen Indien und der arabischen Welt. Zwar verlor er diese Stellung mit der Entdeckung des Seewegs nach Indien, doch das Erbe dieser "Gewürzstraße" ist bis heute in der jemenitischen Küche präsent. Auf dem Markt von Taiz ziert es im Dezember 2020 den Stand eines Händlers.
Bild: Eman Al-Mekhlafi/DW
Wasser und Hoffnung
Nicht alles wurde im Krieg bislang zerstört. In Taiz ist dieses öffentliche Schwimmbad erhalten geblieben, das nach wie vor als Treffpunkt dient. Gut denkbar, dass es auch eine symbolische Funktion hat: Es erinnert die Besucher daran, dass es neben dem Krieg noch etwas anderes gibt, das Leben neben der Gewalt auch kleine Freuden des Alltags kennt.
Bild: Eman Al-Mekhlafi/DW
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Im Jemen herrscht seit 2014 Bürgerkrieg. Insgesamt könnten fast 2,3 Millionen Mädchen und Jungen unter fünf Jahren von Mangelernährung betroffen sein, hieß es in einem neuen Bericht des Kinderhilfswerks Unicef und anderer UN-Organisationen. Die vorherige US-Regierung hatte die Huthi-Rebellen erst Mitte Januar - wenige Tage vor Ende ihrer Amtszeit - auf die Terrorliste gesetzt.
Kommt jetzt das Ende für Guantanamo?
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, will Biden auch die Schließung des umstrittenen US-Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba vorantreiben. Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates (NSC), Emily Horne, sagte Reuters, zunächst werde die gegenwärtige Sachlage geprüft "im Einklang mit unserem übergeordneten Ziel, Guantanamo zu schließen". Horne zufolge müssen erst noch wichtige Posten in den zuständigen Ministerien besetzt werden, bevor der Prozess vorangetrieben werden könne.
Biden hatte sich im Wahlkampf für eine Schließung ausgesprochen, jedoch keine Einzelheiten genannt. Zwei mit dem Vorgang vertraute Personen sagten der Agentur zufolge, Berater diskutierten unter anderem einen Erlass des Präsidenten, den er in den kommenden Wochen oder Monaten unterzeichnen könnte.
In dem Lager auf Kuba werden gegenwärtig 40 Menschen in Haft gehalten, die meisten von ihnen seit fast zwei Jahrzehnten ohne Anklage oder Gerichtsverfahren. Kritiker sprechen von harschen Haftbedingungen und werfen den USA Folter vor. Biden hatte sich im Wahlkampf für eine Schließung ausgesprochen, jedoch keine Einzelheiten genannt.
Präsident George W. Bush hatte das Lager in dem US-Militärstützpunkt eingerichtet, um nach den Anschlägen vom 11. September 2001 dort Terrorverdächtige einzusperren. Bushs Nachfolger Barack Obama - unter dem Biden als Vize-Präsident diente - wollte es wieder schließen, scheiterte jedoch, insbesondere wegen des Widerstandes der Republikaner im Kongress. Trump ordnete 2018 an, Guantanamo weiter zu betreiben - zeigte sich 2019 aber entsetzt über die Kosten, die dem US-Steuerzahler durch das Lager entstünden.