1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteIran

USA bombardieren Irans Atomanlagen

Veröffentlicht 22. Juni 2025Zuletzt aktualisiert 22. Juni 2025

Die USA haben mit dem Angriff direkt in den Krieg an der Seite des Verbündeten Israel eingegriffen. Präsident Trump drohte dem Iran mit noch stärkeren Attacken.

Donald Trump hält nach dem Angriff eine kurze Ansprache im Weißen Haus - hinter ihm stehen sein Vizepräsident J.D.Vance, Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth (v.l.n.r.)
Donald Trump hält nach dem Angriff eine kurze Ansprache im Weißen Haus - hinter ihm sein Vizepräsident J.D.Vance, Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth (v.l.n.r.) Bild: Carlos Barria/Pool/REUTERS

Irans "entscheidende Anlagen zur Uran-Anreicherung" seien komplett zerstört, sagte US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Bombardiert worden seien die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo sowie die Standorte Natans und Isfahan.                             

Der Iran müsse sich jetzt für den Weg des Friedens entscheiden, sonst würden künftige Attacken noch viel umfassender ausfallen, drohte Trump. Es seien noch viele Ziele übrig, die die USA dann ins Visier nehmen würden.

Vizepräsident J.D. Vance sagte dem US-Sender NBC, man wolle nicht auf einen Sturz der Führung in Teheran hinwirken. Man sei im Krieg gegen das iranische Nuklearprogramm, nicht aber gegen den Iran insgesamt. 

Keine Todesopfer

Nach Angaben der iranischen Rettungskräfte wurde bei den Angriffen der USA niemand getötet. Es habe keine Todesopfer gegeben, sagte der Chef des Roten Halbmonds, Pir-Hussein Kuliwand, laut dem staatlichen Fernsehen. Elf Menschen seien verletzt worden, vier von ihnen habe man in ein Krankenhaus gebracht.

Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi reagierte mit scharfen Worten auf das Eingreifen der Amerikaner. Sein Land behalte sich alle Optionen für seine Selbstverteidigung vor, erklärte Araghtschi im Kurznachrichtendienst X. Die Vereinigten Staaten, ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, hätten mit ihrem Angriff gegen die UN-Charta verstoßen.  

Iran bemüht sich um Schulterschluss mit Russland

Araghtschi kündigte zudem ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin an. Er werde noch an diesem Sonntag nach Moskau fliegen, sagte der iranische Außenminister im türkischen Istanbul. Für Montag seien Beratungen mit Putin geplant. Er verwies auf die strategische Partnerschaft, die der Iran mit Russland unterhalte.

Das Außenministerium in Moskau sprach von einem unverantwortlichen Vorgehen und ebenfalls von einem eklatanten Verstoß gegen internationales Recht, die Charta der Vereinten Nationen (UN) und Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. "Wir rufen dazu auf, die Aggression zu beenden und die Bemühungen zu verstärken, um Bedingungen für eine Rückkehr zur Diplomatie zu schaffen", hieß es weiter.

Neue Angriffswelle gegen Israel

Kurze Zeit später startete Teheran eine neue Angriffswelle gegen Israel. Insgesamt seien 30 Raketen abgefeuert worden, berichteten iranische Staatsmedien am Sonntagmorgen. Eine Rakete schlug in einem Wohnhaus im Norden der Metropole Tel Aviv ein. 24 Menschen wurden laut Einsatzkräften verletzt. Auch Israel griff den Iran wieder an und beschoss nach eigenen Angaben Militäranlagen im Westen des Landes.

B-2-Kampfjets und bunkerbrechende Bomben im Einsatz

Die USA setzten bei ihren Luftangriffen im Iran B-2-Kampfflugzeuge sowie bunkerbrechende Bomben ein. Das bestätigten US-Verteidigungsminister Pete Hegseth und Generalstabschef Dan Caine vor Journalisten in Washington. Caine sagte, an der Operation "Midnight Hammer" (etwa: Mitternachtshammer oder -schlag) seien sieben B-2-Bomber beteiligt gewesen.

Die 14 bunkerbrechenden Bomben des Typs GBU-57 seien über zwei Atomanlagen abgeworfen worden, teilte Caine weiter mit. Die jeweils mehr als 13 Tonnen schweren Bomben können Ziele erreichen, die sehr tief unter der Erdoberfläche liegen. Es sei das erste Mal gewesen, dass die USA diese Bombe eingesetzt hätten, sagte Hegseth. Er sprach von einem "unglaublichen und überwältigendem Erfolg". Fordo sei das Hauptziel gewesen. Die Anlage liegt tief in einem Bergmassiv versteckt und galt bislang als schwer zugänglich.

Satellitenbild der Nuklearanlage Fordo - grüne Umrandung: verschütteter Eingang zur unterirdischen Anlage, rote Umrandung: vermutliche EinschlagskraterBild: Planet Labs/dpa/picture alliance

US-Medien hatten zuvor gemeldet, sechs Tarnkappenbomber hätten insgesamt ein Dutzend der größten bunkerbrechenden Bomben über der iranischen Uran-Anreicherungsanlage Fordo abgesetzt.

Den Berichten zufolge wurden zudem zwei bunkerbrechende Bomben von einem Tarnkappenbomber des Typs B-2 auf Natans abgeworfen. Zudem sei Natans von U-Booten aus mit Marschflugkörpern angegriffen worden.

Satellitenbild der Nuklearanlage Natans nach einem israelischen Luftangriff (15.06.2025) Bild: Maxar Technologies/Handout/REUTERS

Das dritte US-Angriffsziel in der Stadt Isfahan wurde demnach nur mit Marschflugkörpern attackiert. Insgesamt hätten die U-Boote rund 30 Marschflugkörper auf die Ziele in Isfahan und Natans abgefeuert.

Keine Radioaktivität

Den Staatsmedien zufolge gibt es keine Anzeichen für eine radioaktive Verseuchung. Für die Anwohner der angegriffenen Standorte bestehe keine Gefahr, teilt die iranische Atomenergiebehörde mit. Dies bestätigte auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), die ihren Sitz in Wien hat. IAEA-Chef Rafael Grossi hat für Montag eine Dringlichkeitssitzung des IAEA-Gouverneursrats einberufen. 

Warnung und Lob

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lobte den US-Angriff auf iranische Atomanlagen als "mutige Entscheidung" von historischer Tragweite. US-Präsident Donald Trump habe mit "großer Stärke" gehandelt, um dem "gefährlichsten Regime die gefährlichsten Waffen der Welt" zu verwehren, sagt Netanjahu. Israel greift seit dem 13. Juni den Iran mit Raketen und Drohnen an. Die islamische Republik attackiert im Gegenzug Ziele in Israel.

UN-Generalsekretär António Guterres warnte nach den US-Luftangriffen vor einer "Spirale des Chaos" und rief zu einer "diplomatischen" Lösung auf. Die Angriffe seien "eine gefährliche Eskalation in einer Region am Rande des Abgrunds und eine direkte Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit in der Welt".

Hamas und Huthis an der Seite des Irans

Die pro-iranische Huthi-Miliz im Jemen bezeichnete die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen als "brutale und feige Aggression". Erst am Samstag hatte die Miliz gewarnt, bei einem Eingriff der USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran wieder US-Schiffe im Roten Meer angreifen zu wollen.

Die islamistische Hamas erklärte, die US-Angriffe stellten eine "gefährliche Eskalation" dar und bedrohten den Frieden und die internationale Sicherheit. Die Palästinenserorganisation, die von vielen westlichen und einigen arabischen Staaten als Terrororganisation gelistet wird, ist ebenfalls mit dem Iran verbündet.  

Israel befindet sich auch mit der Hamas im Gazastreifen im Krieg. Auslöser war der Terrorüberfall der Hamas und anderer islamistischer Extremisten auf Israel am 7. Oktober 2023. Dabei waren etwa 1200 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln nach Gaza verschleppt worden. Der Israel-Hamas-Krieg hat in dem Küstenstreifen am Mittelmeer verheerende Zerstörungen verursacht: Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind bisher mehr als 55.900 Menschen dort getötet worden. 

fab/se/pg (dpa, rtr, afp, ap)

Redaktionsschluss 17.50 Uhr (MESZ) - Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen