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Was passiert, wenn die USA der Ukraine Starlink abschalten?

4. März 2025

Nach dem Eklat im Weißen Haus setzen die USA die Militärhilfen für die Ukraine vorerst aus. Nun gibt es Sorge, dass Elon Musk auch den Zugang zum Satellitendienst Starlink einstellt, den die Ukraine für Drohnen braucht.

Animation des Starlink-Satelliten-Netzwerks von SpaceX
Vor allem ukrainischen Drohnen, internetbasierte Kommunikation, Zielidentifizierung und Zielerfassung nutzen das Starlink-Netzwerk Bild: Daniëlle Futselaar (artsource.nl) & IAU / CPS

Nach dem Eklat im Weißen Haus stellen die USA die Militärhilfen für die Ukraine vorerst ein. Nun wächst die Sorge, dass Musk auch den Zugang zum Satellitendienst Starlink einstellt. 

Systematisch hatte Russland gleich von Beginn seiner Invasion an die ukrainische Infrastruktur inklusive Strom- und Internetversorgung zerstört.

Rettung kam aus dem All: Unmittelbar nach der ersten russischen Angriffen hatte der damalige ukrainische Vize-Premier Mychailo Fedorow im März 2022 über Twitter (heute X) den texanischen Geschäftsmann Elon Musk gebeten, seine Starlink-Satelliten für die Ukraine freizuschalten. Und Musk antwortete ebenfalls per Twitter spontan: "Starlink ist aktiv, weitere Empfangsanlagen sind unterwegs."

Seitdem ist der von Musks Unternehmen SpaceX bereitgestellte Satelliteninternetdienst eine zentrale Stütze des ukrainischen Abwehrkampfes. Vor allem die ukrainischen Drohnen, aber auch internetbasierte Anwendungen zur Kommunikation, zur Zielidentifizierung und Zielerfassung nutzen Starlink.

Das ukrainische Vertrauen in den Milliardär Musk wurde jedoch bereits im September 2022 tief erschüttert. Während des ersten ukrainischen Drohnenangriff gegen die russische Schwarzmeerflotte auf der Krim brach plötzlich der Funkkontakt zu allen Drohnen ab, sie stürzen ins Leere, der Gegenangriff war gescheitert.

Ein Jahr später kam heraus, dass Elon Musk persönlich den Starlink-Ingenieuren befohlen hatte, das System abzuschalten.

Sorge vor Kontrollverlust

Schon die Bereitstellung von Starlink für die Ukraine erfolgte über den privaten Bloggingdienst X ohne öffentliche Debatte und ohne jegliche Kontrolle durch Parlamente.

Seit Trumps Wiederwahl verfügt sein Vertrauter Musk über sehr weitreichende Befugnisse und ist gleichzeitig keiner direkten parlamentarischen Kontrolle unterstellt. Was er mit Starlink anstellt, ist seine private Entscheidung.

So ist auch nicht auszuschließen, dass er irgendwann das Starlink-Projekt meistbietend verkauft. Das strategisch wichtige Satellitenkommunikationssystem könnte so in die falschen Hände gelangen, wenn zum Beispiel totalitäre Staaten oder strategische Rivalen auf dieses erdumspannende Netz zugreifen können.

Wie wahrscheinlich ist eine Starlink-Abschaltung?

Vor dem Eklat im Weißen Haus hatte der Tech-Milliardär Musk noch Presseberichte über eine mögliche Starlink-Abschaltung als Lüge bezeichnet:

Zwar suchen die Ukraine und seine Verbündeten fieberhaft nach militärisch nutzbaren Alternativen. Aber bislang können die auch von Schweden und Deutschland bereitgestellten Satellitenkommunikationssysteme nicht die Lücke füllen, die eine Starlink-Abschaltung reißen würde.

Allerdings könnten beim Geschäftsmann Musk auch wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle spielen. Denn Musk hat sehr viel in das Starlink-Netzwerk investiert und will künftige Interessenten nicht verschrecken. 

Aktuell nutzen nur rund 4 Millionen Menschen Starlink. Verfügbar ist es bislang in Nord- und Südamerika, in Europa, in Teilen von Subsahara-Afrika und im südlichen Afrika, in einigen asiatischen Ländern und Australien und Neuseeland. Also noch nicht unbedingt die strukturschwachen Gebiete, wo man Satelliten-Internet tatsächlich braucht. 

Das liegt vermutlich auch daran, dass das Satelliten-Internet von Starlink sehr teuer ist, allein das Empfangsgerät kostet rund 400 Euro. Und die monatliche Nutzungsgebühr liegt bei 40-80 Dollar je nach Region.

Bei Starlink-Großkunden wie Polen, Italien, Indonesien oder Grönland wachsen inzwischen die Zweifel an der Zuverlässigkeit des Systems, das allein von der Willkür seines Besitzers abhängt.

Möglicherweise wird die Starlink-Verfügbarkeit deshalb eher sukzessive eingeschränkt ("Downscaling"), zunächst für weniger kriegsentscheidendere Bereiche wie die zivile Nutzung in der Ukraine, dann für Teile der Militärkommunikation und schließlich für den Fronteinsatz, bis die ukrainische Regierung dem Druck nachgibt.

Die Zukunft des Satelliten-Internets

02:16

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Wie funktioniert Starlink in der Ukraine?

Starlink erstellt einen Internetzugang, indem es die Daten via Licht transportiert, also wie bei einem Glasfaserkabel. Aber dieser Transfer erfolgt über Satelliten. Dafür baut Elon Musk seit Jahren ein Satelliten-Netzwerk auf, in dem die einzelnen Satelliten die entsprechenden Daten untereinander weiterleiten.

Musks Raumfahrtkonzern SpaceX hat seit 2019 insgesamt 7.770 Starlink-Satelliten (Stand 31.01.2025) ins niedrige Erdorbit gelauncht. Ziel ist es, das Netzwerk auf bis zu 42.000 Satelliten auszubauen.

Um die Satelliten-Daten nutzen zu können, braucht es zudem ein Empfangsgerät am Boden, der wie ein Router die Geräte mit dem nächsten Satelliten verbindet. Der Empfänger richtet die Empfangsschüssel, die einer TV-Satellitenschüssel ähnelt, eigenständig auf einen verfügbaren Satelliten aus und schon wird die Internetverbindung aufgebaut.

Was sind die Vorteile von Starlink?

Das Satelliten-Internet ist vergleichsweise einfach zu bedienen. Die Daten fließen kontinuierlich und beeindruckend schnell. Denn die Starlink-Satelliten kreisen mit 328 bis 614 Kilometern Höhe deutlich niedriger um die Erde als die Satelliten der Mitbewerber.

Zum Vergleich: Die Satelliten vom bisherigen Satelliten-Platzhirsch Hughesnet kreisen in 35.000 Kilometern Höhe um die Erde. Entsprechend braucht auch die Datenübertragung rund zehnmal so lang wie bei Starlink.

Musk hat in das Starlink-Netzwerk viel investiert - verschreckt er Nutzer und Interessenten? Bild: Science Photo Library/imago images

Gedränge im Orbit

Allerdings "müllt" Elon Musk mit seinen privaten Satelliten auch unseren Orbit zu. Mehr als 13.000 Satelliten kreisten bis November 2024 insgesamt um die Erde. Davon gehören rund 8.600 Stück den USA.

Das Starlink-Netzwerk soll in Zukunft 42.000 Satelliten umfassen - es wird also schnell sehr voll im Orbit. Dies gefährdet andere Satelliten und behindert auch astronomische Beobachtungen von der Erde aus. Schon jetzt werden die Starlink-Satelliten für die meisten Beinahe-Kollisionen mit anderen Satelliten verantwortlich gemacht. Und sobald ein Satellit automatisch seine Flugbahn ändert, um einer möglichen Kollision auszuweichen, kann dies eine fatale Kettenreaktion auslösen.

Problematisch ist auch die vergleichsweise kurze Lebenszeit der Starlink-Satelliten, die nach rund fünf Jahren ihren Geist aufgeben. Selbst wenn sie dann beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre weitgehend verglühen, so müssen doch ständig neue Satelliten ins All geschossen werden, um keine Lücken im Netzwerk entstehen zu lassen.

 

Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit
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