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USA: Fatale Folgen durch Austritt aus Pariser Klimaabkommen?

Louise Osborne
21. Januar 2025

Der Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen war eine von Donald Trumps ersten Amtshandlungen als neuer US-Präsident. Für den Kampf gegen die Klimakrise sei das verheerend, so Experten - aber auch für die US-Wirtschaft.

Präsident Donald Trump sitzt mit einem Stift in der Hand an einem Tisch, auf dem Dokumente liegen. USA Washington 2025. Trump unterzeichnet Erlasse im Oval Office
US-Präsident Trump ist erneut dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegenBild: Jim Watson/AFP/Getty Images

Schon kurz nach seiner Vereidigung unterschrieb US-Präsident Donald Trump ein Dekret zum erneuten Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen.

Damit gehören die USA zu der kleinen Zahl der Länder, darunter Iran und Jemen, die nicht Teil des internationalen Abkommens sind. Das Klimaabkommen von 2015 verpflichtet Regierungen, Maßnahmen zu ergreifen, um die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen und Anstrengungen zu unternehmen, sie möglichst sogar unter 1,5 Grad zu halten, um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu vermeiden.

"Ich trete sofort aus der unfairen, einseitigen Pariser Klimaabzocke aus", erklärte der neue US-Präsident bei der Unterzeichnung des Dekrets in Washington. "Die Vereinigten Staaten werden unsere eigene Industrie nicht sabotieren, während China ungestraft die Umwelt verschmutzt."

Das chinesische Außenministerium kritisierte die Entscheidung umgehend. Außenamtssprecher Guo Jiakun äußerte sich besorgt über den Rückzug der USA. China ist für rund ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Jiakun sagte, China werde aktiv mit dem Klimawandel umgehen und gemeinsam den globalen Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft vorantreiben.

"Bohren, Baby, bohren"

In seiner Antrittsrede wiederholte Trump sein Versprechen "bohren, Baby, bohren". Er erklärte, dass die USA über die "größten" Öl- und Gasreserven der Welt verfügten und diese auch nutzen wollten.

Seit Wochen hatte Trump angekündigt, in seinen ersten Tagen im Amt eine Reihe von Dekreten zu unterzeichnen. Viele davon richten sich gegen das, was er wiederholt als "grünen neuen Betrug" bezeichnet hat.

Trump will den weiteren Ausbau von Offshore-Windkraftanlagen verhindern und hat ein Dekret gegen neue Pachtverträge für Investoren erlassenBild: ROBIN UTRECHT/picture alliance

Mit als erstes unterzeichnete er auch eine Anordnungen zur Aussetzung neuer Pachtverträge für Offshore-Windkraftanlagen. Bereits in der Vergangenheit hatte Trump gegen die Windenergie gewettert – einen schnell wachsenden Markt in den USA – und Windturbinen als "wirtschaftliche und ökologische Katastrophe" bezeichnet.

Es wird erwartet, dass der neue US-Präsident auch einige oder alle wichtigen klimapolitischen Maßnahmen seines Vorgängers Joe Biden rückgängig machen wird, darunter Teile des Inflation Reduction Act (IRA) von 2022. Das Gesetzespaket zielt darauf ab, erneuerbare Energien und grüne Arbeitsplätze zu fördern und den Klimawandel zu bekämpfen.

In Trumps erster Amtszeit waren die USA schon einmal aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten, Ex-Präsident Biden hatte diesen Schritt bei seinem Amtsantritt im Jahr 2021 wieder rückgängig gemacht.

Was bedeutet der Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen für die USA?

Ein Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen könne fatale Folgen haben. Denn das Land sei dann nicht mehr verpflichtet, seine Emissionen zu reduzieren, warnt Laura Schäfer von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch.

"In diesem entscheidenden Jahrzehnt für den Klimaschutz ist das natürlich verheerend", sagt Schäfer. Sie fügt hinzu, dass der Schritt noch weitreichendere Folgen haben könnte. "Dies könnte auch für andere ein Signal sein, ihr Engagement für den Klimaschutz zu reduzieren. Es könnte den Druck auf andere große Emissionsländer wie China verringern. Die US-Emissionen spielen eine wichtige Rolle bei der Frage, ob wir unter der Zwei-Grad- und der 1,5-Grad-Grenze bleiben können."

Laut Weltklimarat schließt sich das Zeitfenster rasch, in dem die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius gehalten werden kann. Die Vereinigten Staaten stoßen rund elf Prozent der weltweiten Treibhaushausgase aus und sind damit nach China der zweitgrößte Verschmutzer.

Im Rahmen des Pariser Abkommens sind die Länder verpflichtet, ihre Emissionen zu erfassen und alle fünf Jahre nationale Reduktionsziele vorzulegen.  Die nächsten nationalen Ziele der Länder sollen bis Anfang Februar vorliegen, im Vorfeld der Klimakonferenz COP30, die im November in Brasilien stattfindet. 

Die Regierung des ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden hatte bereits im Dezember 2024 die Ziele der USA, diese so genannten NDCs (Nationally Determined Contributions), vorgelegt. Darin hatten sich die USA verpflichtet, ihre Nettoemissionen bis 2035 um 61 bis 66 Prozent gegenüber dem Stand von 2005 zu senken.

"Ein Rückzug aus dem Abkommen bedeutet faktisch die Aufhebung des NDC", sagt David Waskow, Direktor der International Climate Initiative beim US-amerikanischen World Resources Institute. Er fügt jedoch hinzu, dass das Emissionsreduktionsziel dennoch ein Signal ist, selbst wenn Präsident Trump es wahrscheinlich ablehnen werde.

"Das Wichtigste am NDC und an dem, was die Biden-Administration getan hat, ist, dass es einen Marker, einen Leitstern für das setzt, was die Vereinigten Staaten in Sachen Klimawandel tun müssen. Dieses Reduktionsziel hat also eine klare Signalwirkung für das, was die Städte und Bundesstaaten der USA tun müssen", betont Waskow.

Wer wird in den USA beim Klimaschutz die Führung übernehmen?

Während Trumps erster Amtszeit verpflichteten sich im Rahmen der Koalition "We Are Still In" mehr als 4000 Gouverneure, Bürgermeister und Wirtschaftsführer aus dem ganzen Land, die Verpflichtungen der USA im Rahmen des Pariser Abkommens einzuhalten.

Nach der Wiederwahl Trumps erneuerten einige führende Politiker ihr Versprechen, die Emissionsreduzierung im Rahmen der US-Klima-Allianz fortzusetzen. Die Allianz will nach eigenen Angaben auf eine Zukunft mit Netto-Null-Emissionen hinarbeiten.

Waskow sagt, dass verschiedene Klauseln im Inflation Reduction Act es Trump erschweren, das gesamte Gesetzespaket aufzuheben. Weiter erschwerend könnte wirken, dass insbesondere die republikanische geführten Bundesstaaten einen Großteil der darin enthaltenen Steuererleichterungen und Anreize für saubere Energie und Elektrofahrzeugprojekte erhalten.

"Es könnte einige Abstriche an den Rändern geben, aber ich denke, dass es intakt bleiben könnte. Und was die internationale Reaktion angeht: Ich denke, es ist wichtig, über Trumps Bühnenshow hinauszublicken und zu sehen, was in der Praxis tatsächlich passiert", so Waskow zur DW.

Sollte der IRA tatsächlich komplett aufgehoben worden, könnte das laut einer Analyse in den nächsten vier Jahren zu einem zusätzlichen Ausstoß von vier Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre führen.  Diese Menge entspricht den jährlichen Emissionen der EU und Japans. "Das macht deutlich, dass wir von den USA viel mehr Emissionen erwarten als von Joe Biden geplant", sagt Schäfer.

Trump will die Gasexporte steigern und mehr Öl fördern - durch das Fracking und den energieaufwendigen Transport ist US-Gas besonders klimaschädlich Bild: Joe Raedle/Getty Images

Was bedeutet weniger Klimaschutz für die US-Wirtschaft?

Ein Rückbau von Klimaschutzmaßnahmen könnte Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben. Analysten verweisen auf die weltweit steigenden Investitionen in grüne Energie im Vergleich zu fossilen Brennstoffen.

Laut der internationalen Energieagentur (IEA) umfassten die globalen Investitionen im Energiesektor im Jahr 2024 wahrscheinlich mehr als drei Billionen Dollar. Davon flossen etwa zwei Billionen Dollar in CO2-arme Technologien wie erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen sowie die Kernenergie, eine Billion Dollar wurde in Kohle, Gas und Öl investiert.

Der Energieexperte Li Shuo vom Asia Society Policy Institute betont, dass der Ausstieg der USA die Konkurrenzfähigkeit des Landes mit China beinträchtige, besonders in Märkten für saubere Energien wie Solar- und Elektrofahrzeuge. "China ist dabei, zu gewinnen, und die USA laufen Gefahr, weiter zurückzufallen", so Shuo.

USA geben Führungsanspruch bei Klimaverhandlungen ab

Trotz Trumps schnell verfügtem US-Ausstieg aus dem Pariser Abkommen muss das Land ein Jahr warten, bis der Austritt offiziell wirksam wird. Das bedeutet, dass die USA bei der nächsten Klimakonferenz im November noch immer Teil des Abkommens sein werden.

Es ist unklar, ob die US-Regierung an dem Gipfel teilnehmen wird, aber die USA werden in jedem Fall eine kleinere Rolle spielen als vorher. Experten gehen davon aus, dass die EU und China bereit sein könnten, ihre Führungsrolle bei den Klimaverhandlungen auszubauen.

Waskow sagt, es gebe auch ohne die USA Hoffnung auf ein internationales Abkommen. "90 Prozent der weltweiten Emissionen sind in diesem globalen Abkommen abgedeckt. Das ist also äußerst wichtig", fügt er hinzu.

Der Artikel erschien zuerst auf Englisch. Adaption: Gero Rueter, Redaktion: Jennifer Collins

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