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Politik

USA: Helden oder Rassisten?

11. Juni 2020

Im Zuge der Anti-Rassismus-Proteste in den Vereinigten Staaten ist auch eine Diskussion um die Erinnerungskultur entbrannt. Gestritten wird um Befürworter der Sklaverei. Die Demokraten rütteln an Denkmälern im Kapitol.

USA | Tod George Floyd | Rassismus | Polizeigewalt | Black Lives Matter | Protest vor Statue von Jefferson Davis
Denkmal für Jefferson Davis, Präsident der abtrünnigen Konföderierten Staaten von Amerika, in Minneapolis (Minnesota)Bild: Reuters/J. Rendleman

Den Rassismus bei der Wurzel packen, für viele US-Amerikaner bedeutet das auch, die Erinnerung an ihre Vorfahren aus den Südstaaten aus der Zeit der Sklaverei zu überdenken. Andere gehen sogar zurück bis zum Entdecker Christopher Kolumbus. Doch wo anfangen und wo aufhören?

Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, fordert die Entfernung von Denkmälern von Führungsfiguren der US-Südstaaten, die im 19. Jahrhundert für den Erhalt der Sklaverei eingetreten waren, aus dem Sitz des Kongresses in Washington. Mit diesen elf Statuen aus der Zeit der Konföderierten Staaten von Amerika werde "dem Hass gehuldigt", schrieb die Anführerin der oppositionellen Demokraten an einen parteiübergreifenden Ausschuss. Die mit diesen Denkmälern geehrten Männer seien für "Grausamkeit und Barbarei" eingetreten. Der Vorschlag ist nicht ganz neu: Bereits 2017 forderte Pelosi die Entfernung der "Südstaaten-Helden".

Gestürzte Kolumbus-Statue in St. Paul (Minnesota)Bild: picture-alliance/Minneapolis Star Tribune

Hintergrund der wieder neu entbrannten Diskussion über Rassenungleichheit in den USA ist der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten. Seit Floyds Tod ordneten vielerorts im Süden der Vereinigten Staaten Beamte die Entfernung von Denkmälern zu Ehren der Konföderation an.

Trump beschwört "großartiges amerikanisches Erbe"

US-Präsident Donald Trump erteilte der Idee einer Umbenennung von US-Militärstützpunkten, die nach Führern der Konföderierten benannt sind, eine klare Absage. Die Stützpunkte seien Teil des "großartigen amerikanischen Erbes", schrieb er auf Twitter. "Deswegen wird meine Regierung eine Umbenennung dieser wunderbaren und legendären militärischen Einrichtungen nicht einmal in Erwägung ziehen." 

Die US-Marine erklärte bereits am Dienstag, sie arbeite daran, die Konföderierten-Flagge aus allen öffentlichen Räumen ihrer Anlagen, Schiffe und Flugzeuge zu verbannen. Während einige im Süden der USA die Flagge stolz als Erinnerung an die im Bürgerkrieg (1861-1865) gefallenen Soldaten betrachten, sehen viele Amerikaner sie als Symbol der Unterdrückung und eines dunklen Kapitels in der amerikanischen Geschichte.

Kolumbus umgestürzt

Auch der Seefahrer Christopher Kolumbus aus Genua, der als Entdecker des amerikanischen Kontinents gilt, gerät in den Fokus der Proteste. Kritiker argumentieren, Kolumbus habe der Kolonialisierung und Tötung zahlloser Ureinwohner den Weg bereitet. In St. Paul (Minnesota) wurde ein Kolumbus-Denkmal umgestürzt, ebenso in Richmond (Virginia). Dort wurde das Denkmal zudem in Brand gesteckt und in einen See geworfen. In Boston im US-Bundesstaat Massachusetts wurde eine Statue des Entdeckers enthauptet.

Aus dem Programm genommen

Der US-Streaminganbieter HBO max sorgte für Aufsehen mit der Ankündigung, den Filmklassiker "Vom Winde verweht" vorerst aus dem Programm zu nehmen. Das zu Warner Media gehörende Unternehmen wolle dem Film Erklärungen zu dessen rassistischen Vorurteilen und der problematischen Darstellung von Sklaverei zur Seite stellen, erklärte ein Sprecher. "Vom Winde verweht" ist 1939 erschienen und erzählt die Geschichte der Gutsherrin Scarlett O'Hara in den US-Südstaaten zu Zeiten des Bürgerkrieges. Auch nach der Abschaffung der Sklaverei steht in dem Film ein Teil der früheren Sklaven freiwillig und loyal zu Scarletts Familie. Probleme durch Sklaverei werden in dem Klassiker nicht thematisiert.

qu/fab (dpa, rtr, afp, ap)

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