Das Gerücht war längst im Umlauf, nun kommt die Bestätigung: Der gewählte US-Präsident Joe Biden holt Ex-Notenbankchefin Janet Yellen als Finanzministerin in sein Team. Dazu kommen weitere Frauen auf wichtigen Posten.
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Der Sieger der US-Präsidentschaftswahl, Joe Biden, hat wichtige Personalentscheidungen für seine Wirtschaftspolitik bekannt gegeben. Wie mehrere US-Medien bereits zuvor berichtet hatten, wird die frühere Notenbankchefin Janet Yellen Finanzministerin in dem demokratischen Regierungsteam - als erste Frau auf dieser Position.
Yellens erste Bewährungsprobe dürften weitere Corona-Hilfen werden. Sie gilt als Anhängerin der Thesen des Ökonomen John Maynard Keynes, der Regierungen eine wichtige Rolle in Krisenzeiten zusprach. Als Finanzministerin muss Yellen, genau wie zahlreiche weitere Spitzenbeamte, vom Senat bestätigt werden. Die 74-Jährige gilt jedoch auch unter zahlreichen Republikanern als kompetent und erfahren.
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Viele "Firsts" im neuen Team
Auch weitere Schlüsselposten sollen nach der Amtsübergabe am 20. Januar von Frauen bekleidet werden: Neera Tanden, die bereits die Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama beraten hatte, soll die Verwaltungsbehörde Office of Management and Budget leiten. Bidens Beraterstab in Wirtschaftsfragen soll mit den Ökonomen Cecilia Rouse, Heather Boushey und Jared Bernstein mehrheitlich weiblich besetzt sein.
Laut einer Mitteilung des Übergangsteams soll zudem Wally Adeyemo zum stellvertretenden Finanzminister werden. Der bisherige Leiter der Obama-Stiftung wäre der erste Schwarze in dem Amt. Ebenso wären Tanden und Rouse die ersten schwarzen Frauen in ihren jeweiligen Positionen.
Die künftige US-Regierung: Wen beruft Joe Biden in sein Kabinett?
Noch ist Joe Biden nicht Präsident. Aber die Vorbereitungen für die Amtsübernahme laufen. Für sein Kabinett hat Biden bereits einige Weggefährten nominiert.
Bild: Joshua Roberts/REUTERS
Antony Blinken, Außenminister
Antony Blinken gilt Joe Biden seit 20 Jahren als treuer Weggefährte. Blinken diente Biden zuerst als Sicherheitsberater, bevor er Stellvertretender Nationaler Sicherheitsberater und schließlich Stellvertretender Außenminister wurde - in der Zeit als Biden unter Obamas Vizepräsident war. Er gilt als Multilateralist und ist einer der Architekten des internationalen Atomabkommens mit dem Iran.
Bild: Chandan Khanna/AFP/Getty Images
John Kerry, Klima-Sonderbeauftragter
20 Jahre lang saß John Kerry für den Bundesstaat Massachusetts im Senat. 2004 unterlag er bei der Präsidentschaftswahl gegen George W. Bush. Von 2013 bis 2017 war er Außenminister in der zweiten Legislaturperiode von Barack Obama und unterzeichnete 2015 das Pariser Klimaabkommen, das Präsident Donald Trump 2018 wieder aufkündigte. Nun dürfte sein Auftrag werden, dies wieder rückgängig zu machen.
Bild: Chandan Khanna/AFP/Getty Images
Linda Thomas-Greenfield, US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen
Linda Thomas-Greenfield hat Karriere im US-Außenministerium gemacht. Die 68-jährige Afroamerikanerin war in ihrer langen Karriere unter anderem unter Obama Staatssekretärin für Afrika-Angelegenheiten. Nun soll sie die USA bei den Vereinten Nationen vertreten. Biden will den Posten - wie unter Demokraten üblich - auf Kabinettsrang heben. Damit wird Thomas-Greenfield ihm direkt unterstellt sein.
Bild: DW/S. Broll
Alejandro Mayorkas, Heimatschutzminister
Alejandro Mayorkas leitete unter Barack Obama die Einwanderungsbehörde USCIS. In dieser Funktion setzte er das Dreamer-Programm um, das illegal Eingewanderten, die von ihren Eltern als Kinder in die USA gebracht wurden, eine Chance auf ein Arbeitsvisum gab. Nun soll er das Heimatschutzministerium leiten. Mayorkas wurde in Kuba geboren und wäre der erste Migrant auf diesem Posten.
Bild: Chandan Khanna/AFP/Getty Images
Jake Sullivan, Nationaler Sicherheitsberater
Jake Sullivan war in dieser Funktion bereits unter Barack Obama dem damaligen Vizepräsidenten Biden zur Seite gestellt. In Obamas erster Amtszeit war er Stellvertreter von Außenministerin Hillary Clinton, später war er ihr Berater für Außenpolitik, als sie 2016 für die Präsidentschaft kandidierte.
Bild: picture-alliance/AP Photo
Avril Haines, Direktorin der nationalen Nachrichtendienste
Avril Haines war von 2013 bis 2015 Stellvertretende Direktorin des Auslandsgeheimdienstes CIA. Als Antony Blinken 2015 ins Außenministerium wechselte, rückte sie auf seinen Posten als Stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin. Haines wäre die erste Frau an der Spitze der US-Geheimdienste, zu denen neben der CIA auch NSA, FBI, die Küstenwache und 19 weitere Einheiten gehören.
Bild: Mark Makela/Getty Images
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Vor einer Woche hatte Biden bereits erste Personalentscheidungen publik gemacht - so wird Ex-Außenminister John Kerry Sonderbeauftragter für die Klimakrise, sein damaliger Stellvertreter Anthony Blinken wird der oberste Diplomat der USA.
Übergabe nimmt Gestalt an
Der scheidende Präsident Donald Trump hat zwar noch am Montag weiter offensichtlich falsche Aussagen über vermeintlichen Wahlbetrug getwittert. Nach seiner offiziellen Anweisung in der vorigen Woche arbeitet sein Stab jedoch mit dem Team Bidens und dessen Vizepräsidentin Kamala Harris zusammen, um eine reibungslose Übergabe zu ermöglichen. Von diesem Montag an sollen sie das sogenannte Presidential Daily Brief erhalten, eine tägliche Geheimdienstunterrichtung, in der hochsensible Informationen enthalten sind. In welcher Form sie die Briefings erhalten sollen, war zunächst nicht bekannt: Trump hatte grafische Darstellungen auf Papier bevorzugt, während sein Vorgänger Obama sich mithilfe eines speziell modifizierten Tablets briefen ließ.
Die aktuelle Amtsübergabe findet unter ungewöhnlichen Umständen statt, da Präsident Trump fast vier Wochen nach dem Wahltag immer noch keine "Concession Speech" gehalten hat, also öffentlich in einer Rede seine Niederlage eingestanden hat. Der Republikaner klagt inzwischen mit seinen Anschuldigungen vermeintlichen Wahlbetrugs vor dem Supreme Court. Er hat jedoch angedeutet, Biden als Sieger zu akzeptieren, sollte dieser am 14. Dezember offiziell von der Mehrheit der Wahlleute bestätigt werden.