Eigentlich gilt der US-Sport als politikfreie Zone. Doch es sind besondere Zeiten. Nun nannte der Basketball-Superstar LeBron James US-Präsident Trump einen "Penner", und die Ligaspitze hat nichts einzuwenden.
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LeBron James gilt nicht nur als bester aktiver Basketballer der Welt und als einer der besten der Geschichte, sondern auch als absoluter Vorzeigeprofi. Er engagiert sich in sozialen Projekten, überrascht Fans als Laufbursche in einer Fast-Food-Filiale und bespielt seinen Twitter-Kanal mit sehr persönlichen Statements. Anders als sein Spitzname "King James" suggerieren mag, gilt er auf und neben dem Platz als ungemein fleißig, bescheiden und besonnen.
Als etwa sein Teamkollege Kyrie Irving, mit dem James bei den Cleveland Cavaliers drei Finalteilnahmen und einen Titel in drei Jahren erspielte, völlig unvermittelt bekanntgab, er wolle das Team verlassen, bekundete James "nichts als Respekt" für Irvings Entscheidung und dankte ihm für die gemeinsame Zeit.
Die erfolgreichsten Korbjäger der NBA
Mit Chris Paul, DeMar DeRozan und Russell Westbrook haben drei Top-Scorer vor der neuen NBA-Saison den Klub gewechselt. An der Spitze der ewigen Bestenliste sammelt LeBron James jenseits der 40.000er-Marke weiter Punkte.
Bild: Darren Abate/AP Photo/picture alliance
Damian Lillard - 21.717 Punkte*
Der 2,03 Meter große Point Guard ist einer der besten Dreierschützen der NBA. Nicht selten nimmt er sehr weite Würfe und trifft. Elf Jahre lang läuft der Olympiasieger von 2020 für die Portland Trail Blazers auf, bevor er 2023 zu den Milwaukee Bucks wechselt. Lillard ist der 51. NBA-Spieler, dem mehr als 20.000 Punkte in seiner Karriere gelingen. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: Aaron Gash/AP Photo/picture alliance
Chris Paul - 22.538 Punkte*
Größer als seine Scorer-Fähigkeiten sind seine Qualitäten als Passgeber. Paul, mit 1,83 Metern einer der kleinsten NBA-Spieler, ist mit über 12.000 Assists drittbester Vorbereiter der Liga-Geschichte. Nach Stationen in New Orleans, bei den LA Clippers, in Houston, Oklahoma City, Phoenix und bei den Golden State Warriors spielt Paul seit 2024 für die San Antonio Spurs. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: Eric Gay/AP Photo/picture alliance
DeMar DeRozan - 24.078 Punkte*
Vor seinem Wechsel zu den Sacramento Kings spielt der Small Forward für die Toronto Raptors, San Antonio und Chicago in der NBA. Im Vergleich zu anderen Top-Spielern schießt DeRozan nur wenige Drei-Punkte-Würfe, sondern punktet bevorzugt aus der Halbdistanz oder mit Drives zum Korb. DeRozan ist im Oktober 2022 der 50. NBA-Profi, der 20.000 Karriere-Punkte erreicht. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: Christopher Katsarov/The Canadian Press via AP
Stephen Curry - 24.127 Punkte*
Wohl kein NBA-Profi beherrscht den Wurf jenseits der Drei-Punkte-Linie so gut wie er. Seit Dezember 2021 hält Curry den Allzeit-Rekord für die meisten verwandelten Dreier. Der kleine Guard der Golden State Warriors ist aber mehr als ein Weitwurf-Spezialist. Zweimal wird er zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt. Viermal gewinnt er mit Golden State die Meisterschaft. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: Michael Wyke/AP Photo/picture alliance
Russell Westbrook - 25.483 Punkte*
Der MVP von 2017 ist der NBA-Profi mit den meisten Triple Doubles, zweistelligen Werten pro Spiel in drei Kategorien. Zu Karrierebeginn bildet Westbrook in Oklahoma City mit James Harden und Kevin Durant ein starkes Trio, bleibt aber titellos. Nach Stationen in Houston, Washington bei den L.A. Lakers und L.A. Clippers spielt Westbrook seit 2024 für die Denver Nuggets. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: David Zalubowski/AP Photo/picture alliance
James Harden - 26.460 Punkte*
Die Verteidiger von "The Beard" sind nicht zu beneiden: Lässt man ihm Platz, trifft Harden den Dreier. Geht man näher ran, dribbelt er vorbei und zieht zum Korb. Auch seine Qualitäten als Passgeber hat er verbessert. Der Guard, der im Sommer 2023 seinen Wechsel von Philadelphia zu den Los Angeles Clippers erzwingt, ist unter den Top 25 bei Karriere-Punkten und -Vorlagen. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: LM Otero/AP Photo/picture alliance
Carmelo Anthony - 28.289 Punkte
Der 2,03 Meter große Forward, der 2003 in der NBA debütiert, entwickelt sich im Laufe der Jahre zum verlässlichen Distanzschützen. Nach acht Jahren in Denver spielt Anthony sechs Saisons für New York. Über Oklahoma City, Houston und Portland kommt er 2021 zu den Lakers. Im Sommer 2022 wird sein Vertrag dort nicht verlängert. Der dreimalige Olympiasieger ist Zehnter der ewigen Scorerliste.
Bild: Ross D. Franklin/AP/picture alliance
Shaquille O'Neal - 28.596 Punkte
Der bullige 2,16-Meter-Center erzielt fast alle Punkte aus kurzer Distanz. Eklatant ist seine Schwäche bei Freiwürfen. Das Foulen O'Neals vor dem Wurf ("Hack-a-Shaq") machen viele Gegner daher zu ihrer Taktik. O'Neal, von 1992 bis 2011 für Orlando, die Lakers, Miami, Phoenix, Cleveland und Boston aktiv, geht trotzdem meist als Sieger vom Feld. Er wird viermal Meister und einmal MVP der Liga.
Bild: picture-alliance/Pressefoto Ulmer
Kevin Durant - 29.309 Punkte*
Mit Golden State gewinnt "KD" 2017 und 2018 den NBA-Titel. Zuvor wird der bewegliche, elegante Forward bei Oklahoma City zum MVP der Saison 2014 gewählt. Von 2019 bis 2023 spielt er für die Brooklyn Nets, hat dort aber immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Seit Februar 2023 spielt Durant, der mit den USA dreimal Olympia-Gold gewinnt, für die Phoenix Suns. (*Stand 18. Dezember 2024).
Bild: Gareth Patterson/AP Photo/picture alliance
Wilt Chamberlain - 31.419 Punkte
Bevor Wilt Chamberlain 1959 NBA-Profi wird, spielt er ein Jahr lang für die Show-Truppe Harlem Globetrotters. Als Profi stellt er zahlreiche Punkterekorde auf. Unerreicht ist seine Marke aus dem Spiel Philadelphia gegen New York im Jahr 1962. Chamberlain erzielt 100 Punkte. Insgesamt 118 Mal schafft er 50 oder mehr Zähler in einem Spiel. 1999 stirbt er im Alter von 63 Jahren an Herzversagen.
Bild: picture-alliance/AP Images
Dirk Nowitzki - 31.560 Punkte
Unaufgeregt, immer bescheiden, oft nicht sehr spektakulär, aber meist beeindruckend sicher bringt Dirk Nowitzki seine Würfe ins Ziel. Unerreichte 21 Saisons - von 1998 bis 2019 - ist "Dirkules" den Dallas Mavericks treu. 2011 holt er mit den Mavs den Meistertitel. Als erster Europäer knackt Nowitzki die 20.000-Punkte-Marke und ist der sechste NBA-Profi, der die 30.000er-Schallmauer durchbricht.
Bild: Reuters/USA TODAY Sports
Michael Jordan - 32.292 Punkte
Die 23 trägt "Air" Jordan schon auf dem College in North Carolina - bei den Chicago Bulls wird er damit zur Legende und holt sechs Titel. Jordans besondere Spezialität ist der "Buzzer Beater", ein entscheidender Wurf mit der Schlusssirene. Jordan gilt vielen bis heute als "bester Basketballer aller Zeiten". Seine Zahlen wären noch gigantischer, hätte er seine Karriere nicht zweimal unterbrochen.
Bild: Beth A. Keiser/AP Photo/picture alliance
Kobe Bryant - 33.643 Punkte
Nicht viele Basketballer können so elegant spielen wie die "Black Mamba". Der Guard der LA Lakers, der als Sohn eines US-Basketballprofis in Italien aufwächst, spielt ab 1996 in der NBA, immer für die Lakers. Er führt sein Team zu fünf Titeln. Mit 37 Jahren zwickt der Rücken und nach 20 Saisons ist im April 2016 Schluss. Bryant kommt 2020 mit 41 Jahren bei einem Helikopter-Absturz ums Leben.
Bild: Mike McGinnis/ZUMA/picture alliance
Karl Malone - 36.928 Punkte
Er wird "Mailman" genannt, und fast jede seiner Sendungen findet in Form eines geworfenen Basketballs das Ziel. Der bullige Power Forward läuft 18 Saisons für die Utah Jazz auf und ein Jahr für die Lakers. Meister wird er nie, dafür 1992 in Barcelona Olympiasieger mit dem "Dream-Team". Malone (l.) und sein Vorlagengeber John Stockton (r.) stehen als Bronzestatuen vor der Arena in Salt Lake City.
Bild: ZUMA Press/IMAGO
Kareem Abdul-Jabbar - 38.387 Punkte
Kareem Abdul-Jabbar und sein kaum zu verteidigender Hakenwurf "Sky Hook" sind legendär. Zwischen 1969 und 1989 spielt der als Ferdinand Lewis Alcindor geborene Abdul-Jabbar, der 1971 zum Islam konvertiert, für die Milwaukee Bucks und die Los Angeles Lakers. Sechsmal wird der 2,18 Meter lange Center Meister und sechsmal MVP. 19 Mal steht der "Captain" im Aufgebot des All-Star-Games.
Bild: picture-alliance/ZUMA Press
LeBron James - 41.021 Punkte*
Kaum ein NBA-Profi ist ähnlich hoch dekoriert wie der Forward, der seit 2018 für die Los Angeles Lakers spielt. Viermal wird er zum wertvollsten Spieler der Liga (MVP) gekürt, viermal zum MVP der NBA-Finals. Den Meistertitel gewinnt James ebenfalls viermal. 2012 und 2013 mit den Miami Heat, 2016 mit Cleveland und 2020 mit den Lakers. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: Mark J. Terrill/AP/picture alliance
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Als jedoch US-Präsident den amtierenden Meister Golden State Warriors, den Erzrivalen der Cavaliers, vom traditionellen Empfang im Weißen Haus auslud, platzte dem König der Kragen: "Du Penner", twitterte James, "Stephen Curry hat schon gesagt, er würde nicht hingehen. Also gibt es keine Einladung. Ins Weiße Haus zu gehen, war eine große Ehre, bis Sie aufgetaucht sind!"
Keine Politik im Sportzirkus
Das ist nicht nur für James eine ungewöhnliche Wortwahl. Der US-Sport allgemein gilt als eher politikfreie Zone. Zwar begehen alle vier großen Profi-Ligen, also die NBA, die NFL (American Football), die MLB (Baseball) und sogar die Eishockey-Liga NHL, in der kaum ein Afro-Amerikaner spielt, den Black History Month (Dt.: Monat der Schwarzen Geschichte). Aber traditionell sehen es die Ligaspitzen überhaupt nicht gern, wenn Spieler sich politisch äußern. Erst recht nicht auf dem Spielfeld.
Als sich NFL-Quarterback Colin Kaepernick im August 2016 während der Nationalhymne, die in den USA vor praktisch jedem Wettkampf gespielt wird, demonstrativ sitzen blieb, sorgte das für einen landesweiten, ja internationalen Skandal. Bis in die Feuilletons wurde diskutiert, ob dies ein Akt von Zivilcourage gegen mutmaßlich rassistische Polizeigewalt war - so sieht es Kaepernick - oder eine Respektlosigkeit vor "dem Land der Freien und der Heimat der Tapferen", um es mit den Worten der Hymne zu sagen.
Runter mit den "Hurensöhnen"
Man kann sich denken, welche Lesart US-Präsident Donald Trump sich zu Eigen macht. Am Samstag räumte er jegliche Zweifel darüber aus, indem er den Team-Eigentümern vorschlug, solche Spieler als "Hurensöhne" vom Feld zu zitieren und zu feuern.
Denn Kaepernick ist schon lange nicht mehr der einzige NFL-Profi, der zur Nationalhymne niederkniet, statt sich aufrecht hinzustellen. Besser gesagt: Inzwischen tun es andere, denn Kaepernick ist seit der abgelaufenen Saison vereinslos. Und nicht wenige vermuten, dass dies mehr mit seiner unbequemen Haltung, denn mit seinen spielerischen Leistungen zu tun hat, denn er gilt vielen als einer der talentiertesten Spielmacher der Liga, alias der Welt.
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NBA probt die Kehrtwende
Während die Football-Liga NFL Kaepernick und Co. zähneknirschend das Recht auf freie Meinungsäußerung zugestehen, gehen die Offiziellen der NBA inzwischen einen anderen Weg: Anfang September ermutigten Ligaboss Adam Silver und die Geschäftsführerin der Spielergewerkschaft Michele Roberts in einem gemeinsamen Brief die Spieler sogar, ihre gesellschaftliche Stellung zu nutzen: "Wir wollen, dass Sie wissen, dass die Spielergewerkschaft und die Liga Ihnen immer zur Seite stehen, in bedeutungsvollster Weise einen Unterschied zu machen."
Das linke US-Magazin "The Nation" spekuliert, ob dies nun eine freiwillige Kehrtwende ist oder eher eine Konzession daran, dass ihre Athleten eben politische Statements abgeben und ihre Fans das goutieren.
Allerdings gilt die NBA schon länger als die "politischste" der US-Profi-Ligen. Häufiger als in andere Sportarten haben Athleten politische Zeichen gesetzt: Der in Baltimore aufgewachsene Carmelo Anthony nahm 2012 an einem Protestmarsch teil, nachdem dort Freddy Gray von Polizisten getöteten worden war. Die L.A. Clippers verbargen 2014 ihr Vereinslogo als Protest gegen rassistische Äußerungen des damaligen Club-Eigentümers. Nach dem Tod von Eric Garner in New York trugen mehrere Spieler dessen berühmt gewordenen letzten Worte auf ihren T-Shirts: "I can't breathe". Einer von ihnen: LeBron James.
Polarisierung? Bitte nicht im Sport!
Die prominenten Fälle von Polizeigewalt hallten vor allem in Kreisen der NBA wider, wo drei von vier Profis dunkelhäutig sind. Seit knapp einem Jahr treibt noch ein weiteres Thema die Akteure der Profiligen um - vor allem in den Spitzenteams. Denn es ist seit Jahrzehnten üblich, dass die nationalen Meister im Weißen Haus empfangen werden.
Steve Kerr, Chef-Trainer des aktuellen NBA-Meisters aus Oakland, hat als Spieler und Trainer den letzten fünf US-Präsidenten die Hand geschüttelt. Doch unmittelbar nachdem Donald Trump am 9. November 2016 zum US-Präsidenten gewählt worden war, gab der Sohn des renommierten Nahost-Politologen Malcolm Kerr bekannt, dass er das Weiße Haus meiden würde, sollte seine Mannschaft den Titel holen. Als die Warriors sich im Juni tatsächlich im Finale gegen die Cavaliers durchsetzten, hieß es alsbald, dass eine Entscheidung darüber noch nicht getroffen sei.
An diesem Wochenende wollte die Mannschaft nun endlich über die Reise nach Washington D.C. entscheiden. Doch dann sagte Mannschaftskapitän Stephen Curry in eine Kamera, er werde mit Nein stimmen, was Donald Trump zum Anlass nahm, die Warriors auszuladen.
Der König will das amerikanische Volk einen
Die Ligaspitze blieb ihrer Ansage treu. Silver bekundete zwar sein Bedauern über die Entwicklung, betonte aber: "Ich bin stolz auf unsere Spieler, weil sie sich weiterhin zu kritischen Themen äußern." Auch den "Penner"-Tweet von LeBron James hat bisher niemand beanstandet. Die Spielergewerkschaft bestätigte: "Das Ausleben der Meinungsfreiheit - und nicht die Verachtung dieser - ist das, was Amerika wirklich großartig macht."
Dennoch wollte sich der Superstar wohl noch einmal erklären. Am Samstagabend, ein paar Stunden nach Trumps "Hurensohn"-Rede, war James wieder ganz König: Die Spaltung der Gesellschaft frustriere ihn, sagte er in einem Handyvideo auf Twitter. Es sei eine kritische Zeit, und dass Trump den Sport als Plattform nutze, um die Gesellschaft weiter zu spalten, darüber könne er in seiner Position nicht schweigen: "Es geht darum", sagte King James, "dass wir alle zusammenkommen. Wir das amerikanische Volk."