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Politik

USA nutzen Ramstein für Evakuierungen

20. August 2021

Wer aus Afghanistan per Flugzeug entkommt, landet womöglich in Rheinland-Pfalz. Berlin und Washington haben sich auf ein Drehkreuz in Deutschland verständigt.

US Air Force C17 Globemaster
Der US-Stützpunkt Ramstein ist die personalstärkste Einrichtung der Luftwaffe außerhalb der USA (Archivbild)Bild: Daniel Kubirski/dpa/picture alliance

Der US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz soll als Drehscheibe für Evakuierungen in Afghanistan genutzt werden. Dies sei mit den USA vereinbart worden, teilte Bundesaußenminister Heiko Maas mit. Dabei sollten auch Deutsche oder von Berlin benannte Schutzsuchende mit amerikanischen Flugzeugen nach Ramstein gebracht werden.

Der Fokus liege darauf, so viele Menschen wie möglich aus der afghanischen Hauptstadt Kabul herauszuholen, sagte Maas. Das geschehe in enger Abstimmung mit den internationalen Partnern. Es solle kein Platz in den Flugzeugen leerbleiben: Ebenso wie Deutsche in US-Maschinen mitflögen, werde die Bundeswehr auch weiter Menschen anderer Nationalität in ihren Flugzeugen mitnehmen.

Viele Menschen wollen mit ihrer Ausreise - wie hier am Mittwoch in Kabul - möglichen Racheakten der Taliban entgehenBild: Nicholas Guevara/USMC/UPI Photo/Newscom/picture alliance

Durch die Einbeziehung von Ramstein in die Operation würden die gemeinsamen Transportkapazitäten erhöht, so der Minister. Zugleich könne man damit die Luftbrücke zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent entlasten.

Racheakte und Tötungen

In Afghanistan harren noch immer zahlreiche Hilfskräfte des westlichen Militärbündnisses und deren Angehörige verzweifelt auf ihre Ausreise. Die Taliban, die Zufahrtswege zum Flughafen der Hauptstadt kontrollieren, beteuerten, sie wiesen nur diejenigen zurück, die keine gültigen Reisepapiere hätten. Familien von Journalisten und Kritikern der Islamisten berichten indes von Racheakten und Tötungen.

Während die Taliban-Führer sich medienwirksam moderat inszenieren, verbreiten ihre Kämpfer Angst und SchreckenBild: Rahmat Gul/AP/picture alliance

Mehrere Vertreter der bisherigen afghanischen Regierung werden Medien zufolge vermisst. Der TV-Sender Tolonews meldete, der vormalige Gouverneur und der Ex-Polizeichef der Provinz Laghman im Osten des Landes hätten sich den Taliban ergeben und würden von diesen gefangengehalten - während alle anderen Regierungsvertreter freigelassen worden seien. Der Polizeichef von Gasni im Südosten sei verschwunden.

Razzien in Wohnungen

Viele Regierungsvertreter und Sicherheitskräfte fürchten nach der Machtübernahme der Taliban das Schlimmste. Videos, die in sozialen Netzwerken kursieren, sollen willkürliche Hinrichtungen zeigen. Während die Islamisten nach eigenen Worten öffentlichkeitswirksam eine "Generalamnestie" erlassen haben, suchten ihre Kämpfer laut einem internen UN-Bericht systematisch nach Gegnern und deren Angehörigen, berichtet der britische Sender BBC.

Anhand von Listen prüfen die Taliban nicht nur die Identität von Menschen, die ein Flugzeug erreichen wollen. Sie führen auch Razzien in den Wohnungen missliebiger Personen durch. So wurden die Häuser von mindestens drei Journalisten der Deutschen Welle durchkämmt. Dabei wurden ein Familienmitglied erschossen und ein weiterer Angehöriger schwer verletzt.

jj/se (dpa, afp, rtr, epd)