Das Repräsentantenhaus hat für das billionenschwere Projekt von US-Präsident Joe Biden gestimmt. Im Senat kommt es nun auf die Geschlossenheit der Demokraten an.
Den USA setzt die Pandemie auch wirtschaftlich zu - verwaiste Schalter am Flughafen von Arlington, VirginiaBild: Alex Edelmann/AFP/Getty Images
Anzeige
Mit 219 zu 212 Stimmen hat die Mehrheit der Abgeordneten im US-Repräsentantenhaus das Corona-Hilfspaket von Präsident Joe Biden gebilligt. Das 1,9 Billionen Dollar (1,56 Billionen Euro) umfassende Programm beinhaltet neben Mitteln für Impfungen und medizinische Ausstattung auch Finanzhilfen für Haushalte, Unternehmen und die Regierungen auf lokaler und Bundesstaaten-Ebene. So sollen zahlreiche Bürgerinnen und Bürger je 1400 Dollar als Direktzahlung erhalten, bis Ende August sollen Arbeitslose wöchentlich weitere 400 Dollar erhalten. Wer Miete oder Wohnungskredite derzeit nicht bedienen kann, soll weitere Mittel beantragen können.
Eine U-Bahn, aber kein höherer Mindestlohn
Die oppositionellen Republikaner kritisierten, dass nur neun Prozent der Gesammtsumme direkt in den Kampf gegen die Pandemie flössen - es gebe nicht notwendige Elemente wie eine neue U-Bahn in der Nähe des Wahlbezirks der Demokratin Nancy Pelosi in San Francisco: "Hier wird Geld ohne Rechenschaft rausgeschmissen", sagte der republikanische Minderheitenführer Kevin McCarthy.
Die Republikaner verknüpfen ein U-Bahn-Projekt mit Demokratin Nancy Pelosi, deren Wahlkreis in der Nähe liegtBild: J. Scott Applewhite/AP Photo/picture alliance
Innerhalb der regierenden Demokraten war der Vorstoß der Biden-Regierung umstritten, gemeinsam mit dem Hilfspaket den landesweiten Mindestlohn auf 15 Dollar (12,35 Euro) zu erhöhen. Letztlich hatte die für die Verfahrensregeln des Senats zuständige Beamtin Elizabeth MacDonough entschieden, diese Frage vom Konjunkturpaket zu entkoppeln. Zudem werden für dieses Vorhaben nun 60 Stimmen im Senat benötigt.
Nächster Halt: Senat
Nach der aus Regierungssicht erfolgreichen Abstimmung wird das Hilfspaket nun dem Senat vorgelegt. Im "House" hatten die Gegenstimmen zweier Demokraten keine Auswirkung, im Senat ist Biden aber auf Fraktionsdisziplin angewiesen: Dort halten beide Parteien jeweils 50 Sitze, in Patt-Situationen fällt Vizepräsidentin Kamala Harris die entscheidende Stimme zu.
500.000 Corona-Tote in den USA
Die Vereinigten Staaten beklagen mehr Todesopfer im Zusammenhang mit einer COVID-19 Infektion als jedes andere Land der Welt.
Bild: Evan Vucci/AP/picture alliance
Gedenkveranstaltung für die Verstorbenen
Präsident Joe Biden, First Lady Jill Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und
ihr Mann Douglas Emhoff verbeugen sich vor den Opfern der Corona-Pandemie. Bei der Zeremonie auf der Südseite des Weißen Hauses sagte Biden, in einem Jahr der Pandemie seien "mehr Amerikaner gestorben als im Ersten Weltkrieg, dem
Zweiten Weltkrieg und dem Vietnamkrieg zusammengenommen."
Bild: Evan Vucci/AP/picture alliance
Trump - der Corona-Sensenmann
Die USA verzeichnen knapp ein Fünftel aller Corona-Todesfälle weltweit - obwohl hier nur vier Prozent der Weltbevölkerung leben. Einen Grund dafür sehen Kritiker im Umgang mit der Pandemie. Bidens Vorgänger Donald Trump hatte die Gefahr lange geleugnet. Er setzte sich ohne wissenschaftliche Belege für bestimmte Medikamente ein und machte deutlich, dass er das Tragen von Masken lästig fand.
Bild: Timothy A. Clary/AFP/ Getty Images
Geisterstädte an der Ostküste
Die erste Infektion in den USA wurde am 21. Januar 2020 bestätigt. Die ersten Toten im Zusammenhang mit einer Erkrankung gab es nach derzeitigen Erkenntnissen im Februar 2020 zu beklagen. New Jersey war zu Beginn das Epizentrum der Pandemie. Die Metropolen an der Ostküste, wie hier New York, verwandelten sich in Geisterstädte. Das Gesundheitssystem stand zeitweilig vor dem Kollaps.
Bild: Spencer Platt/Getty Images
Kein Platz für die Toten
Auch die Kapazität der Leichenhäuser stieß schnell an ihre Grenzen. In New York behalfen sich die Krankenhäuser zeitweilig mit mobilen Kühltrucks und Zelten. Die Bilder, die im April 2020 um die Welt gingen, kannte man sonst nur aus Hollywood-Produktionen wie "Outbreak“.
Bild: Stephanie Keith/Getty Images
Zu spät, zu ineffizient
Obwohl sich recht früh abzeichnete, dass sich das Virus in den USA rasant ausbreitete, reagierten die Bundesstaaten nur zögerlich. Kalifornien war der erste Staat, der bereits Anfang März 2020 eine "stay-at-home-order" ausgab, um Zustände wie in New York zu verhindern.
Bild: Valerie Macon/AFP/Getty Images
Geteiltes Amerika, auch im Tod
Der Verlauf der Pandemie zeigte auch die gesellschaftliche Spaltung auf: Wer schwarz oder arm ist, hat in den Vereinigten Staaten ein weitaus höheres Risiko, an der Krankheit zu sterben. Statistisch drückt sich das in einer geringeren Lebenserwartung aus: Bei Afroamerikanern ging die Lebenserwartung um 2,7 Jahre auf 72 Jahre zurück, bei Hispanos um 1,9 Jahre auf 79,9 Jahre.
Bild: John Moore/Getty Images
Access denied
Die Einstufung als Hochrisikogebiet brachte es mit sich, dass immer mehr Staaten US-Amerikanern die Einreise verweigerten. Bis heute sind die Ausreisemöglichkeiten für US-Bürger erheblich eingeschränkt.
Bild: Alex Edelmann/AFP/Getty Images
200.000 Totebereits im Oktober 2020
Die Zahl der Todesopfer steigt noch immer rapide an. Der letzte traurige Rekord liegt noch nicht lange zurück. Anfang Oktober 2020 überstieg die Zahl der COVID-19-Todesopfer die 200.000er Marke. Eine Installation leerer Stühle in der Nähe des Weißen Hauses sollte dies den politischen Entscheidungsträgern versinnbildlichen.
Bild: Tasos Katopodis/Getty Images
Düstere Aussichten, trotz Impfungen
Inzwischen sind zwar 6 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung geimpft. Bis Ende Juli erhalten die USA rund 600 Millionen Dosen Impfstoff von Moderna und BioNTech/Pfizer, was für alle Erwachsenen im Land ausreichend wäre. Dennoch: die Johns Hopkins University sagt voraus, dass bereits im Mai die nächste 100.000er-Marke an Todesopfern überschritten werden könnte.
Bild: Bryan A. Smith/AFP/Getty Images
9 Bilder1 | 9
Die USA wurden in absoluten Zahlen von der Coronavirus-Pandemie so hart getroffen wie kein anderes Land: Bislang wurden laut Zahlen der Johns-Hopkins-Universität landesweit rund 28,5 Millionen Infektions- und inzwischen mehr als 510.000 Todesfälle übermittelt. Dem soll eine gigantische Impfkampagne ein Ende bereiten: Die Regierung Biden rechnet mit 600 Millionen Impfdosen bis Ende Juli, sodass bis dahin alle Bürgerinnen und Bürger geimpft werden könnten. Bislang wurden laut "Vaccine Tracker" der US-Gesundheitsbehörde CDC gut 70 Millionen Impfdosen verabreicht.
Präsident Biden ist bereits im Dezember gegen Corona geimpft wordenBild: Alex Edelman/AFP/Getty Images