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Politik

USA prüfen Strafzölle auf EU-Autos

18. Februar 2019

Die Drohung steht schon seit geraumer Zeit im Raum: US-Präsident Trump könnte Zölle auf Autoimporte aus der EU legen. Für Deutschlands Autoindustrie wäre das schmerzlich. Gegenzölle könnten den Schaden begrenzen.

Symbolbild VW Autoindustrie Europa EU Autos USA
Bild: picture-alliance/dpa/F. May

Die EU will ebenso wie Deutschland auf eine mögliche Verschärfung des Handelsstreits durch die USA reagieren. "Die Europäische Union wird ihr Wort halten, solange die USA das auch tun", sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Montag in Brüssel vor Journalisten. Die EU habe ein Interesse, die Handelsbeziehungen zu den USA zu verbessern. Sie werde aber umgehend reagieren, sollte US-Präsident Donald Trump Sonderzölle auf europäische Autos verhängen.

Die Bundesregierung äußerte sich ähnlich. Das US-Handelsministerium gehe davon aus, dass Auto-Importe die nationale Sicherheit bedrohten. Es werde nun abgewartet, was Trump daraus ableite, so ein Regierungssprecher. Sollte Trump neue Zölle verhängen, werde gemeinsam mit der EU eine Antwort erarbeitet. 

Das US-Handelsministerium hatte seinen Prüfbericht über die Bedrohung der nationalen Sicherheit durch Auto-Importe an US-Präsident Donald Trump übergeben. Eine Ministeriumssprecherin sagte, Details des Berichts würden nicht veröffentlicht.

Trump hat nun 90 Tage Zeit, um auf dieser Basis zu entscheiden, ob er Zölle von bis zu 25 Prozent auf Auto-Einfuhren verhängt. Allerdings ist unklar, ob es tatsächlich zu diesem Schritt kommt.

Es geht um viel Geld: Im Jahr 2017 haben die USA Autos und Autoteile im Wert von 340 Milliarden US-Dollar importiert.

Kritik von mehreren Seiten

Die US-Autobranche sprach sich gegen Zölle aus. Der Branchenverband erklärte, die Zölle könnten die Investitionen in den USA drosseln. "Kein einziges Unternehmen in der heimischen Autobranche hat diese Untersuchung verlangt."

Außerhalb der USA gefertigte Autos würden durch die Zölle im Schnitt um 5000 US-Dollar teurer, so Berechnungen des Informationsdienstleisters IHS Markit. Selbst in den USA gebaute Autos würden demnach im Schnitt 1800 Dollar mehr kosten, weil alle Wagen auch importierte Teile enthalten.

Auch bei US-Abgeordneten stoßen die Pläne auf scharfe Kritik. Er glaube nicht, dass Autos, die in mit den USA verbündeten Ländern produziert werden, ein Risiko für die nationale Sicherheit darstellen, sagte Rob Portman, republikanischer Senator aus Ohio. "Ich hoffe, die Regierung tritt einen Schritt zurück und überdenkt die Autozölle noch einmal."

In der US-Regierung gebe es ebenfalls erhebliche Widerstände gegen eine Eskalation im Autosektor, heißt es in deutschen Regierungskreisen. Die EU hat im Falle von Strafzöllen bereits mit Gegenmaßnahmen gedroht. Brüssel hat bereits eine Liste mit US-Gütern im Wert von 20 Milliarden Euro in der Schublade, die im Falle von Autostrafzöllen mit hohen Gegenzöllen belegt würden. 

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) äußerte sich besorgt und verwies auf das Engagement der Hersteller in den USA. Eine Einstufung solcher Einfuhren als Bedrohung der nationalen Sicherheit in den USA sei nicht nachvollziehbar. So habe allein die deutsche Autobranche in den vergangenen Jahren mit rund 300 Fabriken mehr als 113 000 Arbeitsplätze in den USA geschaffen, die duale Ausbildung für qualifizierte Arbeitskräfte eingeführt und sei der größte Autoexporteur aus den USA.   

Wie groß ist der Schaden?

Nach Berechnungen des Münchner Forschungsinstituts Ifo würden dauerhafte Strafzölle die deutschen Autoexporte in die USA langfristig um 50 Prozent einbrechen lassen.

Insgesamt werde die deutsche Wirtschaftsleistung durch die Autozölle real um rund fünf Milliarden Euro sinken, so das Institut. Das entspricht rund 0,15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Für Deutschland und die EU insgesamt wäre es daher sinnvoll, auf die US-Zölle mit Gegenmaßnahmen zu reagieren. Dadurch ließe sich der Einkommensverlust weitgehend ausgleichen, so das Institut.

Gleichzeitig würden europäische Gegenmaßnahmen die Vorteile der USA schmelzen lassen - von umgerechnet knapp neun Milliarden Euro auf dann nur noch 1,6 Milliarden Euro.

"Für Europa wären Gegenmaßnahmen sinnvoll", schreiben Gabriel Felbermayr und Marina Steininger für das Ifo. "Die Weltwirtschaft würde allerdings Schaden erleiden."

Merkel: Haben viele Jobs in den USA geschaffen

2017 wurden in den USA 17,2 Millionen Autos verkauft. Knapp die Hälfte davon wurde importiert - die meisten aus Mexiko (14 Prozent), gefolgt von Kanada (11 Prozent), Japan (10 Prozent) und Südkorea (5 Prozent). Aus Deutschland importierte Autos machen nur drei Prozent aus, so das Center for Automotive Research in Ann Arbor, Michigan.

Die übrige Hälfte (52 Prozent) wurde in den USA produziert - wenn auch nicht unbedingt von US-Firmen. Ausländische Autobauer stellten in ihren US-Werken 23 Prozent aller Autos her.

Auch deutsche Firmen haben in den USA große Werke. Darauf verwies auch Bundeskanzlerin Angela Merkel am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz: Das größte BMW-Werk gebe es nicht in Deutschland, sondern in South Carolina, und von dort würden Fahrzeuge nach China geliefert, sagte sie. "Wenn diese Autos plötzlich eine Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA sind, dann erschreckt uns das."

In der Nacht zum Montag lief eine Frist von US-Präsident Trump zu Autoimporten ab. Bis dahin sollte das US-Handelsministerium prüfen, ob Autoeinfuhren den nationalen Sicherheitsinteressen der USA schaden. Dies wäre die Grundlage für die Verhängung von Strafzöllen.

Pkw aus der EU werden in den USA bisher mit Zöllen von 2,5 Prozent belegt, für US-Autos werden in Europa zehn Prozent fällig. Anders sieht es bei Lastwagen und Pickup-Trucks aus: Hier fallen in den USA 25 Prozent Zoll an, in der EU nur 14 Prozent.

bea/as/haz/hb (rtr, afp, Ifo, CAR)

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