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USA-Südafrika: Werden Ramaphosa und Trump die Wogen glätten?

Martina Schwikowski
20. Mai 2025

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa trifft Donald Trump in Washington. Sie wollen über Handelsabkommen sprechen. Aber können die Verstimmungen über Trumps Vorwürfe eines "weißen Genozids" in Südafrika beigelegt werden?

Donald Trump (links, Porträt) und Cyril Ramaphosa (rechts, Porträt)
Schwierige Beziehung: US-Präsident Donald Trump trifft sich zu einem Gespräch mit Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa in WashingtonBild: Ting Shen and Alfredo Zuniga/AFP

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa hält sich in den USA auf, wo er am Mittwoch mit US-Präsident Donald Trump zusammentreffen wird. Das persönliche Gespräch zwischen den beiden Staatsmännern könnte den Ton für die künftigen Beziehungen beider Länder vorgeben.

Trump empfängt erstmals seit Amtsantritt im Januar einen einen afrikanischen Staatschef im Weißen Haus. Der US-Präsident hat Afrika während seiner ersten Amtszeit nie besucht. Auf der anderen Seite fand Ramaphosas letzter Arbeitsbesuch in Washington im Jahr 2022 statt, als noch Joe Biden US-Präsident war.

Weiße Südafrikaner landen als "Flüchtlinge" in Washington. Trump erlaubte ihre Umsiedlung wegen angeblicher rassistischer VerfolgungBild: Saul Loeb/AFP/Getty Images

Seit Anfang 2025 haben sich die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Südafrika massiv verschlechtert, angetrieben durch ideologische Differenzen, geopolitische Allianzen und innenpolitische Konflikte.

"Der Besuch des Präsidenten in den USA bietet eine Plattform, um die strategischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern neu zu gestalten", erklärte die südafrikanische Präsidentschaft im Vorfeld. Analysten erwarten jedoch, dass Ramaphosas dreitägiger Besuch nicht einfach sein wird und feindselig oder konfrontativ enden könnte.

"Ziel ist es, das Image Südafrikas aufzupolieren und die Wahrnehmung zu beseitigen, die Trump über Südafrika als ein Land verbreitet, in dem angeblich ein Völkermord an den weißen Afrikaanern stattfindet", sagt Fredson Guilengue, Regionalprogrammmanager der Rosa-Luxemburg-Stiftung Südliches Afrika in Johannesburg, im Gespräch mit der DW.

Kein Völkermord in Südafrika

Ramaphosas Reise findet nur wenige Tage nach der Aufnahme einer Gruppe weißer südafrikanischer "Flüchtlinge" statt. Präsident Donald Trump behauptet, dass sie in Südafrika verfolgt werden und einem "Völkermord" ausgesetzt seien. Ein spezieller Umsiedlungsplan Trumps erlaubte es ihnen, vergangene Woche in die USA zu fliegen und sich dort niederzulassen.

Cyril Ramaphosa und Donald Trump werden in Washington auch über ein neues Handelsabkommen sprechenBild: SIPHIWE SIBEKO/REUTERS

Ramaphosas Regierung reagierte empört und bestreitet Trumps Vorwürfe, die dem Kontext rechter Verschwörungsmythen entstammen und jeglicher Beweise entbehren. Laut dem Präsidenten werden Weiße, die mehr als 70 Prozent des Landes besitzen, obwohl sie nur 7 Prozent der Bevölkerung stellen, nicht diskriminiert.

Ramaphosa werde auch versuchen, einen neuen Rahmen vorzulegen, der den Handel zwischen den beiden Ländern regeln wird, insbesondere in der Zeit nach AGOA, sagte Guilengue. Der Growth and Opportunity Act (AGOA) ist ein Handelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und berechtigten afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Das Abkommen, das am 1. Oktober 2025 ausläuft, ermöglicht es afrikanischen Nationen, Produkte zollfrei in die USA zu exportieren und so den Kontinent bei seiner Entwicklung zu unterstützen.

Neues Handelsabkommen zwischen Südafrika und den USA?

Trumps jüngste Handelszölle deuten auf ein Ende des Abkommens hin. Südafrikas Automobilindustrie zum Beispiel leidet aufgrund des hohen Exportniveaus in die USA erheblich unter Trumps Zöllen. Beobachter sehen daher ein wichtiges Ziel des Besuchs darin, Trumps Position aufzuweichen und die Zölle gegen Südafrika in der Folge neu zu verhandeln. 

Die Spannungen haben aufgrund der Handelspolitik Trumps zugenommen, die Südafrika hart trifft, aber auch wegen der Kürzungen der US-Hilfe für Entwicklungsprojekte.

Die Beziehungen waren bereits angespannt, nachdem Südafrika vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag eine Klage gegen Israel eingereicht hatte. Pretoria warf dem israelischen Militär vor, Völkermord an den Palästinensern im Gazastreifen zu begehen.

Ein weiterer belastender Aspekt ist die Rolle Südafrikas innerhalb der BRICS-Gruppe.  Dass Südafrika innerhalb des Zusammenschlusses dafür eintritt, die BRICS als Gegengewicht zum Westen zu etablieren, werde von den USA als Bedrohung ihrer weltweiten Interessen gesehen, heißt es.

BRICS ist eine zwischenstaatliche Organisation, die zehn Länder umfasst: Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und seit 2024 auch Ägypten, Äthiopien, Indonesien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Südafrikaner skeptisch

Viele Südafrikaner stünden dem Treffen des Präsidenten sehr skeptisch gegenüber, denn es sei bekannt, wie Trump mit seinen Gegnern umgehe , sagt Guilengue und verweist auf die Demütigung des ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj bei seinem Besuch im Oval Office im Februar.

Nach südafrikanischen Angaben war die Initiative zu dem Treffen von Trump ausgegangen. Dieser könnte Südafrika immer noch als größten Handelspartner auf dem Kontinent ansehen und daher an dem Gespräch interessiert sein, meint Guilengue.

Südafrikas Rolle als G20-Führer

Nach Meinung des südafrikanischen Politikanalysten Daniel Silke ist  der G20-Vorsitz Südafrikas in diesem Jahr ein wichtiger Faktor. "Die G20 bleiben - trotz der Äußerungen aus den USA und der Versuche, sich aus globalen Organisationen und Gremien zurückzuziehen - eines der wichtigsten dieser Gremien", sagt Silke gegenüber der DW. Südafrikas Führungsrolle in den G20 vergrößere seine globale Bedeutung. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi bei einem Besuch des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa in PretoriaBild: Phill Magakoe/AFP

Ramaphosa könnte versuchen, Trump von einer Teilnahme am G20-Gipfel in Johannesburg im November zu überzeugen, den der US-Präsident wegen des angeblichen "Völkermordes" an weißen Afrikaanern boykottieren will.

Silke sagte, Ramaphosas Besuch habe wenig mit der Flucht weißer Afrikaaner in die USA zu tun. Das Thema werde wohl angesprochen, aber es sei kein wichtiger Punkt in den Gesprächen. "Die USA nehmen in allen möglichen Fragen Außenseiterpositionen ein, und insbesondere Trump kritisiert an einem Tag einen politischen Führer und streckt dann die Hand der Freundschaft aus, wenn es für die USA von Vorteil ist."

Der beste Weg, um mit Trump umzugehen, sei der persönliche: "Das ist eine Frage der persönlichen Diplomatie und einer persönlichen Beziehung, die geschmiedet werden muss, auch wenn sie steinig sein mag", glaubt der Analyst.

Am Ende komme es darauf an, Geschäfte zu machen, so Silke: "Bei all dem Geschwätz über Zölle sieht es so aus, als könnten die schlimmsten Zölle nach unten verhandelt werden. Südafrika hat als Druckmittel einige bedeutende Mineralien, die auch in die USA geliefert werden könnten."