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Politik

USA setzen Truppenabzug aus Nordsyrien fort

21. Oktober 2019

Berichten zufolge hat ein US-Konvoi bereits die irakische Grenze erreicht. Für die Militärs ein beschämender Abgang: Auf dem Weg zur Grenze werden sie von Kurden in Nordsyrien mit Kartoffeln beworfen und beschimpft.

USA setzen Truppenabzug aus Syrien fort
Bild: picture-alliance/dpa/AP/H. Malla

Mit fast 500 Soldaten und Hunderten Fahrzeugen sei dies die bisher größte Truppenverlegung der US-Army in Syrien, meldete der Nachrichtensender CNN unter Berufung auf einen US-Militär.

Ein Video der kurdischen Nachrichtenseite Hawar News zeigte, wie Menschen in der nordsyrischen Stadt Kamischli gepanzerte Fahrzeuge der US-Armee mit Kartoffeln bewerfen und die Soldaten beschimpfen. Mit dem Abzug aus Syrien hatten die USA den Weg geebnet für die türkische Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG, die von Ankara als Terrororganisation angesehen wird. Die Türkei wurde dabei weder von der syrischen Regierung um Hilfe gebeten noch erteilte der UN-Sicherheitsrat ein entsprechendes Mandat. Ankara begründet deshalb den Einmarsch mit dem Recht auf Selbstverteidigung.

Verlassene US-Militärbasis in Syrien nahe AleppoBild: picture-alliance/dpa/AP/A. Safarjalani

US-Verteidigungsminister Mark Esper hatte am Wochenende erklärt, der Abzug der US-Truppen aus Syrien werde "Wochen, nicht Tage" dauern. Dieser solle "sehr überlegt und sehr sicher" verlaufen. Die Soldaten sollen sich demnach vom Irak aus weiter am Kampf gegen die IS-Terrormiliz beteiligen.

Sicherheitszone ist zunächst 120 Kilometer lang

Unterdessen will die Nachrichtenagentur AFP aus türkischen Militärkreisen erfahren haben, dass das türkische Militär bei seinem Vormarsch im Nordosten Syriens zunächst eine "Sicherheitszone" von 120 Kilometern Länge einnehmen will. Diese Zone solle von Tall Abyad bis Ras al-Ain reichen. Im weiteren Verlauf solle die Zone auf eine Länge von 444 Kilometern ausgedehnt werden. Dabei strebt Ankara an, dass die "Sicherheitszone" rund 30 Kilometer tief in das syrische Staatsgebiet hineinragt.

Zunächst will das türkische Militär eine Pufferzone zwischen Tall Abyad und Ras al-Ain besetzen

Die am Donnerstag ausgerufene Waffenruhe soll nach den Angaben des türkischen Militärs am Dienstag 21.00 Uhr MESZ enden. Die Waffenruhe sollte es den Kurden im Norden Syriens ermöglichen, sich vor dem Vormarsch der türkischen Armee zurückzuziehen. Am Sonntag räumten die kurdischen Kämpfer bereits die Grenzstadt Ras al-Ain.

Im Gespräch mit der Deutschen Welle erklärte der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin, dass die Militäroperation in Nordsyrien gestoppt werde, wenn alle Mitglieder der Kurdenmiliz YPG das Gebiet verlassen hätten. "Dann besteht keine Notwendigkeit für weitere Militäroperationen", sagt er. Das türkische Militär werde dafür sorgen, dass diese Gebiete für die Zivilbevölkerung sicher seien, fügte er hinzu. "Wir ermöglichen den Flüchtlingen die Rückkehr in ihre Heimat. Deshalb wollen wir Bedingungen schaffen, die es ihnen ermöglichen, in die Städte und Gemeinden zurückzukehren, aus denen sie stammen", so Kalin.

Schutz von Ölanlagen

Inzwischen stellte US-Präsident Donald Trump klar, dass sein Land eine "kleine Zahl" von Soldaten in Syrien behalten werde. Einige dieser Soldaten sollten nahe der Grenze zu Jordanien stationiert sein, andere sollten Ölfelder absichern, sagte Trump in Washington. Verteidigungsminister Mark Esper fügte hinzu, durch die Bewachung sollten die Ölförderanlagen vor der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) geschützt werden.

US-Vizepräsident Mike Pence hatte nach langen Verhandlungen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag eine Vereinbarung über eine fünftägige Waffenruhe für Nordsyrien verkündet. Das Ausmaß der Pufferzone ist darin nicht klar geregelt. Laut Erdogan soll sich die "Sicherheitszone" über 444 Kilometer bis an die irakische Grenze erstrecken.

nob/kle (afp, dpa, rtr)

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