Erst der Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation - jetzt der aus der UNESCO. Die Begründung ist immer: "America first".
Bald ohne die USA ...Bild: Alain Jocard/AFP/dpa/picture alliance
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Die USA sind erneut aus der UN-Kulturorganisation UNESCO ausgetreten. Eine weitere Mitgliedschaft sei nicht im nationalen Interesse, teilte US-Außenamtssprecherin Tammy Bruce in Washington mit. Die UNESCO fördere spaltende soziale und kulturelle Anliegen und konzentriere sich übermäßig auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Dies sei eine globalistische, ideologische Agenda, die im Widerspruch zur "America-First"-Außenpolitik der US-Regierung stehe.
Raus und wieder rein
Die USA waren erst Mitte 2023 unter dem damaligen Präsidenten Joe Biden der UNESCO wieder beigetreten. Dessen Vorgänger und Nachfolger Donald Trump hatte das Land bereits während seiner ersten Amtszeit Ende 2018 aus der Organisation geführt und ihr eine anti-israelische Haltung vorgeworfen. Nach seiner Wiederwahl hat Trump bereits den Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angekündigt und die Zahlungen an das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA eingestellt. Zuletzt trugen die Vereinigten Staaten etwa acht Prozent des Budgets der UNESCO. Die Austritts-Entscheidung soll Ende 2026 in Kraft treten.
Was in seinen Augen den Amerikanern nichts nützt, kann weg... (Archivbild)Bild: Andrew Caballero-Reynolds/AFP/Getty Images
UNESCO-Chefin Audrey Azoulay zeigte sich enttäuscht über den erneuten Rückzug der USA. "Diese Entscheidung widerspricht den Prinzipien des Multilateralismus", erklärte sie. Die UN-Kulturorganisation habe den Schritt jedoch erwartet und sich darauf vorbereitet.
Hüterin des Weltkulturerbes
Aufgabe der UN-Organisation ist die Förderung von Bildung, wissenschaftlicher Zusammenarbeit und kulturellem Verständnis. Sie überwacht eine Liste von Welterbestätten, die darauf abzielt, einzigartige Umwelt- und Architekturdenkmäler zu bewahren - dazu gehören das Great Barrier Reef vor Australien, die Serengeti in Tansania und die Pyramiden von Ägypten. Zuletzt wurden die Märchenschlösser von Ludwig II. in Bayern in die Liste aufgenommen.
Endlich Welterbe! Schloss Neuschwanstein und Co.
Mehr als ein Vierteljahrhundert hat das Bundesland Bayern darauf hingearbeitet, jetzt hat es geklappt. Die Schlösser König Ludwigs II. von Bayern sind UNESCO-Weltkulturerbe. Wir stellen sie vor.
Bild: BSV, Beck
Schön, schöner, Neuschwanstein
Etwas despektierlich heißt es in der Überschrift zu dieser Bildergalerie "Schloss Neuschwanstein und Co.". Immerhin sind "und Co." noch zwei weitere Schlösser und ein besonderes Haus. "Und Co." stellen wir Ihnen gleich vor, aber beginnen müssen wir mit Schloss Neuschwanstein. Es ist und bleibt nun mal die Nummer 1 - nicht nur in puncto Bekanntheit, sondern auch bei den Besucherzahlen.
Bild: BSV, Beck
Selbst bei Dunkelheit schön
Schloss Neuschwanstein, im äußersten Süden Deutschlands an der Grenze zu Österreich gelegen, hat im Jahr 2024 laut der Bayerischen Schlösserverwaltung mehr als eine Million Besucher angezogen. Es soll auch die Inspiration für Disneys weltberühmtes "Cinderella"-Schloss gewesen sein. Erbaut wurde Neuschwanstein von 1869 bis 1892 durch König Ludwig II. von Bayern.
Bild: Peter Widmann/imago images
Innen: Geschmackssache
Auch wenn König Ludwig II. 1886 starb, konnte er doch zumindest ein halbes Jahr auf Schloss Neuschwanstein wohnen - gut wohnen, trotz Baustelle. Der Sängersaal gibt einen Hinweis auf die wenig bescheidene Ausstattung des Schlosses. Nach seinem Tod wurde das Schloss weitergebaut. Er wollte es nie der Öffentlichkeit zugänglich machen. Sechs Wochen nach seinem Tod wurde es für Besucher geöffnet.
Bild: Stefan Puchner/dpa/picture alliance
Klein, aber oho: Schloss Linderhof
Schloss Linderhof ist das kleinste der drei von König Ludwig II. erbauten Schlösser. Allerdings ist es das einzig voll ausgebaute Schloss und auch das einzige, das länger von Ludwig II. bewohnt wurde. Vielleicht ist deshalb das Interesse der Besucher so groß. Mit mehr als 350.000 Besuchern liegt es auf Platz 2 der vier Gebäude, die unter Ludwig II. erbaut wurden und nun UNESCO-Welterbe sind.
Eine Besonderheit von Schloss Linderhof ist die Venusgrotte. In nur zwei Jahren Bauzeit (1875-1877) wurde die größte künstliche Grotte des 19. Jahrhunderts errichtet - zur alleinigen Nutzung von König Ludwig II. In der 90 Meter langen und bis zu 14 Meter hohen künstlichen Tropfsteinhöhle konnte er ferne Orte und Opernszenen mit geschickten Lichteffekten nacherleben.
Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance
Versailles, aber kleiner
Von 1878 bis 1886 ließ König Ludwig II. das Neue Schloss Herrenchiemsee auf der Herreninsel im Chiemsee errichten, was dann auch den Namen erklärt. Als Vorbild diente Schloss Versailles bei Paris. Von den Besucherzahlen liegt es in unserer Top 4 auf Platz 3 mit etwas mehr als 300.000 Besuchern im vergangenen Jahr. Bei den Baukosten liegt es allerdings auf Platz 1.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/picture alliance
Guter Schlaf ist Gold wert
Der Bau von Herrenchiemsee kostete rund 16,6 Millionen Mark und damit mehr als die Schlösser Neuschwanstein und Linderhof zusammen (rund 14,7 Millionen Mark). In dem prunkvollen Schlafzimmer und anderen Räumen wurden mehr als 4,5 Kilogramm Blattgold verarbeitet. Ein teurer - und kurzer - Spaß, denn in Schloss Herrenchiemsee, seinem letzten großen Bauprojekt, wohnte Ludwig II. nur wenige Tage.
Das Königshaus am Schachen ist nicht nur kleiner als Ludwigs drei Welterbe-Schlösser, es zieht auch weniger Besucher an: keine Million, keine 100.000, nicht mal 10.000. Im vergangenen Jahr waren es nur knapp 7000. Ein möglicher Grund: seine Lage. Es thront in 1866 Metern Höhe etwas abgelegen im Wettersteingebirge. Gebaut wurde es aus Holz in den Jahren 1869 bis 1872.
Bild: Angelika Warmuth/dpa/picture alliance
Authentisch muss es sein
Im Erdgeschoss gibt es fünf Wohnräume, im Obergeschoss den Türkischen Saal. Er ist einem Saal im Palast von Eyüp in Istanbul nachempfunden. Damit es authentisch wirkte, mussten hier Diener in orientalischer Kleidung Wasserpfeife rauchen und Tee trinken. Jedes Jahr am 25. August feierte Ludwig II. im Königshaus am Schachen Geburts- und Namenstag. Am 12. Juli feiert Bayern nun Welterbetag!