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Politik

USA treten offiziell aus der WHO aus

7. Juli 2020

Ende Mai hatte Präsident Trump den Schritt angekündigt - nun ist er amtlich: In einem Jahr verlassen die USA die Weltgesundheitsorganisation. Trump wirft der WHO schwere Versäumnisse vor.

Schweiz, Genf I Hauptsitz der Weltgesundheitsorganisation I WHO I Gebäude
Der Hauptsitz der WHO in Genf Bild: picture-alliance/G. Bally

US-Präsident Donald Trump hat im Streit um die Coronavirus-Pandemie offiziell den Austritt seines Landes aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeleitet. Ein Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres bestätigte den Eingang des entsprechenden Dokuments am Sitz der Vereinten Nationen in New York. Er wies darauf hin, eine der Bedingungen für das Ausscheiden der USA sei, dass alle Beiträge für die UN-Unterorganisation beglichen seien. Nach seinen Worten überprüft Guterres derzeit gemeinsam mit der WHO alle Papiere. Auch der US-Kongress in Washington ist über den Schritt informiert worden. Der Rückzug der USA wird allerdings erst in einem Jahr, am 6. Juli 2021, wirksam. 

"Unter Kontrolle der Chinesen"      

Trump beschuldigt die WHO, die internationale Gemeinschaft zu spät über die Gefahr des Coronavirus informiert zu haben und unter der Kontrolle der Regierung in China zu stehen. Mehrfach verwies er darauf, dass Washington höhere Beiträge an die in Genf ansässige Organisation zahle als Peking. Die WHO habe sich zudem notwendigen Reformen verschlossen.

Schon lange lässt Donald Trump - hier am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag der USA - kein gutes Haar an der WHO Bild: Getty Images/AFP/S. Loeb

Der US-Präsident hatte die Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation bereits im April eingefroren und damit international Kritik auf sich gezogen. Die USA waren bislang wichtigster Geldgeber. In diesem Jahr sollten die Beiträge eigentlich knapp 116 Millionen Dollar betragen. Im Finanzjahr 2018/2019 unterstützte Washington die WHO mit 893 Millionen Dollar (804 Millionen Euro) und stemmte damit rund 15 Prozent des Gesamtbudgets.

Trump selbst in der Kritik      

In der Corona-Krise steht Trump selbst schwer unter Druck. Der Republikaner hatte die neue Lungenkrankheit lange bagatellisiert. Kritiker halten ihm vor, mit seinem Feldzug gegen die WHO und China von eigenen Versäumnissen ablenken zu wollen.

Insgesamt sind in den USA nach Angaben der Johns Hopkins Universität in Baltimore mehr als 131.000 Menschen an den Folgen von COVID-19 gestorben, so viele wie in sonst keinem Land der Welt. Fast drei Millionen Corona-Infektionen wurden nach offiziellen Angaben bislang nachgewiesen, ebenfalls die mit Abstand höchste Zahl weltweit.

Kaum Abstand: Anwohner feiern am 12. Juni in New York die Wiedereröffnung der Bua Bar Bild: Reuters/J. Moon

In den vergangenen Wochen verzeichneten die USA einen deutlichen Neuanstieg der Infektionszahlen. Experten führen das auf eine vorschnelle Lockerung der Corona-Beschränkungen zurück. Trump drängt im Wahljahr 2020 auf eine rasche Rückkehr zur Normalität, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Vier Monate vor der Abstimmung über einen neuen Präsidenten liegt Trump in Umfragen hinter seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden. Dieser kündigte an, den WHO-Austritt der USA rückgängig zu machen, falls er Trump bei der Wahl schlagen sollte.

Die 1948 gegründete WHO ist abhängig von Beiträgen ihrer mehr als 190 Mitgliedsländer sowie von Spenden der Regierungen und nicht-staatlicher Akteure.

se/wa (dpa, ap, afp, rtr)

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