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Warum Trump fünf afrikanische Präsidenten empfängt

Antonio Cascais
8. Juli 2025

US-Präsident Trump hat die Staatschefs von Gabun, Guinea-Bissau, Liberia, Mauretanien und Senegal nach Washington eingeladen. Was steckt hinter dem plötzlichen Interesse an den kleinen, rohstoffreichen Staaten?

US-Präsident Donald Trump schüttelt dem südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa die Hand, nur die Hände und eine US-Flagge sind zu sehen
Im Mai warf US-Präsident Donald Trump dem südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa vor, in seinem Land einen Genozid an Weißen zuzulassenBild: Mandel Ngan/AFP

Offenbar glaubt US-Präsident Trump, afrikanische Länder böten enorme wirtschaftliche Chancen - sowohl für die Menschen in den USA als auch in Afrika. Zumindest sagte dies ein Sprecher des Weißen Hauses der DW-Korrespondentin Ines Pohl in Washington, D.C.

Nachdem Trump - wie gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft angekündigt - die US-Auslandshilfe für Afrika drastisch gekürzt hat, will er nun dem Vernehmen nach Handel und Investitionen stärken. Besonders wichtig sei ihm der Mineraliensektor Westafrikas sowie die regionale Sicherheit. Diese Woche will er sich deshalb mit den Präsidenten von Gabun, Guinea-Bissau, Liberia, Mauretanien und Senegal treffen.

Warum gerade diese fünf Länder?

Trump scheint seine Haltung gegenüber Afrika seit seiner ersten Amtszeit überdacht zu haben, sagt Suleymane Bachir Diagne. Bei einem Treffen im Weißen Haus am 10. Januar 2018 hatte Trump den Karibik-Staat Haiti und mehrere afrikanische Länder als "Drecksländer" bezeichnet.

"Wir erinnern uns an diese harten Worte, aber die Dinge haben sich geändert", sagt der Senegalese Diagne, der an der Columbia University in New York City lehrt und forscht. "Afrika ist jetzt auf dem Radar der Trump-Regierung. Der Kontinent ist anerkannt als Ort für Geschäfte."

Überrascht habe ihn allerdings die Auswahl der fünf Länder mit ihren relativ kleinen Volkswirtschaften: "Man hätte eher die üblichen Verdächtigen erwartet - große Volkswirtschaften wie Südafrika oder Nigeria."

Welche Rolle spielen natürliche Ressourcen?

Gemessen am Handelsvolumen spielen die fünf Länder für die USA eine untergeordnete Rolle. Allerdings verfügen sie über bedeutende unerschlossene Rohstoffe:

  • Gabun ist reich an Öl, Mangan, Uran, Eisenerz, Gold und Seltenen Erden.
  • Guinea-Bissau verfügt über Vorkommen an Phosphaten, dem aluminiumreichen Gestein Bauxit, Öl, Gas und Gold.
  • Liberia verfügt über bedeutende Mangan- und Goldvorkommen, und in der Nähe der Grenze zu Sierra Leone wurden Diamanten gefunden.
  • Mauretanien ist reich an Eisenerz, Gold, Kupfer, Erdöl, Erdgas und Seltenen Erden.
  • Senegal verfügt neben Öl- und Gasfeldern über Gold, Phosphate, Eisenerz und Seltene Erden.

Mauretanien: Grüne Hoffnung auf salzigem Boden

07:22

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Gilt Trumps wahres Interesse dem Thema Migration und Drogen?

All das sind wichtige Rohstoffe - auch für die USA. Aber Trump gehe es in erster Linie um etwas anderes, sagt Zakaria Ould Amar, ein internationaler Berater aus Mauretanien. "Die Kontrolle der Migration und der Drogenrouten - das ist es, was Donald Trump wirklich interessiert."

Die fünf Länder lägen direkt an den Flüchtlings- und Migrationsrouten, über die im Laufe der Jahre Zehntausende Menschen an die Grenze zwischen den USA und Mexiko gelangt seien, sagt Amar. "Auch internationale Drogenrouten verlaufen durch diese Region."

Hat er seine Meinung von Afrika geändert? Früher schimpfte US-Präsident Trump auf afrikanische "Drecksländer"Bild: Alex Brandon/AP Photo/picture alliance

Amar geht deshalb davon aus, dass Sicherheitsfragen die Gespräche zwischen Trump und den fünf afrikanischen Staatschefs dominieren werden: "Wirtschaftlich spielen diese Länder derzeit kaum eine Rolle. Ich kann mir nicht vorstellen, was Trump realistischerweise mit ihnen in dieser Hinsicht zu besprechen hätte."

Auch der USA-Experte William Ferreira aus Guinea-Bissau bezweifelt, dass das bevorstehende Treffen den beteiligten afrikanischen Ländern greifbare Vorteile bringen werde: "Es gibt nichts umsonst. Die Reise unseres Präsidenten nach Washington ist keine gute Nachricht für Guinea-Bissau oder seine Bevölkerung", sagt er. Trump hat viele Hilfsprojekte in Afrika beendet - auch in Guinea-Bissau. Das mache ihm wenig Hoffnung auf das Treffen in Washington.

Fünf Länder mit großen Herausforderungen

Dass alle fünf Länder mit großen institutionellen Problemen und Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit kämpfen, störe Trump nicht, sagt Ferreira. "Er will zeigen, dass er weiterhin Verbündete in Afrika hat. Für die fünf Präsidenten ist diese Veranstaltung eine Chance, ihr Ansehen erheblich zu verbessern." Und sie können die Rückendeckung gut gebrauchen.

Der derzeitige Präsident Gabuns, Brice Oligui Nguema, sieht sich schweren Korruptionsvorwürfen ausgesetzt und steht in Verbindung mit dem jüngsten Staatsstreich, durch den Ali Bongo Ondimba gestürzt wurde. Senegal wird seit 2024 von Präsident Bassirou Diomaye Faye regiert. Der Regierung wird vorgeworfen, illegale internationale Migration zuzulassen.

In Liberia ist Joseph Boakai seit Januar 2024 Präsident. Das Land Liberia steht vor großen sozialen Herausforderungen - genau wie Mauretanien, wo Präsident Mohamed Ould Ghazouani, ein General und Politiker, seit August 2019 regiert.

Guinea-Bissau: Diplomatischer Erfolg oder politische Show?

Der Präsident von Guinea-Bissau, Umaro Sissoco Embalo, ist weiterhin im Amt, obwohl seine Amtszeit offiziell im Februar abgelaufen ist. Ob die Neuwahlen wie geplant im Dezember stattfinden, gilt als ungewiss. Zivilgesellschaftliche Gruppen werfen Sissoco Embalo vor, demokratische Strukturen zu zerstören und eine Diktatur errichten zu wollen. Seine Legitimität wird demnach weniger vom Volk, als vielmehr durch internationale Unterstützung abgeleitet, durch Treffen also wie das in Washington diese Woche.

Auch der russische Präsident Wladimir Putin (r.) hat dieses Jahr bereits Umaro Sissoco Embalo, Präsident von Guinea-Bissau, empfangenBild: Sergey Bobylev/REUTERS

Lesmes Monteiro, Berater des Präsidenten von Guinea-Bissau, vertritt eine andere Ansicht: "Die Aufnahme von Sissoco Embalo in Trumps Fünfergruppe ist ein diplomatischer Triumph", sagte er der DW. "Er ist ein entschlossener Staatschef, der von den mächtigsten Politikern der Welt respektiert und empfangen wird: Wladimir Putin, Xi Jinping, Emmanuel Macron und nun auch Donald Trump."

Was Trump und Embalo verbinde, seien ähnliche Werte, sagt Monteiro: "eine starke Betonung der nationalen Souveränität und traditioneller Werte." Die geostrategische Lage Guinea-Bissaus sei für die USA sehr wichtig, und "wirtschaftlich könnte das Land mittelfristig für die USA interessant werden."

Aus dem Englischen von Martina Schwikowski und Jan D. Walter