1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

USA und NATO starten Truppenabzug

25. April 2021

US-General Austin Scott Miller erklärte, nach fast 20 Jahren hätten die USA und die NATO den Truppenabzug faktisch eingeleitet. Für die Taliban hatte der Befehlshaber der US-Truppen eine eindringliche Warnung im Gepäck.

Austin Scott Miller Nato-Oberbefehlshaber in Afghanistan
General der US- und NATO-Streitkräfte in Afghanistan, General Austin Scott MillerBild: picture-alliance/dpa/M. Hossaini

Offizielles Datum für den Truppenabzug werde der 1. Mai sein, erklärte der General der US- und NATO-Streitkräfte in Afghanistan, General Austin Scott Miller, vor Journalisten in Kabul. Gleichzeitig habe man "durch das Ergreifen von Maßnahmen vor Ort" bereits mit dem Truppenabzug begonnen.

US-Präsident Joe Biden hatte vergangene Woche angekündigt, die US-Truppen bis zum 11. September nach Hause zu holen. Nach den USA hatte auch die NATO entschieden, die Truppen abzuziehen. Mittlerweile ist ein Vorziehen des Abzugs auf den 4. Juli im Gespräch. Beides sind symbolische Daten: Am 11. September 2001 waren die Al-Kaida-Anschläge in den USA und der 4. Juli ist der an die Unabhängigkeit 1776 erinnernde Nationalfeiertag der USA.

Taliban warnen USA

Miller sagte, man werde einen geordneten Abzug organisieren. Das heiße, dass alle Stützpunkte sowie Ausrüstung den afghanischen Sicherheitskräften übergeben würden. Sollten die militant-islamistischen Taliban die US- oder NATO-Kräfte angreifen, werde man mit einer "entschiedenen Reaktion" antworten.

Nach offiziellen Angaben waren zuletzt 2500 US-Soldaten in Afghanistan stationiert (Archivbild)Bild: picture-alliance/Getty Images/T. Watkins

In einem noch unter US-Präsident Donald Trump unterzeichneten USA-Taliban-Abkommen war im Vorjahr vereinbart worden, die Truppen ab dem 1. Mai abzuziehen. Die Taliban bestehen weiter auf diesen Abzugstermin und warnten Mitte April, "jeglich notwendige Gegenmaßnahme zu ergreifen", sollten sich die USA nicht daran halten.

Nach offiziellen Angaben waren zuletzt 2500 US-Soldaten in Afghanistan stationiert. Darüber hinaus befinden sich auch noch rund 18.000 US-Vertragskräfte, sogenannte "Contractors", in dem Land, die verschiedene Aufgaben erfüllen. Die NATO hat noch rund 7500 Soldaten im Land, darunter rund 1100 aus Deutschland.

Zahl der Attentate nimmt wieder zu

Zuletzt hat die Gewalt in Afghanistan wieder deutlich zugenommen. Am Wochenende wurden mindestens 29 Menschen getötet und zahlreiche andere verletzt. Es häufen sich gezielte Attentate auf Intellektuelle und Vertreter der Medien und des Staates. In der Hauptstadt Kabul erschossen Unbekannte am Samstag bei drei Vorfällen einen Universitätsdozenten, einen Regierungsbeamten und vier Polizisten. Das US-Militär machte in der Vergangenheit die Taliban für derartige Anschläge verantwortlich.

Ein Bombenanschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul am 16. Dezember 2020Bild: Rahmat Gul/AP/picture alliance

Daneben kam es zu Angriffen auf Militärposten und Anschlägen mit am Straßenrand versteckten Bomben in mehreren Provinzen, bei denen Sicherheitskräfte und Zivilisten getötet wurden. Ein Teil davon wurde von den Taliban reklamiert. Am Sonntag kamen zudem mindestens sieben Zivilisten in der zentralen Provinz Wardak durch Regierungskräfte ums Leben - vier bei einem Luftangriff und drei durch Mörserbeschuss.

Neuer Bürgerkrieg?

In den ersten drei Monaten 2021 wurden nach Zählung des UN-Hilfseinsatzes UNAMA in Afghanistan mehr als 570 Zivilisten getötet und 1210 verwundet. Das sind fast 30 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dabei stiegen insbesondere die Zahl der verletzten oder getöteten Frauen und Kinder.

Eine geplante hochrangige Friedenskonferenz in Istanbul für diesen Samstag hatten die Taliban wegen des längeren Verbleibs der US-Truppen abgesagt. Beobachter befürchten, dass bei einem Abzug der internationalen Truppen ohne politische Lösung des Konflikts das Land in einen neuen Bürgerkrieg abgleiten könnte.

nob/hf (dpa, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen