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USA unterstützen Kolumbien gegen Rebellen

24. Februar 2002

Die kolumbianische Regierung greift hart gegen die Rebellen der FARC durch und ist in die bislang tolerierte Guerilla-Zone vorgestoßen. Auch die USA wollen sich an dem Kampf beteiligen.

Die Luftangriffe der Regierung forderten erste OpferBild: AP

Die Kämpfe in dem Gebiet dauerten am Wochenende an. Die Armee war auf dem Vormarsch in vier weitere Ortschaften. Bei Kämpfen zwischen der FARC-Guerilla und rechtsgerichteten Paramilitärs nahe der Grenze zu Venezuela und Ecuador wurden nach Behördenangaben seit Freitag (22.2.) mindestens 58 Menschen getötet.

Das Ende der tolerierten Zone

Bild: AP

Etwa 200 Soldaten einer Elite-Einheit landeten zunächst mit Hubschraubern am Rand der Stadt San Vicente de Caguan, der "Hauptstadt" des von der Regierung tolerierten Rebellengebietes. Zuvor hatten Kampfflugzeuge und Hubschrauber die Stützpunkte der Guerilla-Organisation "Bewaffnete Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) bombardiert. Die Vorhut einer Streitmacht von 13.000 Soldaten stieß nach Berichten von Augenzeugen auf wenig Widerstand. Am Sonntag besuchte Kolumbiens Staatspräsident Andres Pastrana das zurückeroberte Gebiet und gab den Rebellen die Schuld an der Wiederaufnahme des Kampfes. Diese waren zum Frieden nicht bereit.

Ausweitung des Antiterrorkampfes auf Kolumbien möglich

Bild: AP

Die jüngste Serie von Gewalttaten der FARC und der Abbruch der Friedensgespräche zwischen der Führung in Bogota und den Rebellen haben die US-Regierung zu einer deutlichen Kursänderung ermutigt. In dem 38 Jahre währenden Bürgerkrieg haben sich die USA stets zurückgehalten. Nun will Washington nicht nur mit Geheimdienstinformationen über die FARC und militärischen Ersatzteilen helfen. Die Regierung von George W. Bush denkt auch darüber nach, die Vernichtung der FARC offiziell zu einem Ziel des amerikanischen Anti-Terror-Kampfes zu erklären. Bisher sind 250 amerikanische Soldaten in Kolumbien im Drogenkrieg aktiv, dürfen aber keine Kampfeinsätze durchführen. Ihre Ausrüstung bezahlt die FARC, die rund 17.000 Mitglieder unter Waffen hat, zum größten Teil mit Einnahmen aus dem illegalen Drogenhandel.

Populäre Politikerin entführt

Unterdessen ist die Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt von Rebellen FARC entführt worden. Einen Fotografen und zwei Berater Betancourts ließen die Rebellen nach kurzer Zeit wieder frei. Die Kandidatin der Umweltpartei "Grüner Sauerstoff" war am Samstag auf einer Wahlkampfreise in die ehemalige Rebellen-Hochburg San Vicente del Caguán im Süden des Landes verschleppt worden. Der Geländewagen sei mit anderen Fahrzeugen in eine Kontrolle mutmaßlicher Guerilleros geraten. Die Gruppe habe Behördenwarnungen in den Wind geschlagen und sei ohne Begleitschutz gefahren, teilte die Regierung in einer Stellungnahme mit.
Die 40-jährige Betancourt, die in Paris Politikwissenschaften studierte und 1998 mit der höchsten Stimmenzahl in den kolumbianischen Senat gewählt wurde, machte sich mit ihrem Buch "Die Wut in meinem Herzen" auch in Europa einen Namen. Ihren Senatssitz gab sie für die Präsidentschaftskandidatur auf. In Meinungsumfragen erklärten bislang weniger als zwei Prozent der befragten Kolumbianer, bei der Präsidentschaftswahl am 26. Mai für Betancourt stimmen zu wollen. Als aussichtsreichster Bewerber des Urnengangs gilt der rechtsgerichtete Politiker Alvaro Uribe, der Friedensverhandlungen mit der Guerilla strikt ablehnt.

Befürchtungen in Brasilia

Unterdessen sorgt sich die Regierung Brasiliens um die Zukunft der Demokratie in Kolumbien. Schon die Krisen in Venezuela und Argentinien seien in der Hauptstadt Brasilia mit zunehmender Sorge beobachtet worden, hieß es. Es sei zu befürchten, dass sich die Entwicklung in den drei Nachbarstaaten auch negativ auf Brasilien auswirken könne, zitierte die Zeitung "O Globo" einen Sprecher der Regierung. Das größte Land des Subkontinents setzte seine Streitkräfte an der Grenze zu Kolumbien in Alarmbereitschaft, um dem möglichen Eindringen flüchtender Rebellen und Drogenhändler über die Urwaldgrenze nach Brasilien vorzubeugen. Der brasilianische Präsident Fernando Henrique Cardoso sicherte seinem kolumbianischen Kollegen Andrés Pastrana Unterstützung zu. Die Entscheidung Pastranas zur Beendigung der Friedensgespräche mit den Rebellen sei richtig, weil es "keine Alternative" gegeben habe, sagte Cardoso. (dk)

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