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USA verbieten russisches Antivirenprogramm Kaspersky

21. Juni 2024

Die US-Regierung untersagt das Antivirenprogramm der russischen Firma Kaspersky. Ausschlaggebend war die Befürchtung, das Programm könnte ein Einfallstor für russische Geheimdienste sein.

Ein Messestand von Kaspersky auf dem Mobile World Congress in Barcelona 2022
Ein Messestand von Kaspersky auf dem Mobile World Congress in Barcelona 2022Bild: PAU BARRENA/AFP

"Kaspersky wird unter anderem nicht mehr in der Lage sein, seine Software in den Vereinigten Staaten zu verkaufen und Updates für bereits im Einsatz befindliche Software bereitzustellen", teilte das Handelsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika mit. Eine ausführliche Untersuchung habe ergeben, dass dies der einzige Weg sei, Bedenken in Bezug auf die nationale Sicherheit auszuräumen, erläuterte eine Unterbehörde des US-Ministeriums. Die Regierung Russlands verfüge über "offensive Cyberfähigkeiten" und sei in der Lage, "Kasperskys Tätigkeiten zu beeinflussen oder zu lenken".

Daher stellten "Kasperskys andauernde Aktivitäten in den Vereinigten Staaten ein nationales Sicherheitsrisiko dar", fügte das Ministerium hinzu. "Russland hat immer wieder gezeigt, dass es die Fähigkeit und die Absicht hat, russische Firmen wie Kaspersky Lab zu nutzen, um sensible US-Informationen zu sammeln und als Waffe einzusetzen", sagte Handelsministerin Gina Raimondo.

Der Verkauf von Kaspersky-Software an Unternehmen und Verbraucher in den USA wird vom 20. Juli an untersagt. Ab dem 29. September darf Kaspersky auch keine Updates mehr einspielen - damit würde die Software weitgehend nutzlos gegen neu dazukommende Bedrohungen. Ab dann ist auch der Weiterverkauf verboten. Die Übergangsfrist solle Kunden die Zeit geben, zu anderen Anbietern zu wechseln, erläuterte das Büro für Industrie und Sicherheit. Wer das Programm weiterhin benutze, werde aber nicht mit Sanktionen belegt. Das Verbot gilt auch für Partnerunternehmen, Tochter- und Muttergesellschaften von Kaspersky.

Kaspersky dementiert die Vorwürfe

Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück und will sich wehren. Das Handelsministerium habe seine Entscheidung aufgrund "des aktuellen geopolitischen Klimas und theoretischer Bedenken" gefällt und nicht aufgrund einer Analyse der Software und Dienste der Firma. "Kaspersky betreibt keine Aktivitäten, die die nationale Sicherheit der USA bedrohen", hieß es in einer Stellungnahme auf der Online-Plattform X. Man werde alle gesetzlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um seine Aktivitäten fortsetzen zu können.

Der Geschäftsführer des Software-Unternehmens, Eugene Kaspersky (Archivbild)Bild: PAU BARRENA/AFP

Der Konzern mit Hauptsitz in Moskau hat nach Angaben der US-Regierung Niederlassungen in 31 Ländern und mehr als 400 Millionen Privat- und 270.000 Firmenkunden in mehr als 200 Ländern. Der Konzern erzielte 2022 nach eigenen Angaben einen Umsatz von 752 Millionen Dollar (703 Millionen Euro).

Die USA stehen Kaspersky seit langem kritisch gegenüber. Im Jahr 2017 hatte das Heimatschutzministerium die Software des Unternehmens wegen angeblicher Verbindungen zu russischen Geheimdiensten von sämtlichen Rechnern der US-Bundesbehörden verbannt. Unmittelbar nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 wurden Produkte, die direkt oder indirekt von Kaspersky bereitgestellt werden, als "Bedrohung für die innere Sicherheit" eingestuft. Zudem warnte die Regierung einige inländische Firmen, Moskau könne mit Hilfe manipulierter Kaspersky-Software Schaden anrichten.

Auch deutsche Behörde ist skeptisch

Kaspersky, einst ein auch international respektierter Spezialist für PC-Sicherheit, hat schon seit Jahren einen schweren Stand im Westen. In Deutschland warnte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bereits im März 2022 vor dem Einsatz von Kaspersky-Produkten. Ein russischer IT-Hersteller könne in einer solchen Situation entweder selbst offensive Operationen durchführen oder womöglich auch ohne seine Kenntnis als Werkzeug für Cyberangriffe missbraucht werden, argumentierte die Behörde. Kaspersky konterte auch damals, die Warnung sei politisch motiviert.

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik mit Sitz in BonnBild: Oliver Berg/dpa/picture alliance

Aufgrund der Vorwürfe zur Zusammenarbeit mit den russischen Behörden hatte das Unternehmen 2020 verkündet, dass die Daten seiner westlichen Kunden in ein Datenzentrum in der Schweiz übergeführt worden seien.

kle/jj (afp, dpa, rtr)