Schwung nach US-Wahl: Donald Trumps Bitcoin-Versprechen
12. November 2024Die älteste und bekannteste Digitalwährung Bitcoin notierte am Dienstag (12.11.24) an den Handelsplätzen bei knapp unter 90.000 US-Dollar. Das ist der höchste Kurs, den die Kryptowährung jemals erreicht hat. Was steckt dahinter?
Ein zentraler Faktor ist die Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten. So ist der Bitcoin seit dem 4. November konstant gestiegen (siehe Grafik).
"Donald Trump hat erklärt, dass er der Krypto-Präsident wird und die USA zu einer Vorreiterrolle im Bereich Bitcoin führen wird", sagt Jonas Groß, Vorsitzender der Digital Euro Association - einer Organisation, die sich für digitale Bezahlsysteme einsetzt.
Solche Versprechen hatten bisher nur Präsidenten von kleineren Ländern gemacht, beispielsweise El Salvador. Kein Wunder also, dass die Kryptogemeinde jubelt.
Zwar hatte Trump sich während seiner ersten Präsidentschaft negativ über den Bitcoin geäußert, vor der Wahl 2024 aber eine Kehrtwende hingelegt. Auf einer großen Bitcoin-Konferenz in Nashville hat er beispielsweise versprochen, den Kryptomarkt weitgehend unreguliert zu lassen und für billigen Strom zu sorgen.
Das Schaffen neuer Bitcoins (Mining) und der Unterhalt des Netzwerks, auf dem sämtliche Transaktionen verbucht werden (Blockchain) benötigen viel Energie. So werden neue Bitcoins generiert, indem Computer Rechenaufgaben lösen. Dafür sind enorme Mengen von Rechnerleistung notwendig, die wiederum viel Strom verbrauchen.
Neuer Schwung für den Bitcoin
Für den Direktor des Blockchain-Centers an der Frankfurt School of Finance and Management, Co-Pierre Georg, hat der Anstieg des Bitcoin-Kurses aber vor allem "strukturelle Gründe, die durch die Wahl in den USA verstärkt wurden". Georg spricht damit die bereits im Januar erfolgte Genehmigung von Bitcoin-ETFs an, die Investitionen in Bitcoin deutlich vereinfacht haben.
ETF steht für Exchange-Traded-Funds - übersetzt "börsengehandelter Fonds". Mit ETFs werden auch Aktienindizes nachgebildet wie etwa der deutsche Aktienindex DAX. Bei Bitcoin-ETF kaufen die ETF-Anbieter Bitcoin. Investoren können dann durch den Kauf von Anteilen an der Kursentwicklung von Bitcoin teilhaben, ohne selbst Bitcoin kaufen zu müssen.
Seitdem ist vor allem viel Geld über ETFs in Bitcoin geflossen, sagt Blockchain-Experte Georg. Das heißt im Umkehrschluss, dass vor allem institutionelle Anleger, wie beispielsweise der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock in Bitcoins investiert haben. Auf Kryptobörsen wie Coinbase, Bitpanda oder Kraken hingegen ist das Interesse nicht fundamental gestiegen.
Laut Jonas Groß geht es beim Rekordhoch vor allem um Stimmung und Vertrauen - wie bei anderen Märkten auch. In den letzten Jahren sei die Industrie vor allem durch Betrugsfälle in die Schlagzeilen gekommen. "Es hat eben den einen Grund gebraucht, um die Stimmung wieder aufzuhellen und die Maschinerie wieder anlaufen zu lassen." Trumps Versprechen hätten die Bitcoin-Stimmung nun wieder ins Positive gebracht.
Elon Musk und die Bitcoin-Lobby
Einer der Hauptgegner der Bitcoin-Community war bisher der Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler. Der möchte die Digitalwährung weitgehend regulieren. Co-Pierre Georg geht davon aus, dass Donald Trump nun versuchen wird, die Behörde neu aufzustellen. Ihm sind dabei rechtlich aber klare Grenzen gesetzt. So kann er Gensler beispielsweise nicht einfach austauschen, sondern muss ihm konkrete Fehler nachweisen.
Der Direktor des Blockchain-Centers sieht in der Wahl Trumps aber auch einen Sieg der Bitcoin-Lobby. "Im Moment ist es so, dass sich die Kryptoindustrie Einfluss auf die Regierung und den neuen Kongress erkauft hat." Damit meint Georg vor allem Tesla-Chef Elon Musk, der als Bitcoin-Befürworter gilt und Trump massiv im Wahlkampf unterstützt hat. Aber er verweist auch auf etliche Politiker, die von der Branche unterstützt wurden.
Laut Reuters sollen fast 120 Millionen Dollar aus der Kryptoindustrie in Trumps Wahlkampf geflossen sein. Besonders viel Geld soll dabei beispielsweise aufgewendet worden sein, um den kryptokritischen Vorsitzenden des Bankenausschusses des Senats, den Demokraten Sherrod Brown, im US-Bundesstaat Ohio zu stürzen. Mit circa 40 Millionen soll die Lobby den Wahlkampf seines republikanischen Gegners Bernie Moreno unterstützt haben. Moreno besiegte Brown und verdrängte damit einen der größten Bitcoin-Kritiker aus dem Kongress.
Reine Gier oder gutes Investment?
Früher waren Bitcoin-Höhenflüge auch dadurch zu erklären, dass große Unternehmen die Kryptowährung als Zahlungsmittel akzeptierten, etwa der Bezahldienst Paypal im Jahr 2020. "Solche Gründe sehe ich im Moment nicht", sagt Georg. "Der Bitcoin ist für den Zahlungsverkehr komplett ungeeignet und auch als stabile Wertanlage taugt Bitcoin nicht. Der einzige wirkliche Grund, Bitcoin zu kaufen, ist spekulativ."
Für Jonas Groß von der Digital Euro Association sprechen derzeit viele fundamentale Faktoren für den Bitcoin. "Bitcoin hat sich als neue Anlageklasse etabliert. Es investieren mittlerweile die ersten Pensionsfonds und es ist aus meiner Sicht nur eine Frage der Zeit, bis auch der ersten Staatsfonds einsteigen wird. Und da reden wir dann von ganz anderen Größenordnungen."
Dennoch sei jedes Investment in Bitcoin riskant und die Märkten hätten Trumps Versprechen bereits in den nun hohen Kursen eingepreist. "Sollte sich herausstellen, dass er nicht liefert, kann es natürlich auch wieder nach unten gehen."
"Bei Bitcoin galt schon immer, dass man nur investieren sollte, was man bereit ist, komplett zu verlieren", sagt Co-Pierre Georg. Eine Vorhersage über den Umgang von Trump mit Bitcoin sei "Kaffeesatzleserei".
Dennoch treibe ihn seit der US-Wahl eine Frage um: "Was sagt es über die Kryptoindustrie aus, wenn sie sich so stark für die Wahl eines verurteilten Kriminellen und politischen Brandstifters wie Donald Trump einsetzt und dann auch noch massiv davon profitiert, wenn dieser die Wahl gewinnt?"
Der Artikel wurde am 12.11.2024 aktualisiert.