USA ziehen Botschaftspersonal aus Syrien ab
12. Januar 2012Die Zahl der Mitarbeiter in Damaskus werde weiter heruntergefahren, erklärte das US-Außenministerium wie am Donnerstag (12.01.2012) bekannt wurde in einer neuen Reisewarnung. Die Möglichkeiten der Botschaft, US-Bürgern in Syrien im Notfall beizustehen, seien "extrem begrenzt". In Syrien lebende Amerikaner sollten das Land umgehend verlassen. US-Bürger wurden aufgefordert, nicht in das Land zu reisen.
Bereits im Oktober hatten die USA Angehörige von Botschaftsmitarbeitern aufgefordert, aus Syrien abzureisen. Die USA haben Präsident Baschar al-Assad wegen des brutalen Vorgehens gegen Demonstranten wiederholt zum Rücktritt aufgefordert. Seit Beginn der Massenproteste in Syrien Mitte März 2011 wurden nach UN-Angaben mehr als 5000 Menschen getötet. Syrische Menschenrechtler sprechen bereits von mehr als 6000 Toten.
Beobachtermission bröckelt
Die Arabische Liga kündigte am Mittwochabend an, vorerst keine Beobachter mehr nach Syrien zu schicken. Eigentlich hätte Ende der Woche ein neues Team einreisen sollen. Zunächst müssten die jüngsten Übergriffe auf die Beobachter geklärt werden, hieß es zur Begründung. Am Dienstag waren bei einem Angriff regimetreuer Schabiha-Milizen nach Angaben der Arabischen Liga in der Stadt Latakia zwei kuwaitische Beobachter verletzt.
In Syrien sind 165 Vertreter der Liga unterwegs, um die Umsetzung eines von der Organisation vermittelten Friedensplans zu überwachen.
Am Dienstag hatte sich der algerische Beobachter Anwar Malik unter Protest aus dem Einsatz zurückgezogen. Er sagte dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira, die Beobachter gäben Assad die Gelegenheit, noch mehr Menschen zu töten. Es würden auch Kinder getötet. Die Demonstrationen seien friedlich. Das Regime in Damaskus versuche, die Delegierten zu täuschen.
Am Mittwoch erklärte ein weiterer Beobachter, auch er wolle aus Frustration das Land verlassen. "Die Mission ist unklar, sie dient nicht der Bevölkerung, sie nützt überhaupt nichts", sagte der Beobachter, der namentlich nicht genannt werden wollte, per Telefon aus Syrien der Nachrichtenagentur Reuters.
Sarkozy empört über Tötung von französischem Reporter
Knapp zehn Monate nach Beginn der Proteste gegen Präsident Baschar al-Assad wurde am Mittwoch erstmals ein westlicher Journalist in Syrien getötet. Der Franzose Gilles Jacquier, langjähriger Kriegsberichterstatter des Fernsehsenders France 2, starb nach syrischen Regierungsangaben durch Granatsplitter. Er gehörte zu einer Gruppe von ausländischen Reportern, die auf Einladung der Regierung an einer Demonstration von Regimeanhängern in der Protesthochburg Homs teilgenommen hatte. Bei dem Granatenbeschuss seien auch acht Syrer getötet worden.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy drückte seine Abscheu über die Tat aus. Außenminister Alain Juppé verurteilte die Tat und verlangte eine Aufklärung der Todesumstände. Die syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, bei den Tätern handele es sich um "bewaffnete Terroristen". Aktivisten aus Homs legten die Tat dagegen regimetreuen Truppen zur Last.
Syrien hatte monatelang westlichen Korrespondenten die Berichterstattung verweigert. Wegen der anhaltenden Kritik lockerte das Regime zuletzt die Medienblockade. Allerdings dürfen westliche Journalisten nicht frei durch Syrien reisen.
Autor: Reinhard Kleber (afp, rtr, dpa, dapd)
Redaktion: Julia Elvers-Guyot