Bislang dachten Forschende, dass Vögel für den Nestbau nur ausgefallene Haare von Tieren oder Kadavern einsammeln. Doch eine Studie zeigt jetzt: Viele Vögel bezupfen auch lebende Tiere.
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Wenn der Nestbau ansteht, dann verlieren einige Vogelarten wie Meisen für kurze Zeit jede Scheu. Schließlich sind sie auf der Suche nach Polstermaterial für die letzte flauschige Lage in ihrem Nest.
Bevorzugt werden dafür Haare von Säugetieren verwendet, denn Haare sind leicht zu transportieren, können sehr flexibel im Nest verbaut werden und schützen beziehungsweise wärmen gleichzeitig den frisch geschlüpften Nachwuchs.
Unklar war bislang allerdings, woher die Haare stammen, die Vögel beim Nestbau verwenden. Bislang dachten Forschende, dass Vögel vor allem ausgefallene Haaren von Tieren oder von Kadavern in der Natur einsammeln.
Es gab aber auch skurrile Berichte, dass einige Vogelarten auch gezielt Haare oder Fell von lebenden Säugetieren ausrupfen.
Eines Tages beobachtete der Ornithologe Henry Pollock von der University of Illinois , wie eine aufdringliche Indianermeise (Baeolophus bicolor) einen Waschbären bezupfte. Solche vereinzelten Fälle wurden schon öfter beobachtet und dokumentiert. Auch dieser Waschbär wird beim Fressen auch immer wieder von einem diebischen Felljäger gestört.
Dazu wertete das Team um Pollock zahlreiche Videoclips auf YouTube aus und tatsächlich: Der freche Pelzdiebstahl an lebenden Säugetieren ist durchaus verbreitet.
Oftmals nähern sich die diebischen Vögel, wenn das pelzige Opfer gerade gemütlich vor sich hindöst, wie dieser leicht genervte Fuchs:
In Anlehnung an Whitney wählte das Team um Henry Polloch jetzt die Bezeichnung "Kleptotrichie" für den Haarraub aus, was sich aus den beiden griechischen Begriffen kléptein für stehlen und thrix für Haar zusammensetzt.
Hunde mit kuschligen Fell werden natürlich besonders gerne angeflogen.
Aber Hundehalter sollten deswegen nun nicht abgebürstete Hundehaare im Garten verteilen, um den kleinen Räubern eine Freude zu machen (oder ihre Hunde vor diebischen Vögeln zu schützen).
Wenn wir weitgehend unbehaarten Menschen den umtriebigen Vögeln helfen wollen, dann können wir natürlich ganz still sitzen bleiben und warten, ob sich vielleicht ein diebischer Piepmatz auf den Kopf niederlässt, wie bei dieser Vogelfreundin:
Wem diese Art der Tierliebe zu weit geht, kann den eifrigen Nestbauern auch anders helfen, indem man etwa etwas Unordnung im Garten zulässt und Nistmaterialien wie dürre Grashalme, feine Ästchen und Moos, oder etwas Heu liegen lässt.
Zusätzlich kann man auch Hühnerfedern bzw. Schafwolle vom Bauernhof anbieten. Natürliche Wollfäden sind auch sehr begehrt.
Hauptsache, das Nistmaterial ist trocken, hängt außer der Reichweite von jagenden Katzen und ist nicht zu groß, damit Vögel die einzelnen Fasern oder Büschel noch zum Nest transportieren können.
Die unglaubliche Reise von wandernden Arten
Ob Arktis oder Serengeti, überall machen sich Tiere zu ungewöhnlichen Reisen auf. Schmetterlinge, genauso wie Wale und viele andere Arten. Der Grund: Nahrungssuche, Sex – oder ein Peeling für die Haut.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/McPHOTO/E. u. H. Pum
Pol zu Pol
Tiere legen im Laufe des Jahres weite Strecken zurück, um dem Winter in ihrer Heimat zu entfliehen. Die Küstenseeschwalbe treibt es jedoch auf die Spitze. Der Seevogel pendelt zwischen Arktis und Antarktis, um zwei Sommer im Jahr zu erleben. Dadurch kommt die Schwalbe auf mehr Tageslicht-Stunden als jedes andere Tier. Immerhin, für Hin- und Rückreise legt sie insgesamt rund 35.000 km zurück.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/McPHOTO/E. u. H. Pum
Beschwerliche Reise
Während die Küstenseeschwalbe Rekordhalterin auf der Langstrecke ist, ist der Lachs das Tier mit der beschwerlichsten Reise. Er schlüpft in Flüssen. Wenn die Jungen größer sind, schwimmen sie ins Meer. Wollen sie brüten, treten sie die strapaziöse Reise in ihre alte Heimat an. Unterwegs müssen sie gegen Strömungen ankämpfen, Wasserfälle hinaufspringen und es lauern hungrige Bären und Adler.
Bild: Imago/ZUMA Press/J. Mather
Nachtwanderer
Wenn sich Flughunde in den Stadtbäumen Afrikas ausruhen, gleichen sie kaputten Regenschirmen. Wenn es dämmert, fliegen sie los und legen bis zu 180 Kilometer pro Nacht zurück. Während sie Nahrung suchen, verteilen sie Samen und Blütenpollen. Je nach Jahreszeit legen sie auch noch größere Strecken zurück. Jeden Herbst sammeln sich etwa zehn Millionen Flughunde im Kasanka-Nationalpark in Sambia.
Bild: imageBROKER/picture-alliance
Peeling für die Haut
Viele Wale jagen in Polarregionen. Sie legen jedes Jahr bis zu 18.000 Kilometer zurück, um in wärmere Gefilde zu gelangen. Lange wurde angenommen, dass Wale lieber in den Tropen gebären. Forscher nehmen jetzt an, dass sie ihrer Haut zuliebe wandern könnten. In den Tropen können sie Algen und Hautreste abstoßen, ohne viel Wärme zu verlieren. Durch die Reinigung sinkt ihr Infektionsrisiko.
Selbst ein zartes Lebewesen wie der Schmetterling nimmt extrem lange Reisen auf sich. So legt der Monarchfalter bis zu 3000 Kilometer zurück und lässt sich weite Strecken von Luftströmen tragen. Den Sommer verbringt er im Norden der USA. Wenn es kälter wird, fliegt er nach Kalifornien oder Mexiko. Die Falter sind meist in großen Gruppen unterwegs. Das hält die Tiere zusätzlich warm.
Bild: M. Watson/picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Drittes Auge
Lederschildkröten legen bis zu 10.000 Kilometer zurück: von Kanada bis in die Karibik und von Alaska bis nach Indonesien. Sie schwimmen von ihren Futterplätzen zu den Stränden, an denen sie ihre Eier legen. Wissenschaftler vermuten, dass der rosafarbene Fleck auf ihrem Kopf lichtempfindlich ist - und über die Zirbeldrüse jedes Jahr das Signal für den Aufbruch zur Reise gibt.
Bild: Imago/Nature Picture Library
Immer mit der Herde
Die Wanderung der Gnus durch Afrika ist ein wahres Migrationsspektakel. Scheinbar ohne richtigen Anfang oder Ende führt die Route 1,5 Millionen Gnus durch die Serengeti-Mara, auf der Suche nach frischer Nahrung und Wasser. Auch Zebras, Gazellen und andere Weidetiere schließen sich an. Die Tiere müssen durch Flüsse mit Krokodilen, vorbei an Löwen und anderen Wildtieren. Die Herde bietet Schutz.
Bild: S. Meyers/picture-alliance/blickwinkel
Nochmal essen
Kaiserpinguine sind liebende Eltern. Paare legen ihre Eier 100 Kilometer vom Antarktischen Ozean ab. Mutter und Vater laufen abwechselnd zum Meer, um sich mit Fisch vollzufressen. Dann kehren sie zurück und würgen den Fisch wieder hoch. Danach marschiert der andere Elternteil los. Der zurückbleibende Pinguin hungert wochenlang, hält aber das Küken warm. Es würde sonst sterben.