1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Menschenrechtspreis für Ojub Titijew

8. Oktober 2018

Der inhaftierte russische Menschenrechtler Ojub Titijew ist für sein Engagement mit dem Vaclav-Havel-Preis des Europarates ausgezeichnet worden. In einem Brief, der verlesen wurde, geißelte er die Situation in Russland.

Titijew Ende September vor Gericht in Grosny
Titijew Ende September vor Gericht in GrosnyBild: picture-alliance/AP Photo/M. Sadulayev

Der mit 60.000 Euro dotierte Vaclav-Havel-Menschenrechtspreis ist in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats in Straßburg an den tschetschenischen Aktivisten Ojub Titijew verliehen worden. Titijew konnte die Auszeichnung nicht selbst entgegennehmen, da er seit Januar wegen angeblichen Drogenbesitzes inhaftiert ist. 

"Der Kampf für die Menschenrechte in Tschetschenien muss weitergeführt werden", heißt es in einem Brief des Preisträgers, der im Europarat verlesen wurde. Weiter kritisiert er darin, "willkürliche" Festnahmen seien in seiner Heimat zur Regel geworden. Laut seinen Schätzungen wurden seit 1999 zwischen 3000 und 5000 Menschen in Tschetschenien verschleppt und getötet. "Doch die Suche nach Verschollenen und der Rechtsstaatlichkeit wird weiter geführt", so der Aktivist. Internationale Solidarität könne dabei helfen.

Titijew leiste in Tschetschenien eine wichtige Arbeit zur Verteidigung der Menschenrechte, betonte die Präsidentin der Versammlung, Liliane Maury Pasquier, bei der feierlichen Preisvergabe in Straßburg. Deswegen habe er in dem Land wiederholt "Riesenprobleme" gehabt. 

Titjews Vorgängerin Natalia Estemirowa war ermordet worden (Archivbild von 2009)Bild: picture-alliance/dpa

Titijew leitete jahrelang das Büro der Menschenrechtsorganisation Memorial in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny. Das Büro wurde mittlerweile geschlossen. Er hatte die Arbeit der Memorial-Mitarbeiterin Natalja Estemirowa weitergeführt, die am 15. Juli 2009 in Grosny entführt und wenige Stunden später erschossen aufgefunden worden war. Sie hatte über das Schicksal verschleppter Menschen recherchiert.

Massiver Druck

Memorial befasst sich unter anderem mit Gräueltaten in Tschetschenien oder erinnert an die Verbrechen der Stalin-Ära. In Russland steht die 1988 gegründete Organisation massiv unter Druck. Todesdrohungen und Prozesse gehören längst zum Alltag der Mitarbeiter. 

Mit dem Vaclav-Havel-Preis zeichnet die Parlamentarische Versammlung des Europarates seit 2013 Menschenrechtsaktivisten aus. Der Preis ist nach dem verstorbenen Bürgerrechtler und Präsidenten der Tschechischen Republik benannt. Titijew setzte sich in der Endrunde gegen zwei andere Menschenrechtsaktivisten durch, die ebenfalls für den Vaclav-Havel-Preis nominiert waren. Bei ihnen handelt es sich um die aus Kuba stammende Leiterin des lateinamerikanischen Netzwerks für Demokratie, Rosa Maria Payá, und den seit 2016 im Königreich Bahrein inhaftierten Menschenrechtsaktivisten Nabeel Radschab. 

Vergangenes Jahr ging die Auszeichnung an den ehemaligen türkischen Verfassungsrichter Murat Arslan, der wie viele andere türkische Beamte nach den gescheiterten Putschversuch vom Juli 2016 aus dem Dienst entlassen und inhaftiert worden war. Frühere Preisträger waren unter anderen die vor der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) aus dem Irak geflüchtete Jesidin Nadia Murad sowie die Menschenrechtsaktivisten Ljudmila Alexejewa aus Russland, Anar Mammadli aus Aserbaidschan und Ales Bialiazki aus Weißrussland. 

In der Parlamentarischen Versammlung sind Abgeordnete der 47 Staaten des Europarats vertreten. Sie kümmert sich besonders um Menschenrechte und Demokratie.

stu/uh (dpa, afp, kna)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen