Spirituell oder feucht-fröhlich? An diesem Tag kann "Mann" sich nicht so recht entscheiden - denn an Christi Himmelfahrt wird in Deutschland traditionell auch der weltliche Vatertag gefeiert.
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Vatertag in Deutschland
Am 40. Tag nach Ostern, dem Feiertag Christi Himmelfahrt, wird in Deutschland der Vatertag begangen. Der Vatertag, auch Herren- oder Männertag genannt, wird seit mehr als 100 Jahren im deutschsprachigen Raum gefeiert.
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Vatertagsausflug
Wenn Christen Himmelfahrt feiern, machen sich in Deutschland viele Männer auf den Weg zu einem Vatertagsausflug: Sie treffen sich zu einer Wanderung oder - wie auf dem Foto - zu einer Fahrradtour. Frauen und Kinder müssen zu Hause bleiben, und die Herren der Schöpfung haben auf jeden Fall genug zu trinken in Form von Alkohol dabei.
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Bollerwagen
Dieser Männer-Treck hat typisches Vatertags-Zubehör dabei: den guten alten Bollerwagen. Alternativ kommen auch Schubkarren und Kinderwagen zum Einsatz, selbstverständlich ohne Kind. Darin transportieren die Ausflügler - ob Vater oder nicht - ihren Getränkevorrat.
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Männer unter sich
Während die einen sich zur Feier des Tages ordentlich anziehen oder mit praktischer Funktionskleidung dem Wetter trotzen, haben sich diese Herren ihrer Kleider entledigt, um in altmodischen Badeanzügen auf Tour zu gehen. An ihrem Feiertag genießen Väter Narrenfreiheit.
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Nach alter Väter Sitte
Der Vatertag wird seit mehr als 100 Jahren gefeiert, seine Rituale haben sich in dieser Zeit kaum verändert - das Rollenbild des Vaters aber schon. Vor einem halben Jahrhundert war der Vater oft eine unnahbare Respektsperson für seine Kinder. Nur selten war er ihnen beim Spielen so nah wie hier der Schauspieler Dieter Borsche seinen Söhnen Ende der 1940er Jahre.
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Moderne Väter
Heute sind Männer in einer Familie weit mehr eingebunden, als das noch eine Generation vorher der Fall war. Jetzt helfen sie auch im Haushalt mit und entlasten so ihre oft ebenfalls berufstätigen Ehefrauen. Bei einigen Familien hat sich das Rollenbild bereits gedreht: Die Ehefrau und Mutter ernährt die Familie, der Gatte ist Hausmann und kümmert sich um Kinder, Küche und Klamotten.
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Spitzenvater
Es kann sich lohnen, ein engagierter moderner Mann zu sein - wie zum Beispiel für Eric Freywald, hier mit Tochter Jette. Freywald ist der "Spitzenvater des Jahres 2013". Mit diesem Titel zeichnet ein Backunternehmen moderne Männer aus, die "sich für ihre Kinder einsetzen und ihrer Ehefrau den Rücken freihalten".
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Spitzenvater 2017
Gut fürs Image: Auch Oliver Blau, hier mit seiner Familie, ist von besagtem Backunternehmen ausgezeichnet worden. Er ist der "Spitzenvater des Jahres 2017".
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Neues Familienmodell
2004 wurde das Adoptionsrecht geändert und auf gleichgeschlechtliche Partner ausgedehnt. Seither gibt es nicht mehr nur die klassische Vater-Mutter-Kind-Familie, sondern auch Familien mit Kindern und zwei Müttern - oder zwei Vätern.
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Einmal im Jahr
Egal ob modern oder konservativ, schwul oder hetero, alleinerziehend oder nicht: Am Vatertag dürfen sich die Väter selbst feiern.
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Trinkgelage und Sauftouren am Vatertag, dem Kirchenfest Christi Himmelfahrt, sind nichts Neues, sondern haben eine jahrhundertelange Tradition. Wie der Volkskundler Alois Döring vom Amt für rheinische Landeskunde des Landschaftsverbandes Rheinland verrät, waren nach christlich-katholischer Tradition an Christi-Himmelfahrt von alters her Bittprozessionen üblich. Sie hätten aber bereits im 16. Jahrhundert ihren religiösen Sinn weitgehend verloren und häufig in Trinkgelagen geendet.
Die Frauen waren's ...
Heutzutage herrscht in Deutschland vielerorts die Meinung, der Vater- oder auch Herrentag, sei eine Erfindung eifersüchtiger Männer, die wie die Mütter auch einen Ehrentag haben wollen - oder noch besser: einen Tag, wo sie mit ihren Geschlechtsgenossen ordentlich einen drauf machen können.
Doch in seiner offiziellen Form wurde er von einer Frau erfunden, der US-Amerikanerin Sonora Louise Dodd. Im Jahr 1909 ehrte sie in einem Gottesdienst, bei dem der gerade erst eingeführte Muttertag das Thema war, ihren Vater William Jackson Smart. Der hatte seine sechs Kinder allein großgezogen, nachdem seine Frau bei der Geburt des jüngsten Kindes gestorben war. In der damaligen Zeit war das alles anderes als selbstverständlich; oft gaben Witwer ihren Nachwuchs in Waisenhäuser. Aus Dankbarkeit machte sich seine Tochter für einen Vatertag stark, der 1910 in den USA erstmals gefeiert wurde. Zum offiziellen Feiertag wurde er erst 1974 von Präsident Nixon ernannt.
Nicht gleichwertig mit dem Muttertag
International erreichte der Vatertag nie den Stellenwert des Muttertags. In Europa hätten in den 1930er Jahren niederländische Zigarrenfabrikanten und Metzger begonnen, den Vatertag als Gegenstück zum etablierten Muttertag zu propagieren, berichtet Volkskundler Alois Döring. Auch in Deutschland habe sich die Sitte dann immer mehr verbreitet. Bald schon hätten auch Junggesellen den Vatertag für sich in Anspruch genommen - "sozusagen als Möchtegern-Väter".
Und so ziehen die Männer auch in diesem Jahr mit dem Bollerwagen landauf und landab, gefüllt mit genügend Proviant und vor allem Bier, um sich selbst zu feiern: Ein Prosit auf alle Väter!