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GlaubeEuropa

Vatikan: Führungsposten jetzt auch für Frauen

5. Juni 2022

Im Vatikan ist die neue Kurienverfassung in Kraft getreten, mit der Papst Franziskus den Behördenapparat der katholischen Kirche neu ordnet. Sie bringt einen großen Fortschritt für Frauen.

Italien | Petersdom in Rom
Der Petersdom im Vatikan in Rom Bild: Matteo Nardone/Pacific Press/picture alliance

Das Reformwerk trägt den lateinischen Titel "Praedicate Evangelium" (Verkündet das Evangelium). Nach Ansicht von Kirchenkennern manifestiert sich darin ein deutlicher Reformwillen des 85 Jahre alten Oberhauptes der katholischen Kirche. Wichtigster Punkt der neuen Verfassung: Laien - und damit auch Frauen – können künftig Dikasterien - so etwas wie Ministerien im Vatikan und damit die höchsten Kurienämter - leiten. Das war zuvor lediglich Kardinälen und Erzbischöfen und damit ausschließlich Männern vorbehalten.

Außerdem stellt Franziskus die Kurie nunmehr stärker in den Dienst der Bischöfe in der Welt. In dem rund 50 Seiten umfassenden Dokument mit 250 Paragrafen spricht er von einer "gesunden Dezentralisierung" und davon, den "Hirten" Kompetenz zu überlassen.

Papst Franziskus öffnet den Behördenapparat des Vatikan für Frauen (Archivbild)Bild: Andrew Medichini/AP Photo/picture alliance

Das Dokument erschien unangekündigt am 19. März dieses Jahres. Es war aber schon länger erwartet worden. Ein Rat hatte sich über Jahre mit der Ausarbeitung beschäftigt. Die neue Verfassung löste die bis dato geltende Ordnung "Pastor Bonus" (der gute Hirte) von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1988 ab.

Franziskus ordnete ferner die Räte, Kongregationen und Dikasterien neu und vereinheitlichte ihre Bezeichnung. Sie laufen nun alle unter der Kategorie Dikasterium. An erster Stelle steht das Dikasterium für Evangelisierung, dem der Papst selbst vorsteht. Dies gilt als ein Zeichen des argentinischen Papstes, die Verbreitung des Glaubens stärker zu gewichten. Das Almosenamt, das sich um die Belange Bedürftiger kümmert, wertete der Pontifex ebenfalls zum Dikasterium auf. 

Franziskus wirbt für "Kultur des Friedens"

Zum Pfingstfest setzte sich Papst Franziskus ausdrücklich für eine "Kultur des Friedens" ein. Die Welt sei geprägt von den Pandemie-Folgen, von Hunger und Leid in vielen Teilen der Erde, sagte er in einer Videobotschaft am Samstagabend. Zudem gebe es Krieg - "Krieg zwischen Brüdern, Krieg unter Christen", so der 85-Jährige mit Blick auf die "Invasion der Ukraine". Die schwierige Lage im Jemen, im Libanon sowie das "Martyrium" der muslimischen Rohingya-Minderheit sprach er ebenfalls an.

Besonders Staatenlenker sollten sich für friedliche Konfliktlösungen einsetzen, mahnte der Papst - ohne konkrete Namen zu nennen. Die Geschichte werde ein Urteil über ihre Bemühungen fällen. Doch auch jeder Einzelne sei aufgerufen, in seinem Alltag Liebe zu verbreiten und den Hass zu besiegen. Auf diese Weise könne es gelingen, die Welt zu verändern. Frieden beginne in den Familien, in den persönlichen Beziehungen. Auch Feindesliebe, Liebe für Andersdenkende gehöre dazu, betonte das katholische Kirchenoberhaupt.

Papst wendet sich gegen Egoismus

Bei einem Gottesdienst an Pfingstsonntag kritisierte Franziskus den Egoismus in der heutigen Gesellschaft. "Der weltliche Geist drängt uns, uns nur auf unsere eigenen Probleme und Interessen zu konzentrieren", predigte das Kirchenoberhaupt im Petersdom in Rom. Die Menschen fokussierten sich so nur auf die Notwendigkeit, relevant zu erscheinen, und auf die mühsame Verteidigung der eigenen nationalen Identitäten und Gruppenzugehörigkeiten.

Ein gewöhnungsbedürftiges Bild: Papst Franziskus im Rollstuhl Bild: picture alliance/dpa/AP

Franziskus leitete die Messe an dem für Christen wichtigen Feiertag nicht selbst, sondern ließ sich vom Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re, vertreten. Wegen seines Knieproblems saß der 85-Jährige am Rand des Altars. Die Predigt hielt er aus einem Rollstuhl.

An Pfingsten kam der biblischen Überlieferung zufolge der Heilige Geist auf die Apostel herab, und alle redeten in anderen Sprachen, wodurch sie mit den verschiedenen Volksgruppen in Jerusalem kommunizieren konnten. Das Ereignis steht für die Einheit der Gläubigen und wird deshalb als Kirchengründung verstanden.

kle/se (dpa, kna, ape)

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