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Glaube

Vatikan und China verlängern umstrittenes Geheimabkommen

22. Oktober 2022

Der Vatikan hat das umstrittene Geheimabkommen mit der Volksrepublik China um weitere zwei Jahre verlängert. Die Vereinbarung ermöglicht die Ernennung von Bischöfen im wechselseitigen Einvernehmen.

Symbolbild | China - Vatikan | Verlängerung Abkommen zur Ernennung von Bischöfen
Sicherheitskräfte patrouillieren vor der katholischen Wangfujing-Kirche in Peking (Archivbild)Bild: Mark Schiefelbein/AP Photo/picture alliance

"Die vatikanische Seite ist gewillt, den respektvollen und konstruktiven Dialog mit der chinesischen Seite weiterzuführen", teilte der Vatikan mit. Ob der Vertrag vor der Verlängerung überarbeitet wurde, ist nicht bekannt. Die Beziehungen beider Seiten sollten mit dem Ziel weiterentwickelt werden, "die Mission der katholischen Kirche und das Wohl des chinesischen Volkes zu fördern", heißt es in einer Verlautbarung, die auch auf Chinesisch vom Vatikan verbreitet wurde. Mitte September hatte Papst Franziskus auf seiner Reise nach Kasachstan erklärt, er sei jederzeit für einen Besuch in China bereit.

Mit dem Abkommen legten der Vatikan und Peking fest, gemeinsam Bischöfe in dem Land mit ungefähr 1,4 Milliarden Einwohnern zu ernennen. Wie das genau abläuft, ist allerdings unklar, da der Text unter Verschluss gehalten wird. Normalerweise hat der Papst bei Bischofsernennungen das Sagen. Kritiker befürchten deshalb eine Einmischung Chinas in die Religion.

Die vorläufige Vereinbarung wurde 2018 geschlossen und zwei Jahre später erstmals verlängert. Seitdem erhielten "sechs 'geheime' Bischöfe eine Registrierung", erklärte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin - die Nummer zwei hinter Franziskus - in einem Interview der Vatican News. Parolin gilt als Architekt des Abkommens.

Parolin: "Viele Schwierigkeiten"

In China gibt es eine offiziell anerkannte katholische Gemeinschaft und einen romtreuen Kirchenteil, der im Untergrund arbeitet. Die Position der sechs Bischöfe wurde mit der Registrierung laut Parolin schließlich offiziell gemacht. Der 67-Jährige sprach zudem von "vielen Schwierigkeiten" für das Leben der katholischen Gemeinden in dem von der Kommunistischen Partei regierten Land. Nach Schätzungen umfasst die katholische Gemeinde Chinas etwa zehn Millionen Gläubige.

Kardinal Pietro Parolin (rechts), hier bei der Neujahrsmesse 2021 in RomBild: Alessandra Tarantino/POOL/AFP/Getty Images

Kritiker der Vereinbarung monieren, dass diese das Leben katholischer Christen in der Volksrepublik nicht verbessere. Zudem würden Mitglieder der sogenannten Untergrundkirche weiter ins Abseits gedrängt.

Derzeit muss sich der ehemalige Hongkonger Bischof, der 90-jährige Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, mit fünf weiteren Angeklagten in China vor Gericht verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, einen inzwischen aufgelösten Fonds zur Unterstützung von Demokratieaktivisten nicht ordnungsgemäß registriert zu haben. Medienberichten zufolge soll die Polizei zudem wegen des Vorwurfs einer "Absprache mit ausländischen Mächten" zu den Angeklagten ermitteln.

Das EU-Parlament forderte im Juli die Einstellung des Verfahrens gegen Zen und andere Unterstützer der Demokratiebewegung. Den Vatikan riefen die Abgeordneten in einer Entschließung auf, "seinen Druck auf die chinesischen Staatsorgane zu verstärken" und auf ein Ende von Verfolgungen und Menschenrechtsverletzungen zu drängen. Der Kardinal gehört zu den prominenten Kritikern der Regierung in Peking und deren Religionspolitik, zuletzt zunehmend auch des Vatikans und dessen China-Politik.

kle/jj (dpa, kna, afpe, rtre, ape)

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