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Vattenfall fällt tief

18. Juli 2007

Auch der Europa-Chef des Energieversorgers muss seinen Hut nehmen. Zuvor hatte die Bundeskanzlerin die Informationspolitik des Unternehmens kritisiert. Ein Reaktor musste erneut heruntergefahren werden.

Klaus Rauscher (Quelle: AP)
Manager Rauscher: Letzte Woche in Erklärungsnot, ab heute ohne JobBild: AP

Die Pannen und das Image-Desaster des Energieversorgers Vattenfall nehmen kein Ende: Nachdem das Unternehmen am Montag (16.7.2007) den Geschäftsführer seiner Atomsparte, Bruno Thomauske, entlassen hatte, folgte am Mittwoch der Rücktritt von Europa-Chef Klaus Rauscher. Es sei nicht zu verkennen, dass die Vorgänge der vergangenen Wochen dem Ansehen des Unternehmens geschadet hätten, sagte Rauscher. Es seien Fehler gemacht worden, für die er als Vorstandschef die Verantwortung zu tragen habe. Mit Rauschers Aufgaben wurde vorläufig das Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Cramer betraut.

Unterdessen wurde das Atomkraftwerk des Betreibers in Brunsbüttel heruntergefahren, um das Öl in einem Eigenbedarfstransformator zu wechseln. Grund waren auffällige Werte in dessen Ölkreisläufen. Der Vorfall sei nicht meldepflichtig, man habe der Atomaufsicht in Kiel aber trotzdem Bescheid gegeben.

Atom-Mängelliste endlich veröffentlicht

AKW Brunsbüttel wieder herunter gefahrenBild: dpa

Die Behörde teilte mit, dass auch 185 angeforderte Sicherheitsnachweise von Vattenfall vorgelegt worden seien. Über 100 von ihnen seien von unabhängigen Gutachtern bereits als positiv bestätigt worden. Gut 400 weitere würden geprüft. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erklärte unter Berufung auf Kenner der Liste, im Juni 2006 habe die Sicherheitsprüfung des Reaktors rund 165 prekäre Punkte aufgewiesen. Dabei sei es in erster Linie um fehlende Sicherheitsnachweise etwa zur Bruchfestigkeit von Leitungen sowie den Schutz vor Anschlägen gegangen.

Die periodische Sicherheitsüberprüfung, um deren Ergebnisse es geht, war 2001 vorgenommen worden. Vattenfall hatte sich rund ein Jahr gegen die Veröffentlichung der Mängelliste juristisch gewehrt und ihr erst am Dienstag zugestimmt.

Merkel kritisiert Vattenfall offen

Vor einem Jahr noch einträchtig: Kanzlerin Merkel, Vattenfall-Manager Josefsson (l.), Rauscher (2.v.l.). Mit dabei, Brandenburgs Ministerpräsident PlatzeckBild: AP

Bundeskanzlerin Merkel kritisierte die Informationspolitik des Betreibers Vattenfall als "nicht akzeptabel". Deshalb halte sich ihr "Mitleid in Grenzen", sagte sie auf ihrer Bilanzpressekonferenz in Berlin. Die CDU halte die friedliche Nutzung der Atomenergie für verantwortlich, fügte Merkel hinzu. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte auf der Sommertagung der CSU-Landesgruppe im oberfränkischen Kloster Banz: "Ich sehe überhaupt keinen Weg zu einem Ausstieg aus der Atomenergie."

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller (SPD), sieht die Abschaltung der Kernkraftwerke dagegen als ein Gebot ökonomischer und ökologischer Vernunft. Die Atomkraft sei mit erheblichen Risiken verbunden. (rri)

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