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Politik

Venezuela und der Einfluss Kubas

Evan Romero-Castillo | Gabriel González Zorrilla
10. März 2019

Die Vereinigten Staaten werfen Kuba vor, die politische Elite Venezuelas, seine Streitkräfte und seine Geheimdienste zu kontrollieren. Havanna streitet dies ab und fordert Washington auf, Beweise vorzulegen.

Venezuela Maduro Armee Zeremonie Beförderung
Beförderungsfeier venezolanischer Militärangehöriger Bild: Twitter/Nicolás Maduro

Für US-Präsident Donald Trump ist der venezolanische Präsident Nicolás Maduro eine "kubanische Marionette". Bei einer Rede Ende Februar in Florida hatte Trump zudem Kuba vorgeworfen, Militäreinheiten in Venezuela stationiert zu haben, und drohte unverhohlen mit einer militärischen Intervention, um in Caracas dem selbsternannten Übergangspräsidenten Juan Guaidó an die Macht zu verhelfen.

Die kubanische Regierung reagierte prompt. Die Anschuldigungen seien niederträchtig, sagte Kubas Außenminister Bruno Rodríguez und forderte die USA auf, Beweise für die angebliche Stationierung von Truppen und die Infiltration des Militärs in Venezuela vorzulegen.

Die Vorwürfe an die Adresse Kubas werden jedoch nicht nur von den USA erhoben, sondern auch von der Organisation amerikanischer Staaten (OAS), Nichtregierungsorganisationen und ehemaligen Angehörigen der venezolanischen Streitkräfte.

Solidarität mit Tradition: Kubas Präsident Díaz-Canel und Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. Bild: Getty Images/AFP/E. Mastrascusa

"Der kubanische Außenminister fordert unwiderlegbare Beweise, weil Caracas und Havanna sie gut verstecken", sagt Dr. Ivo Hernández vom Institut für Politikwissenschaft an der Universität Münster. Präsident Maduro habe die Kontrolle über die im Land verbreiteten Informationen und halte Daten über die Wirtschaftsindikatoren wie die reale Inflationsrate, aber auch Informationen über den Grad der kubanischen Präsenz in Kuba unter Verschluss. "Aber es haben schon genügend ehemalige Mitglieder der venezolanischen Streitkräfte den starken Einfluss der kubanischen Militärs beschrieben", meint Ivo Hernández gegenüber der Deutschen Welle.  

Indirekte Beweise

Evan Ellis, Professor am Institute für Strategic Studies (SSI) am Army War College in Carlisle im US-Bundesstaat  Pennsylvania geht davon aus, dass es genug indirekte Beweise für einen kubanischen Einfluss auf die venezolanischen Streitkräfte gibt. "Wenn die USA Informationen haben, dann sind sie natürlich streng geheim", sagt Ellis im Gespräch mit der DW. "Wenn die US-Amerikaner diese Informationen auf den Tisch legen, gewinnen ihre Anschuldigungen zwar an Glaubwürdigkeit; sie gefährden aber unter Umständen das Leben ihrer Informanten und legen ihre Untersuchungsmethoden offen", betont Ellis.

Für den US-Militärexperten sind die Aussagen vieler Venezolaner unbestreitbar, die darüber berichten, tagtäglich direkten Kontakt mit Kubanern zu haben. Darunter seien Lehrer, Sporttrainer, Ärzte, Techniker und Militärs. "Es ist nicht auszuschließen, dass ein Teil von ihnen mit dem kubanischen Geheimdienst zusammenarbeitet", meint Ellis.

Hugo Chávez und Fidel Castro trafen sich erstmals 1994 in Kuba. Bild: Getty Images

Und wann begann Kuba, seinen Einfluss in Venezuela auszubauen? In dieser Frage sind sich die Experten nicht ganz einig. Einige meinen, dass dieser Einfluss schon vor dem Putschversuch gegen den ehemaligen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez am 11. April 2002 bestand. Auf jeden Fall gilt dieses Ereignis unter den Beobachtern als Wendepunkt.

Revolutionärer Expansionismus

Dass die kubanische Führung unter Fidel Castro kurz nach der Revolution von 1959 aktiv Versuche unternahm, das kubanische Revolutionsmodell in andere Länder - darunter auch Venezuela - zu exportieren, ist unbestritten. "Castros Pläne konnten erst verwirklicht werden, als in Caracas ein manipulierbares Individuum an die Macht kam. Diese Person war Hugo Chávez, der Venezuela von 1999 bis zu seinem Tod 2013 regierte", sagt Ivo Hernández. Seiner Ansicht nach begann Kuba vor über 15 Jahren, die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Kontrollsysteme, die es von der Sowjetunion übernommen hatte, nach Venezuela zu exportieren.

"Tage der Unterwerfung" (Días de sumisión) heißt das Buch, in dem der venezolanische Journalist Orlando Avendaño Castros expansionistische Pläne für Venezuela lange vor der Regierungszeit von Hugo Chávez beschreibt. "Meine Recherchen konzentrieren sich auf den Zeitraum von 1959 bis 1994, dem Jahr, als sich Castro und Chavez erstmals trafen und letzterer sofort von Castro hypnotisiert war", erzählt Avedaño. Anhand zahlreicher Quellen und Interviews mit Zeitzeugen schildert Avedano die frühe kubanische Unterstützung revolutionärer Gruppierungen in Venezuela und die Verwicklung in den Putschversuch vom 4. Februar 1992, der von einem jungen Oberstleutnant namens Hugo Chávez angeführt wurde. "Der Rest ist Geschichte", sagt Orlando Avedaño.