Venizelos zum neuen Sozialisten-Chef gewählt
19. März 2012Für die griechischen Sozialisten beginnt eine neue Ära: Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos ist am Sonntag zum neuen Vorsitzenden der sozialistischen Partei PASOK gewählt worden. Venizelos tritt die Nachfolge des bisherigen Parteichefs und früheren Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou an.
Hohe Zustimmung für Venizelos
Nach Auszählung von mehr als 50 Prozent der Wahlzettel kam Venizelos auf etwa 97 Prozent der Stimmen, wie die zuständige Wahlkommission mitteilte. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. An der Urabstimmung beteiligten sich nach ersten Schätzungen mehr als 200.000 Parteimitglieder und Unterstützer der Sozialisten. Das sei fast doppelt so viel wie von den Organisatoren erwartet worden war, hieß es aus Parteikreisen.
Die Panhellenische Sozialistische Bewegung (PASOK) ist unter anderem wegen der Finanzkrise schwer angeschlagen. Wegen des strikten Sparkurses der Regierung büßte sie deutlich an Zustimmung in der Bevölkerung ein. Umfragen deuteten zuletzt auf ein desaströses Ergebnis bei der vorgezogenen Parlamentswahl hin, die spätestens Anfang Mai stattfinden soll. Kam die Partei im Jahr 2009 noch auf 44 Prozent der Stimmen, liegt sie derzeit in Umfragen bei neun bis 15 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit Gründung der Partei 1974.
Venizelos verspricht Neustart
Der 55-Jährige kündigte in einer Fernsehansprache am Sonntagabend an, er wolle seiner Partei und dem Land zu einer "Wiedergeburt" verhelfen. Die Menschen hätten gezeigt, dass "PASOK ihre Seele nicht verloren hat". Zudem erklärte Venizelos, er sei sich bewusst, welche Fehler die Sozialisten gemacht hätten und wie verbittert die Menschen seien. Griechenland könne aber jetzt hoffen, so Venizelos. Das Land brauche nun "Arbeit und Solidarität".
Venizelos spielte eine Schlüsselrolle bei den Verhandlungen über das internationale Hilfspaket für das hochverschuldete Griechenland. Nun will er sein Amt als Finanzminister aufgeben, um sich ganz dem Wahlkampf zu widmen.
Schwere Ausschreitungen in Athener Olympiastadion
Unterdessen kam es in der Hauptstadt Athen zu Ausschreitungen während eines Fußballspiels. Die Begegnung zwischen Panathinaikos Athen und Olympiakos Piräus musste nach schweren Zusammenstößen zwischen Randalierern und der Polizei abgebrochen werden.
Hooligans hatten dutzende Molotow-Cocktails auf die mit etwa 50.000 Zuschauern besetzten Tribünen und das Spielfeld geworfen. Im Stadion brannte es an etwa 30 Stellen, berichteten griechische Medien. Zahlreiche Personen wurden festgenommen. Vier Polizisten wurden verletzt, zwei von ihnen schwer.
kis/det (dpa, rtr, afp, dapd)