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Verbrechen in Nigeria: Shell vor Gericht

12. Februar 2019

Mehr als zwei Jahrzehnte lang haben vier Witwen dafür gekämpft, von einem Gericht angehört zu werden. In Den Haag berichteten die Frauen nun von den Hinrichtungen ihrer Männer - und was Shell damit zu tun haben soll.

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Umweltverschmutzung im NigerdeltaBild: Katrin Gänsler

Der britisch-niederländische Ölmulti Shell muss sich in den Niederlanden wegen Menschenrechtsverbrechen in Nigeria verantworten. Vier Witwen des Volkes der Ogoni werfen dem Konzern vor, die nigerianische Militärregierung in den 90er Jahren bei der Verhaftung und Ermordung ihrer Männer unterstützt zu haben. "Über Jahre hat Shell dafür gekämpft, dass dieser Fall nicht vor Gericht verhandelt wird", sagte die Klägerin Esther Kiobel laut Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation unterstützt die Frauen.

Die Ogoni hatten im Niger-Delta gegen die Verschmutzung ihres Lebensraumes durch die Ölförderung gekämpft. Der Protest wurde von Diktator Sani Abacha 1995 blutig niedergeschlagen. Shell, das seinen Firmensitz in den Niederlanden hat, hatte enge Verbindungen zur Militärdiktatur. "Die Frauen sind davon überzeugt, dass ihre Männer noch lebten, hätte Shell nicht so schamlos seine eigenen Interessen vorangetrieben und damit die nigerianische Regierung zu der blutigen Niederschlagung der Proteste ermutigt", sagt Amnesty-Experte Mark Dummett.

Keine Visa für zwei Klägerinnen

Mehr als zwei Jahrzehnte dauere der Rechtsstreit inzwischen, doch erst jetzt könnten die Frauen vor einem Richter von ihren Erlebnissen berichten, betont Amnesty. Die Klägerinnen wollen die Komplizenschaft des Unternehmens an der Hinrichtung ihrer Ehemänner nachweisen und eine Entschuldigung sowie Entschädigungen erstreiten. In der Klageschrift wird Shell der Mittäterschaft an der ungesetzlichen Verhaftung und Hinrichtung von neun Männern bezichtigt. Die sogenannten Ogoni Nine, darunter Barinem Kiobel und der Autor Ken Saro-Wiwa, wurden wegen ihres Protests am 10. November 1995 gehängt.

Ölförderanlagen im NigerdeltaBild: picture-alliance/dpa/STR

Die Klage gegen Shell wurde im Juni 2017 von Esther Kiobel und drei weiteren Frauen bei einem Zivilgericht in Den Haag eingereicht. Das Unternehmen sorgte immer wieder für Verzögerungen und bemühte sich, einen Prozess abzuwenden: Shell habe "keine Rolle bei der Verhaftung, dem Prozess und der Hinrichtung dieser Männer gespielt". Esther Kiobel musste 1998 aus Nigeria fliehen und lebt heute in den USA. Zwei der Klägerinnen konnten nicht am Prozessauftakt in Den Haag teilnehmen, weil sie keine Visa erhielten.

Im Niger-Delta wird seit den 50er Jahren Öl gefördert. Sümpfe und Flussarme sind verseucht. Die Lebensbedingungen des dort ansässigen Ogoni-Volkes wurden nachhaltig beeinträchtigt. Bis heute ist das Trinkwasser mit Öl verschmutzt und Landwirtschaft durch Öllachen auf den Böden unmöglich. Der Ölkonzern Shell wehrt sich nach wie vor, dafür die Verantwortung zu übernehmen.

rb/qu (afp, ap, epd)

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