Verdi will nun auch Flughäfen lahmlegen
26. März 2012An diesem Dienstag, einen Tag vor Beginn der entscheidenden Tarifrunde in Potsdam, will die Dienstleistungsgewerkschaft damit den Druck nochmals erhöhen. Sie rief das Bodenpersonal an den großen Flughäfen auf, die Arbeit niederzulegen. Dazu zählen Beschäftigte der Gepäckabfertigung, des Bodenverkehrsdienstes, der Technik, der Sicherheit und der Verwaltung. Die deutschen Flughäfen sind großteils im Besitz der öffentlichen Hand.
Verkehrschaos am Frankfurter Flughafen erwartet
Besonders betroffen von den Warnstreiks dürfte wieder Deutschlands größtes Luftverkehrsdrehkreuz in Frankfurt am Main sein. Nach Angaben von Verdi soll dort von 5.30 Uhr bis 14.30 Uhr möglichst keine Maschine abheben. Man rechne mit 2000 Mitarbeitern der Frühschicht, die sich am Ausstand beteiligten, hieß es. "Es wird voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf den Flugverkehr geben", sagte denn auch ein Sprecher der Betreibergesellschaft Fraport. für den Frankfurter Flughafen ist es nicht der erste Streik in diesem Jahr. Im Februar hatten die Vorfeld-Mitarbeiter mit Unterbrechungen zwei Wochen lang die Arbeit ruhen lassen - insgesamt fielen 1800 Flüge aus.
Auf dem Airport Frankfurt soll nach Angaben der Lufthansa von 5.30 Uhr bis 14.30 Uhr gestreikt werden. Warnstreiks gibt es auch an den Flughäfen München (6.00 Uhr - 14.00 Uhr), Düsseldorf (8.00 Uhr - 14.00 Uhr), Köln (00.00 Uhr - 12.00 Uhr) und Stuttgart (06.00 Uhr - 11.00 Uhr). Laut Gewerkschaft sind in der Frühschicht auch auf kleineren Airports - etwa in Dortmund, Hannover und Bremen - Arbeitsniederlegungen geplant.
Lufthansa streicht mehr als 400 Verbindungen
Die größte deutsche Airline, die Lufthansa, strich nach eigenen Angaben bereits 428 Flüge. Im Durchschnitt bedient die Gesellschaft täglich rund 1800 Verbindungen. Weitere Ausfälle seien nicht ausgeschlossen und würden im Internet veröffentlicht, teilte ein Sprecher in Frankfurt am Main mit. Die Passagiere können kostenlos umbuchen oder ihre Verbindungen stornieren. Für Inlandsflüge stehen Fernzüge der Deutschen Bahn als Alternative bereit. Ähnliche Maßnahmen ergriff Deutschlands zweitgrößte Fluglinie Air Berlin.
Bsirske sieht eine 50:50 Chance
Verdi-Chef Frank Bsirske drohte den Arbeitgebern nochmals mit einem unbefristeten Streik. "Die Chancen stehen 50 zu 50", sagte er in Stuttgart. Die Dienstleistungsgewerkschaft verlangt für die rund zwei Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen 6,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro zusätzlich pro Monat. Die Arbeitgeber unter ihrem Verhandlungsführer Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich boten bisher 3,3 Prozent mehr, bei einer Laufzeit von zwei Jahren, und eine Einmalzahlung.
Am Montag beteiligten sich laut Verdi rund 34.000 Menschen in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern an den Warnstreiks für höhere Löhne. Die Arbeit ruhte vor allem im Nahverkehr, bei der Müllabfuhr, in Verwaltungen oder in Kitas. An diesem Dienstag sind neben den Warnstreiks an den Flughäfen flächendeckend ganztägige Arbeitsniederlegungen in Hamburg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland geplant.
qu/se/kle (rtr, dpa)