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ErnährungssicherheitAfrika

Vereinte Nationen warnen vor mehr Hunger in Afrika

Privilege Musvanhiri
3. August 2025

Die Zahl der hungernden Menschen weltweit ist 2024 zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Afrika bildet jedoch die Ausnahme: Konflikte, Klimawandel und wirtschaftliche Schocks verschärfen Hunger und Unterernährung.

Eine Familie pflanzt Erdnüsse in Kachinga, Region Karamoja, Uganda.
Obwohl ganze ländliche Gemeinden von der Landwirtschaft abhängig sind, ist dieser Sektor nach wie vor chronisch unterfinanziert. Bild: Badru Katumba/AFP/Getty Images

60 Prozent der hungernden Menschen weltweit werden bis 2030 aus Afrika kommen - das prognostiziert ein neuer globaler Bericht von fünf Organisationen der Vereinten Nationen. Der Bericht besagt, dass mehr als jeder fünfte Mensch auf dem afrikanischen Kontinent - insgesamt etwa 307 Millionen Menschen - im Jahr 2024 chronisch unterernährt war. Insgesamt ist Hunger damit heute weiter verbreitet ist als noch vor 20 Jahren.

Eine der wichtigsten Zahlen aus dem Bericht "State of Food Security and Nutrition in the World" (SOFI): Rund 673 Millionen Menschen, oder 8,2 Prozent der Weltbevölkerung, litten 2024 unter Hunger, gegenüber 8,5 Prozent im Jahr 2023. "Die extreme Ernährungsunsicherheit wird durch Konflikte verursacht, und wir haben die größte Anzahl von Konflikten seit einem Jahrzehnt", sagte Alvaro Lario, Präsident des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), gegenüber der DW.

Viele afrikanische Länder sind nach wie vor auf importierte Nahrungsmittelhilfe angewiesen, die aufgrund weltweiter Kürzungen der Finanzmittel versiegt ist.Bild: Privilege Musvanhiri/DW

Steigende Lebensmittelinflation

Die Kluft zwischen der weltweiten Lebensmittelpreisinflation und der Gesamtinflation erreichte im Januar 2023 ihren Höhepunkt, was die Kosten für Lebensmittel in die Höhe trieb und einkommensschwache Länder am härtesten traf, heißt es in dem Bericht. "Hunger schürt zukünftige Instabilität und untergräbt den Frieden", sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres in einer Videobotschaft an einen Ernährungsgipfel in Äthiopien

Produktivitätssteigerungen halten nicht Schritt mit dem hohen Bevölkerungswachstum und den Auswirkungen von Konflikten, extremen Wetterereignissen und Inflation. Konflikte in Krisengebieten wie dem Sudanund der Demokratischen Republik Kongo führen dazu, dass Menschen in extremen Umständen leben müssen.

Dazu kommt die Überschuldung vieler Länder, wegen der viele Regierungen keine finanziellen Spielräume zur Hungerbekämpfung haben. "Viele afrikanische Länder haben Schwierigkeiten, ihre Schulden zurückzuzahlen", sagte Lario gegenüber der DW und fügte hinzu, dass hohe Zinsen für Schulden 10 bis 25 Prozent der öffentlichen Ausgaben ausmachen. „Dies lenkt eindeutig einen Großteil der potenziellen Investitionen ab. Wir möchten viele dieser Länder mit Schuldenerlass oder Zinszahlungen unterstützen", sagte er.

Die Dürre hat die Ernährungssicherheit in Ländern wie Simbabwe gefährdet.Bild: Privilege Musvanhiri/DW

Hohe Kosten für gesunde Ernährung 

Laut dem SOFI-Bericht ist der Prozentsatz und die Anzahl der Menschen, die sich keine gesunde Ernährung leisten können, in großen Teilen Asiens sowie Lateinamerika, der Karibik, Nordamerika und Europa deutlich zurückgegangen. Im Gegensatz dazu stieg er in Afrika von 64,1 Prozent im Jahr 2019 auf 66,6 Prozent im Jahr 2024, was einem Anstieg von 864 Millionen auf 1 Milliarde Menschen entspricht. Auch in West-Asien wurde ein Anstieg dokumentiert - was sich maßgeblich auf den Gazastreifen zurückführen lässt, den die Organisationen in dieser Region verorten.

In einigen Ländern wie Nigeria waren die stärksten Preisanstiege bei stärkehaltigen Grundnahrungsmittelnund Ölen zu verzeichnen. Grundnahrungsmittel bilden den Kern der Ernährung der ärmsten Haushalte, und solche Preisanstiege können die Ernährungssicherheit und Ernährung hart treffen. "Wo die Ernährung am wenigsten erschwinglich ist, sind gleichzeitig die Verschwendungs- und Wachstumsverzögerungsraten am höchsten", sagte Tendai Gunda, Ernährungswissenschaftlerin im Bereich der öffentlichen Gesundheit, der DW.

Sie fügte hinzu, dass Preis- und Einkommensdynamiken mittlerweile einer der Hauptgründe dafür ist, dass Unterernährung, Mangelernährung, Mikronährstoffmangel und ernährungsbedingte nichtübertragbare Krankheiten fortbestehen.

Welche Maßnahmen sollten Regierungen ergreifen?

Organisationen für Ernährungssicherheit fordern mehr politischen Willen, starke öffentliche Finanzierung und Entwicklungspläne, um Ernährungssouveränität zu erreichen.

Hilfsorganisationen in Afrika spüren Trumps Sparkurs

03:35

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"Es ist wichtig, dass sich mehr Länder darauf konzentrieren, ihren Bedarf selbst decken zu können, damit viele Kleinbauern nicht nur produzieren, sondern auch auf Märkten verkaufen können", sagte IFAD-Präsident Lario. "Investitionen wären von grundlegender Bedeutung, wenn wir sowohl Armut als auch Hunger in ländlichen Gebieten bekämpfen wollen."

Aus Sicht von Ernährungswissenschaftlerin Gunda sollten Regierungen Lebensmittel-Lieferketten als kritische Versorgungsobjekte einstufen. Das bedeutet auch, dass innerafrikanische Handelskorridore für Agrarprodukte leistungsfähiger werden sollen. "Die Ernährungsgovernance sollte durch die Finanzierung multisektoraler Lebensmittel- und Ernährungsräte unterstützt werden", sagte Gunda. Sie empfiehlt auch, den Zugang von Frauen zu Landnutzung und Krediten zu stärken - denn so ließe sich nachweislich die Gesundheit von Kindern und Müttern verbessern.

Adaptiert aus dem Englischen von Silja Fröhlich.