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Politik

Verfassungsschutz ermittelt gegen Ditib

24. Januar 2017

Der größte Islamverband Deutschlands, Ditib, gerät wegen der Spitzelvorwürfe weiter unter Druck. So sollen Ditib-Imame Informationen über Gegner von Staatspräsident Erdogans an türkische Konsulate übermittelt haben.

Auch das türkische Generalkonsulat in München soll Informationen über Gülen-Anhänger erhalten haben
Auch das türkische Generalkonsulat in München soll Informationen über Gülen-Anhänger erhalten habenBild: picture alliance/dpa/M.- C. Hurek

So berichtet der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz, dass Berichte mit den Namen angeblicher Gülen-Anhänger den Religionsattachés der türkischen Generalkonsulate in Köln, Düsseldorf und München zugestellt wurden. Einen entsprechenden Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" bestätigte auch ein Sprecher des Düsseldorfer Innenministeriums. Die drei Listen umfassten insgesamt 28 Personennamen und elf Institutionen. Der Zeitung zufolge sollen Ditib-Imame die Listen erstellt haben, auf denen auch fünf Lehrer aus NRW aufgeführt seien.

Eine der größten Ditib-Moscheen in Deutschland steht in Duisburg-MarxlohBild: Imago/Reichwein

Staatliche Religionsbehörde

Der muslimische Geistliche Fethullah Gülen gilt in der Türkei als Staatsfeind. Die Regierung in Ankara macht den in den Vereinigten Staaten lebenden Gegner von Präsident Recep Tayyip Erdogan für den Putschversuch im Juli 2016 verantwortlich. Die Ditib hatte jüngst eingeräumt, "fälscherweise" seien einzelne Ditib-Imame einer Aufforderung der Diyanet gefolgt. Sie hätten Informationen über angebliche Anhänger des Predigers Fethullah Gülen nach Ankara geschickt. Diyanet ist eine staatliche Organisation für religiöse Angelegenheiten in der Türkei. Sie ist direkt dem Ministerpräsidenten unterstellt. Die Behörde hat rund 100.000 Mitarbeiter und einen jährlichen Etat von gut einer Milliarde Euro.

ZdK will Dialog

Trotz der Kritik an Ditib plädiert das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) dafür, den Dialog mit dem deutsch-türkischen Moscheeverband Ditib einstweilen fortzusetzen. "Ich kann nur davor warnen, bereits jetzt die gesamte Ditib in Verruf zu bringen", sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn.

Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen KatholikenBild: picture-alliance/dpa/V. Lannert

Sternberg weist jedoch auch darauf hin, dass der künftige Umgang mit dem unstrittenenen Verband von den Untersuchungsergebnissen der Behörden abhängt. "Wir wissen derzeit noch nicht, wohin sich das alles entwickelt", betonte Sternberg, der zugleich auf Aufklärung der Vorwürfe drängte. "Wenn sich allerdings herausstellen sollte, dass Ditib es nicht schafft, sich in einem stärkeren Maße als bisher zu verselbständigen, dann wird sich die gesamte Dialogarbeit mit den Verbänden neu orientieren und sortieren müssen."

cgn/mak (dpa, kna)

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