1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Vergangenheitsbewältigung in Estland

8. März 2002

- Acht ehemalige sowjetische Funktionäre demnächst wegen Vorwurfs der Beteiligung an den Deportationen von 1949 vor Gericht

Tallinn, 6.3.2002, BNS, engl.

Ein Gericht in Saaremaa (Estland vorgelagerte Insel - MD) wird demnächst den Prozess gegen acht ehemalige Mitarbeiter des sowjetischen Innenministeriums eröffnen, die 1949 an Massendeportationen von Bewohnern dieser westestnischen Insel nach Sibirien beteiligt waren. Einer der Angeklagten, der 74-jährige Rentner Heino Laus aus der Inselhauptstadt Kuressaare, erklärte, er habe sich entgegen den Vorwürfen keiner Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht, berichtete die regionale Zeitung "Meie Maa". "Man kann mich der Justiz überstellen, aber ich bin unschuldig...", sagte Laus. Im März 1949 habe er sich in Urlaub befunden, sein Vorgesetzter habe ihn aber zum Dienst zurückbeordert. "Als Polizist habe ich Befehle ausgeführt, und ich werde auch vor Gericht erklären, dass ich unschuldig bin, denn in einer Organisation militärischen Typs steht über allem der Befehl des Vorgesetzten", so Laus gegenüber der Zeitung...

Im August 1999 wurde ursprünglich ein Strafverfahren gegen zwölf Verdächtige eingeleitet, von denen neun noch am Leben sind. Acht Personen werden sich vor der Justiz verantworten müssen, denn einer von ihnen kann wegen seines gesundheitlichen Zustands nicht vor Gericht gestellt werden. Die Oberste Richterin beim Bezirksgericht, Kristel Pedassaar, erklärte der Zeitung, in Folge des schlechten Gesundheitszustands der Angeklagten könnte sich das Verfahren über lange Zeit hinziehen wie im Falle von Wassilij Riis, eines weiteren ehemaligen Mitarbeiters des sowjetischen Sicherheitsdienstes. Da sich die Angeklagten in ein und demselben Verfahren zu verantworten hätten, müssten sie alle vor Gericht erscheinen...Bleibe einer der Angeklagten dem Gericht fern, so müsse die Verhandlung vertagt werden, so Pedassaar. Der Prozess soll im Herbst beginnen. (TS)